Norderstedt. Jahresende in Norderstedt: Wie sich Polizei, Feuerwehr und Notaufnahmen vorbereiten und was sie sich vom Bürger wünschen.
Derzeit krachen schon die ersten Böller in den Straßen von Norderstedt. Und manche sind so laut, dass man den Verdacht bekommt, es könnten illegale Knallkörper sein. Sie sind die Vorboten dessen, was die Stadt am Wochenende erwartet. Auch in diesem Jahr wird Silvester für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst keine ganz ruhige Nacht werden. Und in der Notaufnahme der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg bereiten sich die Ärzte und das Pflegepersonal auf viele neue Patientinnen und Patienten vor.
Polizei: Mehr Beamten auf der Straße
„Wir werden ja gerne mal als die Bösen gesehen“, sagt Sandra Firsching, Sprecherin der Polizeidirektion Bad Segeberg. Damit meint sie die Beamtinnen und Beamten, die an Silvester im Streifendienst unterwegs sind, die arbeiten, während andere ausgelassen feiern und die dafür sorgen, dass die Sicherheit der Allgemeinheit gewährleistet ist. Klar: Polizistinnen und Polizisten sind für stark alkoholisierte Randalierer Spielverderber, die bisweilen auch respektlos behandelt werden.
Doch das seien Einzelfälle und nicht die Regel. „Wir sehen der Silvesternacht ganz entspannt entgegen“, sagt Firsching. Man sei, wie bei jedem Sonntagsdienst, mit erhöhter Stärke auf den Straßen unterwegs. „Die Kolleginnen und Kollegen sollen rund um die Uhr auf der Straße sein und je nach Lage agieren, Präsenz zeigen, einfach auch mal die Autoscheibe des Dienstwagens herunterfahren und mit den Bürgerinnen und Bürgern Kontakt aufnehmen und signalisieren: Wir sind für euch da.“
Hot Spots für mögliche Straftaten gebe es in Norderstedt keine, wohl aber neuralgische Treffpunkte, auf denen das besondere Augenmerk der Polizei läge, sagt Firsching. Die Stadt Norderstedt hat außerdem eine Karte veröffentlicht (norderstedt.de /feuerwerk), auf der die Orte verzeichnet sind, an denen Böllerverbot herrscht, also etwa rund um Kirchen, Krankenhäuser, Kinder-, Altern- und Pflegeheime oder in der Umgebung von Reetdachhäusern. Auch darauf wird die Polizei achten.
Feuerwehr: Feiern in der Wache, bis der Einsatz kommt
Die Norderstedter Feuerwehr hat in der Silvester-Nacht zwei Einsatzbereitschaften mit insgesamt 70 Frauen und Männern im Einsatz. In diesem Jahr sind das die Freiwilligen Wehren von Friedrichsgabe und Garstedt. Sie löschen, retten und helfen in der Zeit von 18 Uhr an Silvester bis 7 Uhr an Neujahr.
Und wer sich um die Allgemeinheit in der letzten Nacht des Jahres verdient macht, dem soll es wenigstens so angenehm wie möglich gemacht werden. „Die Kolleginnen und Kollegen werden in den Wachen antialkoholisch feiern und auch speisen“, sagt Olaf Bemmann, Fachbereichsleiter im Amt für Feuerwehr in der Stadtverwaltung. Das heißt: Solange eben kein Einsatz kommt. Was die Feuerwehrleute natürlich immer hoffen. „Hoffen wir, dass es ruhig bleibt“, sagt Bemmann.
Also nicht so, wie in der letzten Silvesternacht, als am Weißdornweg ein Carport in Flammen geriet, mehrere Autos komplett ausbrannten, die Feuerwehrleute die ganze Nacht über löschen musste und der Schaden bei mehreren Hunderttausend Euro lag.
Aber in der Masse haben es die Feuerwehren eher mit brennenden Papiercontainern zu tun. „Und es gibt auch Bürger, die uns alarmieren, weil sie die in Brand geratene Böller-Pappbatterie nicht gelöscht bekommen. Auch für diese Menschen sind wir in der Silvesternacht gerne da“, sagt Bemmann.
Notaufnahme: Alkohol und Böller sind die Gegner
Verbrennungen, Gehörschäden, Amputationen, Wunden an Händen und Fingern, Atemwegsreizungen, Augenverletzungen – die Reihe der typischen Unfälle durch Feuerwerkskörper in der Silvesternacht ist lang. „Diese Nacht ist für alle, die in der Notaufnahme und im Rettungsdienst arbeiten, eine echte Herausforderung“, sagt Dr. Amrei Heining, Leiterin der Zentralen Notaufnahme an der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg. „Im Prinzip gibt es für uns jedes Jahr wieder die beiden gleichen Gegner: Feuerwerk und Alkohol. Die Kombination aus beidem macht diese Nacht so brandgefährlich. Das ist so, als würde man einen Tag lang allen Menschen erlauben, unter Alkoholeinfluss Auto zu fahren.“
Tatsächlich ist neben den typischen Verletzungen durch Feuerwerkskörper ein nicht unerheblicher Teil der Fälle in der Notaufnahme der Paracelsus-Klinik auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen. „Das geht durch fast alle Altersklassen und belastet die Notaufnahme zusätzlich“, sagt die Fachärztin für Unfallchirurgie. Da kommt es dann zu Bewusstlosigkeit, Vergiftungen, Stürzen und Schnittverletzungen durch Scherben oder anderen Unfällen im Rausch.
Im schlimmsten Fall werden sogar Rettungsteams und Ärzte, die eigentlich helfen wollen, durch Betrunkene beleidigt, angepöbelt oder angegriffen. „Wir haben in der Silvesternacht darum mehr Personal und vor allem erfahrene Mediziner und Pflegefachkräfte im Schichteinsatz, die mit diesen Situationen umzugehen wissen“, so Dr. Heining. „Denn randalierende Betrunkene halten uns nur davon ab, unsere Arbeit zu tun und Menschen in Not zu helfen.“
Feuerwerk gehört nicht in die Hände von Betrunkenen
Nicht vergessen werden sollten in dieser Nacht auch alle, die Ängste und Traumata haben und sich gar nicht erst nach draußen trauen, wenn das Feuerwerk startet. „Silvester ist für Menschen und Tiere vielfach eine echte Stress- und Ausnahmesituation. Nehmen Sie darauf Rücksicht“, appelliert Dr. Heining. „Nicht für jeden ist der Jahreswechsel eine lustige Partynacht.“
In der Notaufnahme der Paracelsus-Klinik treffen vor diesem Hintergrund jedes Jahr immer wieder Opfer ein, die sich eigentlich nur als Zuschauer oder Passanten das Feuerwerk ansehen wollten und unvermittelt von Feuerwerkskörpern getroffen wurden, darunter auch Kinder. „Solche vermeidbaren Fälle bedauern wir als Ärzte am meisten“, sagt Dr. Heining. „Feuerwerk gehört nicht in die Hände von Unerfahrenen, Kindern, Betrunkenen und Randalierern. Und wenn schon Feuerwerk, dann auf keinen Fall Sprengkörper, die in Deutschland nicht zugelassen sind.“
Einen letzten Appell richtet die Leiterin der Zentralen Notaufnahme an alle Menschen, die unter leichteren oder chronischen Beschwerden leiden. „Kommen Sie nicht ohne Not in die Notaufnahme“, bittet die Ärztin. Das gelte an jedem Tag im Jahr und besonders an Silvester – für leichte Erkrankungen sind der Hausarzt oder die KV-Praxen zuständig. In der Notaufnahme müsse man an Silvester mit langen Wartezeiten rechnen. „Aber wenn Sie in Not sind, sind wir selbstverständlich für Sie da. Das Team der Notaufnahme wünscht allen Bürgerinnen und Bürgern ein friedliches und schönes, aber vor allem gesundes Neujahrsfest“, sagt Dr. Heining