Bad Bramstedt. Seit Wochen läuft „791 km“ mit Erfolg in den deutschen Kinos. Warum Taxifahrer Josef alias Joachim Król unbedingt in den Norden will.

Die Älteren erinnern sich noch: Das Lied „Mit einem Taxi nach Paris“ von Felix de Luxe weckte 1984 Sehnsüchte nach einer romantischen Reise in die Metropole an der Seine. Was ist dagegen schon eine Fahrt mit dem Taxi nach Bad Bramstedt? Klingt nicht wirklich inspirierend, kann aber lustig, aufregend und spannend sein, wenn Stars wie Iris Berben undJoachim Król mit an Bord der eifarbenen Limousine reisen – und das über eine Distanz von 791 Kilometer.

Diese Entfernung zwischen München und dem Norden Deutschlands hat einem Film den Namen gegeben, der seit Wochen mit Erfolg in den Kinos läuft. Das Roadmovie erzählt die Geschichte von vier Reisenden, die wegen eines Sturms und dem Ausfall des Zugverkehrs am Hauptbahnhof in München stranden und gemeinsam mit dem Taxi von Josef (Joachim Król) nach Hamburg fahren wollen.

Mit einem Taxi nach Bad Bramstedt? Aber nur mit Iris Berben

Eigentlich wollte er ohne Fahrgäste in den Norden fahren, und zwar nach Bad Bramstedt, aber das Geschäft für eine solche XXL-Tour ist so verlockend, dass er sich darauf einlässt und den Diesel startet. Während der Fahrt durch das dunkle Deutschland geht es laut und lustig, verschroben und nachdenklich zu. Taschentuchalarm ist ebenso angesagt wie Lachsalven, wenn Król ebenso überzeugend wie brüllend komisch den Miesepeter spielt und Marianne alias Iris Berben eine einstige Professorin für Linguistik darstellt, die mit ihrem politischen Überzeugen irgendwo Anfang der 90er-Jahre hängen geblieben ist.

Joachim Król als Joseph und Lena Urzendowsky als Susi fahren gemeinsam mit anderen Fahrgästen in den Norden.
Joachim Król als Joseph und Lena Urzendowsky als Susi fahren gemeinsam mit anderen Fahrgästen in den Norden. © epd | filmwelt

Sie und die anderen Passagiere der 791 Kilometer langen Reise wollen nach Hamburg. Doch warum will Josef weiter nach Bad Bramstedt? Einer Kleinstadt in Schleswig-Holstein, die man im Süden allenfalls als Kurort für Depressive und Rheumakranke kennt? Das bleibt lange ein Geheimnis, soll aber hier – Achtung Spoileralarm! – verraten werden.

Der Grund ist so traurig, dass Josefs Übellaunigkeit kurz vor dem Abspann nur allzu verständlich ist: Sein Sohn Jan ist gestorben, und Vater Josef will bei der Beerdigung dabei sein. Ebenfalls kommt heraus, dass der Taxifahrer nach einem Unfall auf seinem Fahrrad keinen Führerschein besitzt, aber weiter Taxi fährt, um zu überleben.

Wer sich bei „791 km“ über schöne Aufnahmen der Kurstadt mit Roland und Schloss, Moorbad und Auenland freut, wird allerdings enttäuscht. Auf Drehtermine in Bad Bramstedt habe man verzichtet, teilte die Produktionsfirma mit. Der Film liegt mit 174.000 Zuschauern auf Platz 89 der deutschen Filmcharts dieses Jahres kurz hinter einem anderen Film über eine Reise mit diversen Widrigkeiten: „Titanic“ von David Cameron.