Norderstedt. Norderstedt kulinarisch: Das Abendblatt hat sechs italienische Lokale in Norderstedt besucht. Was die Spezialitäten sind.

Sehnsuchtsort Italien – wer es nicht bis nach Rom, Sardinien oder an die Adria schafft, der kann zumindest kulinarisch nach Bella Italia reisen. Das geht auch in Norderstedt, wo eine Vielzahl von italienischen Restaurants mit Pizza, Pasta, Fisch- und Fleischgerichten die Gäste verwöhnen. Das Abendblatt hat sechs davon einen Besuch abgestattet.

Meister-Pizza: Trattoria da Michele

Michele Casu serviert auch frisches Filet von der Dorade mit leichtem Gemüse.
Michele Casu serviert auch frisches Filet von der Dorade mit leichtem Gemüse. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Es soll Leute mit der festen Überzeugung geben, die Pizza käme gar nicht aus Neapel. Sondern aus New York. Darüber kann Michele Casu nur lächeln. Schließlich ist er gegenüber der Pizza-Stadt Neapel aufgewachsen, auf Sardinien. Und: Er ist „Master di Specializzazione Pizza In Pala“, also Pizzabäcker-Spezialmeister. Wobei „In Pala“ die längliche Pizza ist.

In diesen Tagen sitzt Michele Casu in der Pizzabäcker-Jury in Parma und begutachtet die Kreationen von Pizzabäckerinnen und -bäckern aus aller Welt, die sich dem Wettbewerb um die besten Teigscheiben stellen. „Den Wettbewerb der Pizzabäcker-Meister gibt es seit 31 Jahren“, sagt Michele Casu stolz. Ebenso stolz ist der Sarde darauf, seit 14 Jahren Inhaber der Trattoria da Michele am Rugenbarg 74h zu sein.

Die Trattoria da Michele zeichnen noch zwei Dinge aus. „Ich habe als Einziger in der Region einen Pizza-Ofen, der mit Holz befeuert wird, mit Buchenholz“, sagt der Meister. Außerdem weiß der dreifache Familienvater aus Erfahrung, was junge Familien brauchen, damit die Eltern auch einmal in Ruhe einen Restaurantbesuch genießen können. Er hat neben seiner Terrasse einen Kinderspielplatz gebaut, der gerade neu gestaltet wird.

Michele Casu lebt seit 27 Jahren in Hamburg und Norderstedt: „Ich habe ein halbes Jahr ein Eiscafé in Hamburg geführt und bin danach zurück nach Sardinien gegangen, doch die freundlichen, toleranten Menschen hier haben mich so begeistert, dass ich zurück gekommen bin, hier darf jeder sein, wie er will, und außerdem funktioniert alles.“ Und seine Pizza speciale? „Natürlich Napoli!“, sagt Michele Casa, eilt in seine Pizza-Bäckerei, belegt eine Teigscheibe mit Mozzarella fior di latte, Sugo di pomodori, Kapern, Oliven und Anschovis (15,50 Euro) und schiebt sie in den rot glühenden Buchenholz-Ofen.

Doch auch die Fisch- und Fleisch-Kreationen locken, beispielsweise Filet von der Dorade mit gegrilltem Gemüse bis zu Pasta-Variationen. Auf der Website kann man auch Spezialitäten für zu Hause entdecken, darunter Olivenöl extra vergine, ein weiches, mildes Olivenöl von sardischen Oliven aus biologischem Anbau, kaltgepresst und für Michele Casu abgefüllt. 0,25-Liter-Flasche für 7,20 Euro, der halbe Liter für 13 Euro. (Trattoria da Michele Forno a Legna, Rugenbarg 74h, 040/52883339, www.trattoria-michele.de).

Lokale und italienische Zutaten: Ristorante La Fontana

Mesias Veliz (v. l.), Koch und Inhaber Carmelo Indomenico und Ernesto Veliz vom Ristorante Fontana am Rugenbarg 13 kredenzen frische Pizza Rucola und Insalata mista.
Mesias Veliz (v. l.), Koch und Inhaber Carmelo Indomenico und Ernesto Veliz vom Ristorante Fontana am Rugenbarg 13 kredenzen frische Pizza Rucola und Insalata mista. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Einige Meter weiter, am Rugenbarg 13, leitet seit 2014 die Familie Indomenico das Ristorante La Fontana. Inhaber sind Koch Carmelo Indomenico und seine Tochter Ludovica Indomenico. Geschäftsführer ist Ernesto Veliz, sein Sohn Mesias leitet den Service. Gerade bauen die zwei Familien den Wintergarten hinter dem Ristorante aus, so dass zu den 40 Innen- noch zirka 80 Außenplätze kommen.

Spezialitäten sind die Pizza Rucola mit Parmesan und Mozzarella (15,50 Euro) oder der appetitanregende Insalata mista (7,50 Euro). Auch, wer gern Getrüffeltes mag, wird im „La Fontana“ fündig. Auf einer Extra-Tafel stehen wöchentlich die neusten Kreationen, je nach Marktlage, darunter manchmal Seezunge (34,50 Euro). „Wir achten auf ein schönes Zusammenspiel von lokalen und typisch italienischen Zutaten und verzichten zum größten Teil auf Convenience“, sagt Ernesto Veliz (La Fontana, Rugenbarg 13, 040/63864000, www.lafontana-norderstedt.de).

Eine Institution in Norderstedt: Ristorante Romantica

Luca (v. l.), Paco, Ahmed, Koch Pino Landi, Kofi und Inhaber Franco Femia von Ristorante Romantica freuen sich jeden Tag neu auf ihre Gäste.
Luca (v. l.), Paco, Ahmed, Koch Pino Landi, Kofi und Inhaber Franco Femia von Ristorante Romantica freuen sich jeden Tag neu auf ihre Gäste. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Eine Norderstedter Institution ist zweifelsohne das Ristorante Romantica, Am Tarpenufer 8, im Einkaufsquartier Schmuggelstieg. Abends strahlt das Restaurant von außen das Ambiente des legendären „Rossini“ aus dem gleichnamigen Film von Helmut Dietl aus, und so geht es auch drinnen zu, vertraut, fröhlich, freundschaftlich bis familiär. Die Seelen des Ristorante sind Inhaber Franco Femia, Koch Pino Landi und Serviceleiter Paco. Barista ist Ahmed, und in der Küche sorgen Luca und Kofi für Ordnung.

Der Ursprung des „Romantica“ ist „La Firenze“, das bereits seit 1982 am Herold-Center für italienisches Flair in Norderstedt sorgte. Auch damals waren Franco Femia, Koch Pino Landi und Paco dabei, Chef des Hauses war Bruno Veronese, waschechter Venezianer, während Franco Femia und Pino Landi aus Kalabrien und Paco aus Pakistan kommen. Nach einem Intermezzo am Hamburger Rathausmarkt eröffneten sie 1997 das „Romantica“ in Norderstedt und sind seitdem ein gastronomischer Leuchtturm der Stadt.

Bruno, Franco und Pino haben in Norderstedt allerdings nicht nur Ristorante gegründet. 2004 entstand aus einer losen Radfahrer-Gruppe das „Team Romantica“, in dem auch rasch Gäste Mitglied wurden. Schließlich muss man sich Pizza, Pasta und Pesce, Carne und Co. und vor allem die deliziösen Dolce wieder abtrainieren. Die italienischen Velo-Fahrer und ihre internationalen Gäste touren durch ganz Schleswig-Holstein und kennen zwischen Ost- und Nordsee, Hamburg und Flensburg jeden Grashalm. Mittwochs, dem „Romantica“-Ruhetag, packt das Team allerdings die Unruhe. Touren bis zu 200 Kilometer sind angesagt. Auch sonnabends und sonntags tritt das Team heftig in die Pedalen, bevor sie Küche, Lokal und Terrasse öffnen, und die Velo-Tour nach zirka 50 bis 70 Kilometern mit einem Frühstück im „Romantica“ endet.

Dann kommen auch schon die ersten Gäste und werden mit einem Aperitivo begrüßt, während Pino Landi in der Küche seine Töpfe, Tiegel und Pfannen für alles schwenkt, was Freunde der italienischen Küche lieben, und was Franco Femia frisch auf dem Markt entdecken konnte (Ristorante Romantica, Tarpenufer 8, 040/5293042, www.schmuggelstieg.de/ristorante-romantica-2)

Lampen und Pasta: Bei Alberto – Fantasia Bar e Bistro

Alberto Moliterno (l.), Inhaber der Fantasia Bar e Bistro an der Rathausallee 10, und sein Partner Josef Kabir stoßen mit einem italienischen Rotwein an.
Alberto Moliterno (l.), Inhaber der Fantasia Bar e Bistro an der Rathausallee 10, und sein Partner Josef Kabir stoßen mit einem italienischen Rotwein an. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Und auch er ist aus Norderstedt nicht wegzudenken, Alberto Moliterno, Inhaber der Fantasia Bar e Bistro, Rathausallee 10, bekannt durch sein Eis-Café, sein kuscheliges Kaminzimmer mit schönen Interieurs, Keramiken und dem Geschirr aus Italien, die seine Gäste kaufen können. „Das hat sich ergeben, als meine Nachbarin ihr Geschäft aufgab, ich habe einiges übernommen, das Shop-in-Shop-Konzept ging auf, und heute kaufe ich in Italien schöne Dinge für meine Gäste, sie lieben es“, sagt Alberto Moliterno.

Sein Koch Alessio kredenzt selbstgemachte frische Tortellini an Butter und Salbei und Dinkel-Ravioli (16,60 Euro). Beliebt sind auch Pasta-Variationen mit Käse und Birne. „Jetzt wird es Frühling und Sommer, Zeit, unsere Eis-Bar zu öffnen, das begeistert vor allem die Kinder“, sagt Alberto Moliterno und strahlt. (Fantasia Bar e Bistro, Rathausallee 10, 040/94363894, www.beialberto.de).

Toskana in Glashütte: Das Barolo

Michele Kurtaj (r.), Inhaber des Ristorante Barolo an der Segeberger Chaussee, und sein Mitarbeiter Otti verkosten den italienischen Rotwein Tignanello 2020 vom Weingut Marchese Antinori in der Toskana.
Michele Kurtaj (r.), Inhaber des Ristorante Barolo an der Segeberger Chaussee, und sein Mitarbeiter Otti verkosten den italienischen Rotwein Tignanello 2020 vom Weingut Marchese Antinori in der Toskana. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Auch Norderstedts Ortsteil Glashütte hat „seinen Italiener“. An der Segeberger Chaussee 241 betreut Michele Kurtaj im „Barolo“ seit fast 20 Jahren seine Gäste. Auf seiner von der Toskana inspirierten Extra-Karte steht auch Edles wie Seezunge (Tagespreis), St. Peterfisch an Sugo Prosecco (26,50 Euro), Risotto mit Garnelen (20,50 Euro) bis zum Kalbskotelett.

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„Unsere Gäste bevorzugen die gehobene Küche“, sagt Michele Kurtaj und degustiert mit seinem Mitarbeiter Otti einen Rotwein Tignanello, Jahrgang 2020 (Barolo, Segeberger Caussee 241, 040/52901110, www.ristorante-barolo.de).

Die Youngster: Ristorante Aroma

Frisch komponierte Gerichte und Menüs bieten Koch Rosario Gallo (l.) und Inhaber Paris Christogiannis vom Ristorante „Aroma“ an der Ochsenzoller Straße 162 auf ihrer Extra-Karte an.
Frisch komponierte Gerichte und Menüs bieten Koch Rosario Gallo (l.) und Inhaber Paris Christogiannis vom Ristorante „Aroma“ an der Ochsenzoller Straße 162 auf ihrer Extra-Karte an. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Die Youngster in der Runde der italienischen Restaurants in Norderstedt sind Rosario Gallo und Paris Christogiannis vom Ristorante „Aroma“ an der Ochsenzoller Straße 162. Seit fünf Jahren betreuen sie ihre Gäste im „Aroma“. Davor führten sie zehn Jahre ein Restaurant an der Niendorfer Straße 12.

Aroma“-Koch Rosario Gallo hat sich seine ersten Koch-Erfahrungen bei Pino Landi im „Romantica“ geholt. Da war der gebürtige Sizilianer erst 13 Jahre alt. Inhaber Paris Christogiannis und seine Tochter Ludovica Christogiannis bringen eine griechische Note in die Speisenkarte. Tochter Franziska Christogiannis leitet den Service.

„In den nächsten Tagen setzen wir weißen Spargel auf unsere Extra-Karte, den erhalten wir vom Spargelhof Bolhuis in Wilstedt“, sagt Paris Christogiannis und freut sich auf das delikate weiße Stangengemüse. Auch mit frischen Erdbeeren kreiert Rosario Gallo demnächst kulinarische Überraschungen, beispielsweise „Mascarpone als Dolce oder auch zum gegrillten, mit Brandy flambierten Lachs an rosa Pfefferbeeren, einfach köstlich“, schwärmt der junge Koch.

Auf die Extra-Karte setzt er Speisen „die uns rufen“, die hochwertig sind, darunter viel frischen Fisch, aber auch Speisen für Veganer und Vegetarier („Aroma“, Ochsenzoller Straße 162, 040/30857555, www.ristorante-aroma.de).