Norderstedt. Norderstedter Model bekommt tolles Feedback von Heidi Klum. Und muss sich doch gegen jede Menge Hassrede im Netz wehren.

„Heute muss ich wirklich mal die Taschentücher rausholen“, sagte Heidi Klum, lässig die Beine übereinander geschlagen, auf ihrem Barhocker am Catwalk in Los Angeles sitzend und den Models direkt in die Augen blickend. Und dann holte sie in der 10. Folge von Germany‘s Next Topmodel (GNTM) zum ganz großen Kahlschlag aus. Gleich sechs Models hatten schlecht abgeliefert und mussten nun die Taschen packen.

Model und Schauspieler Lucas Schwarze (24) aus Norderstedt konnte seine Tasche noch weiter unter dem Bett in seiner exklusiven Penthouse-WG downtown L.A. stehenlassen. Denn Heidis Sense rauschte über ihn hinweg und spaltete ihm kein Haar. Irgendwie kann sich der Lokalmatador aus dem Kreis Segeberg der besonderen Zuneigung von Heidi Klum sicher sein. Was damit zusammenhängt, dass er offenbar immer genau das abliefert, was gewollt wurde.

Im Gegenteil zu Dominik, Felix und Yusupha bei den Jungs und Lilli, Jana und Nuri bei den Mädels. Aus der Traum vom Topmodel-Dasein, zumindest dem Titel gekrönten von Heidi Klums Gnaden. Die Klummsche knuddelte die sechs vom Laufsteg in ihr ganz privates Schicksal herunter. Liebevoll, aber bestimmt. Mit der Aufforderung, weiterzumachen, an sich zu glauben und besser zu werden.

Lucas politische Botschaft an die Hater

Pfeift auf den Hass und die Wut der Hater: Lucas, hier mit Maximilian beim Tokyo-Filmdreh in der 9. Folge.
Pfeift auf den Hass und die Wut der Hater: Lucas, hier mit Maximilian beim Tokyo-Filmdreh in der 9. Folge. © ProSieben | ProSieben

Das war so etwas wie das Mantra der 10. Folge. Spielerisch wollten die Produzenten den Models beipulen, dass sie Selbstbewusstsein, Stärke und Energie ausstrahlen sollen. Egal was andere sagen, sogar egal, was Heidi Klum sagt. Um diese Fähigkeit unter Beweis zu stellen, sollten die Models allesamt ein Reel, also ein Kurzvideo für Soziale Medien wie Instagram oder TikTok, im Penthouse produzieren. Arbeitstitel: „Ich bin einzigartig!“

Und während die anderen Models sich zu teils halsbrecherischen Akrobaten der Selbstdarstellung entwickelten und in der Regel mit allerhand Gezappel umschrieben, was für unfassbar talentierte und hübsche Menschen sie doch seien, entschied sich Lucas ganz intelligent für eine politische und gesellschaftskritische Botschaft.

Selbstbewusstsein: Lucas greift an

Er zeigte sich in seinem Filmchen mit zugeklebtem Mund und den Schildern „Hass“ und „Wut“ in den Händen. Aus dem Off hörte man die skandierenden Hater. „Looser!“ und „Halt die Fresse!“ ist zu hören, ehe Lucas die Schilder wegwirft, sich den Klebestreifen vom Mund reißt, „Stoooooopp!“ brüllt und selbstbewusst in die Kamera textet: „Ich bin Lucas! Und ab jetzt lass‘ ich mir den Mund nicht mehr verbieten! Es gibt keinen Weg zurück! Crazy, wild und voller Liebe!“ Sprach‘s und riss sich das Hemd auf, unter dem ein großes Herz auf dem Unterhemd prangte.

Wow! Es schien in ihm gebrodelt zu haben. Auf TikTok macht er in einem Realtalk-Beitrag klar, was der Hintergrund ist. Unkonstruktive, mobbende, zerstörende und verachtende Hassrede im Netz. Offenbar musste sich Lucas auf seinen Accounts einiges von feigen Hatern gefallen lassen. Lucas gibt sich stark, sagt, das kratze ihn nicht. Aber er gibt zu, dass es Tage gibt, an denen das anders ist. Und dass es Menschen da draußen gibt, die daran echt kaputtgehen.

Es sei kein Argument, dass er sich eben für die Teilnahme an GNTM entschieden habe und deswegen Kritik aushalten müsse, argumentiert Lucas Schwarze. Mit Kritik könne er umgehen. Aber „Beleidigungen und Drohungen“ müsse sich weder er noch sonst irgendjemand gefallen lassen, nur weil er bei GNTM mitmache.

Laufsteg extrem: Lucas meistert die härteste Challenge

Gespannte Aufregung: Lucas (Vordergrund, Mitte) und die anderen Models werden von Topmodel Winnie Harlow über die Challenge informiert.
Gespannte Aufregung: Lucas (Vordergrund, Mitte) und die anderen Models werden von Topmodel Winnie Harlow über die Challenge informiert. © ProSieben | ProSieben

Und dabei immer weiterkommt, dem Ziel entgegen, Germany‘s Next Topmodel zu sein. Selbst beim vielleicht härtesten Laufsteg-Wettbewerb der bisherigen GNTM-Staffel bestand Lucas Schwarze mit Bravour. Das Setting: Schwarzer, pfeilförmiger Laufsteg, schmal, glatt, flankiert mit mächtigen Windmaschinen. Und jedes Model musste dadurch, fünfmal anhalten, Posieren und Abgang, dabei nicht nur schick-schwarze Designer-Mode am Leib, sondern auch noch einen langen schwarzen Tüll-Schleier über dem Kopf, der im Wind irre flatterte.

Heidi Klum und Winnie Harlow warten am Laufsteg auf die Models.
Heidi Klum und Winnie Harlow warten am Laufsteg auf die Models. © ProSieben | ProSieben

Und am Laufsteg-Ende warteten Heidi und ihre Freundin, Topmodel Winnie Harlow, selbst ein Produkt der Fernsehshow, mittlerweile mit allen großen Mode-Designern auf Du-und-Du. Sie predigte das Mantra: „I want to see self-consciousness, strength and power!“

Blick in die Augen von Heidi Klum

Lucas und Heidi – zwei, die sich mögen. Dieses Bild, mit Heidi Klum Händchen haltend, postete Lucas stolz auf Instagram.
Lucas und Heidi – zwei, die sich mögen. Dieses Bild, mit Heidi Klum Händchen haltend, postete Lucas stolz auf Instagram. © ProSieben | ProSieben

Lucas war kurz vor dem Walk über den Laufsteg komplett lost: „Ich wusste nicht, wann ich loslaufen soll! Die Rotoren gingen an, die Musik, es war so laut.“ Lucas entschied sich, zu handeln. „Fuck off. Lauf einfach los!“ Dann erst merkte er, was es bedeutet, in dem Windgestöber zu laufen. „Der Wind war heftig. Ich wiege 96 Kilo und der Wind hat mich fast weggeblasen!“ Doch Lucas liefert. Besonders seine letzte Pose, der Blick über die Schulter, machte Lucas zufrieden. „Die war overdramatic. Aber das erste Mal war ich mit meinem Blick direkt in Heidis Gesicht und ich habe mir nicht in die Hosen geschissen!“

Und die Ladies sind begeistert: „Er hat nicht übertrieben. Er hat nicht zu viel oder zu wenig gemacht. Er war just right!“ Hinterher steht Lucas über das ganze Gesicht strahlend Backstage und freut sich wie ein aufgeregter Teenager: „Ich habe so ein gutes Feedback bekommen. Oh mein Gott!“ Und das klang ein wenig wie: „Nehmt das, ihr widerlichen Hater und Neider im Netz!“