Norderstedt. Elf Straßenkünstler und Gruppen verwandelten den Stadtpark in eine große Bühne. Was für besondere Auftritte sie zeigten.
Wer das „ParkPerPlex“, das Fest der internationalen Straßen- und Zirkuskünste, am Sonntag und Montag im Stadtpark Norderstedt besucht hat, tauchte immer wieder in neue Welten ein. An der einen Ecke wurde gezaubert, an der anderen gesungen, wieder woanders Theater gespielt. Die Besucherinnen und Besucher pilgerten von einem Spielort zum anderen, insgesamt gab es sieben Stück, die überall im Park verteilt lagen.
Um 12 Uhr ging es los – zu diesem Zeitpunkt war der Parkplatz längst voll. Auf der Promenade sahen am Sonntag an die 300 Zuschauer Shiva Grings dabei zu, wie er in der Rolle des Postboten verzweifelt versuchte, den großen Stapel Pakete in seinen Armen auszutragen. Immer wieder fielen ihm die Päckchen herunter. Das Publikum auf den Tribünen und Bierbänken half mit und hob sie wieder auf. Mit Blick auf den Stadtparksee klatschte und lachte es und freute sich über die seichte Unterhaltung und das wunderschöne Pfingstwetter.
Stadtpark Norderstedt: "ParkPerPlex" – Wie ein Zauberer Publikum zum Weinen bringt
Ein paar Meter weiter reihten sich die Foodtrucks aneinander. Hier gab es Burger, Bratwurst, Pommes und vieles mehr zu essen. „Wir sind große Stadtpark-Fans“, sagten Marianne und Gerhard Hergert, die sich nach ihrer Ankunft erst einmal ein herzhaft belegtes Kräuterbrot gönnten. Sie kommen jede Woche extra aus Quickborn. Das „ParkPerPlex“ kannten sie bereits aus den vergangenen Jahren. „Wir mögen es einfach hier.“
Elf Künstlerinnen und Künstler und Gruppen aus acht Nationen waren in diesem Jahr beim Fest dabei. Auf dem Weg zum nächsten Spielort konnte es schon mal passieren, dass einem „Walking-Act“ Murmuyo begegnete: ein Clown mit weiß geschminktem Gesicht und schwarzer Nase. Er sprach nicht, sondern kommunizierte mit seiner Tröte im Mund. Insbesondere die Kinder fanden das urkomisch und verfolgten ihn durch den Stadtpark.
Die große Wiese neben dem Wald: Die Bühne von Theatre Fragile lag verlassen da, noch. Ein Stück weiter standen die Schauspieler und bereiteten sich auf ihren Auftritt vor, gleich war es soweit, die meisten Sitzplätze waren bereits belegt. Dann ging es los: Eine Kiste wurde auf die Bühne geschoben und auf ein Klopfzeichen öffnete sich von innen der Deckel. Zuerst erschien ein Arm, dann ein Bein und schließlich tauchte ein Strubbelkopf auf. Der erste Applaus brandete aus, als sich die Darstellerin aus der Kiste wand.
Die Schauspielerin trug eine Maske mit großen Kulleraugen. Die Zuschauer fingen an zu lachen, der Gesichtsausdruck war einfach zu komisch, doch ein paar kleinere Kinder wichen vor der Maskierung zurück und weinten. Dann trat der nächste Schauspieler in Aktion, in der Verkleidung eines alten Mannes. Das Maskentheater nahm Fahrt auf: Die Geschichte erzählte ohne Worte, wie an einer Bushaltestelle Menschen verschiedener Generationen aufeinandertrafen und auf den Bus warteten. Die Szenen waren oft so mitreißend und komisch dargestellt, dass es immer wieder zu Szenenapplaus kam. Was für ein Start in den Tag.
Wer nicht nur zuschauen, sondern selbst mitmachen wollte, hatte beim Mitmachzirkus der Circusschule TriBühne die Gelegenheit dazu. Gegenüber des Spielplatzes hatte Zirkusdirektor Alfons sein Zelt aufgeschlagen und lernte die Nachwuchsakrobaten gemeinsam mit seiner Tochter Benthe (15) an. So wie Frieda (6) aus Bönningstedt, die das Jonglieren von bunten Tellern auf dem Finger übte. „Gar nicht so einfach, denn die Teller hören immer wieder auf, sich zu drehen“, sagte Frieda nach den ersten Versuchen.
Für Zirkusdirektor Alfons gibt es nichts Schöneres als die Arbeit mit den Kindern. „Ich habe schon auf vielen großen Bühnen gestanden, aber ich würde die meisten Auftritte gegen diesen hier eintauschen“, sagte er. Es gebe nichts Schöneres, als die leuchtenden Augen der Kinder, wenn sie selbst auf der Bühne stehen. „Dieser Moment ist unbezahlbar und fast magisch.“
Apropos Magie: Für wahrlich verblüffende Zaubertricks und fantastische Unterhaltung sorgte Friedrich der Zaubererrr mit seinem Programm „Hokus Pokus Omnibus“. Er schaffte es innerhalb weniger Minuten, den Zuschauern Tränen in die Augen zu zaubern – Lachtränen. Kein Wunder, dass die Menschenmenge um ihn herum immer größer wurde.
Holger Meierdierks alias Friedrich der Zaubererrr verblüffte mit unerklärlichen Tricks und sorgte mit kleinen Blödeleien immer wieder für Lacher. Zum Beispiel, als er ein Seil wie ein Fakir seine Schlange tanzen lassen wollte. „Keine Angst Kinder, ich habe keine Schlange mit. Und keine Angst liebe Eltern – ich habe auch keine Blockflöte mit.“
Er ließ Wasser in einer Zeitung verschwinden, verknotete Seile durch Anpusten und ließ einen Schaumstoffelefanten von einer Hand in die andere wandern. Wie? Vermutlich einfach Zauberei!
„ParkPerPlex“: Straßenkünstler strahlen viel Freude aus
Wie viel Freude nicht nur die Parkbesucher, sondern auch die Künstlerinnen und Künstler selbst an diesem Tag hatten, war besonders Asterions Hus aus Dänemark anzusehen. Die Gesichter des Duos strahlten vor und während des Auftrittes. In 50 Minuten erzählten die Schauspieler die Liebesgeschichte von Romeo und Julia nach – auf ihre ganz eigene Art und Weise. Es wurde gesungen, getanzt, gekämpft und Theater gespielt – dabei schwang immer Humor und Selbstironie mit.
„Es ist toll, dass Künstler aus aller Welt hier auftreten“, sagte Nika Rotermund (15). Kumpel Otto Plauschinn (15) hat es ebenfalls gut gefallen. Nur kleine Bühnen, auf denen die Darsteller hätten spielen können, haben ihm an der einen oder anderen Stelle gefehlt. „Dann hätte man die Künstler noch besser sehen können“, sagte er. Die Spielorte waren alle gut besucht, die Sitzbänke meistens schnell besetzt.