Norderstedt. Am Stadtpark Norderstedt ist künftig ab 23 Uhr die Parkplatz-Zufahrt dicht. Das sind die Gründe - und welche Ausnahme es gibt.
Wer in diesen Tagen beim Stadtpark Norderstedt und am Kulturwerk unterwegs ist, hat es längst gesehen: An der Zu- und der Ausfahrt des großen Parkplatzes gibt es erstmals Schranken, die nach dem Pfingstwochenende in Betrieb gehen sollen. Warum, werden sich viele fragen. Die Antwort: Es geht darum, unliebsame nächtliche Besucher fernzuhalten: Autoposer. "Mit dieser Maßnahme soll zum einen sichergestellt werden, dass der Bereich des öffentlichen Parkplatzes nachts nicht für lärmintensive Treffen der sogenannten Cruiser-Szene genutzt wird und somit die Nachtruhe gewahrt bleibt", so die Stadt auf Nachfrage.
"Die Stadt Norderstedt kommt damit auch der Wahrung der Sicherheit für die Bürger*innen nach, denn besonders das sogenannte „Driften“ stellt eine Gefahr für Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und andere dort fahrende und parkenden Fahrzeuge dar." Denn in der Tat: Immer mal wieder, wenn in der Vergangenheit abends die Gäste des Stadtparks, der dortigen Veranstaltungen oder von Konzerten und anderen Events im Kulturwerk nach Hause gefahren waren, rollten andere Autos vor.
Stadtpark: Norderstedt greift durch - Schranken gegen Cruisertreffs
Das Phänomen hatte insbesondere vor rund zwei Jahren während der Corona-Pandemie, als die Einschränkungen des täglichen Lebens signifikant waren, für Aufsehen gesorgt. Anwohner hatten regelmäßig die Zusammenkünfte der Autoposer aus dem Umland, in der Regel junge Menschen, dokumentiert, die Videos dann an die zuständigen Stellen, ob nun im Rathaus oder bei der Polizei, weitergeleitet.
Es waren manchmal Szenen wie aus der Filmreihe „Fast & Furious“ – beim Driften qualmten die Reifen, hinterließen schwarzen Gummiabrieb auf dem Asphalt, Motorradfahrer performten „Wheelies“, fuhren also auf einem Rad, andere hingen sich bei Manövern aus Fenstern. Hinzu kamen laute Musik, Alkohol und Müll.
Die Parkplätze am Kulturwerk sind öffentlich
Wer hier wohnt oder abends im Kleingarten war, litt unter dem Lärm, teilweise bis in die frühen Morgenstunden. Natürlich wurde immer wieder die Polizei informiert, Streifen kontrollierten Anwesende, es wurden auch Platzverweise erteilt – doch grundsätzlich ist das alleinige Parken hier nachts nicht verboten, schließlich handelt es sich um öffentliche Parkplätze. Allerdings hat der Stadtpark gemäß eigener Nutzungsordnung abends nur bis 22 Uhr geöffnet, wenn nicht gerade längere Veranstaltungen wie das Parkfunkeln sind. Im Kulturwerk ist sowieso oftmals erst später Feierabend.
Das Thema fand seinen Weg in die Politik. Die CDU-Stadtvertreterin Petra Müller-Schönemann stellte im Mai 2021 eine Anfrage zur Machbarkeit von geschwindigkeitsreduzierenden Maßnahmen auf dem Parkplatz, zum Beispiel Fahrbahnschwellen. Die Verwaltung bewertete den Effekt hier aber als eher negativ, befürchtete sogar ein höheres Risiko schwerer Unfälle. Allgemein wurde zudem festgestellt, dass es in der Stadt Bereiche mit wesentlich größerem Konfliktpotenzial gebe.
Stadtpark Norderstedt: Die Schranke schließt um 23 Uhr
Dennoch haben sich die Verkehrsaufsicht der Stadt, der Stadtpark und die Polizei darin abgestimmt, jetzt hier neue Bedingungen zu schaffen. Ab 23 Uhr ist die Zufahrt somit nicht mehr möglich, wenngleich der Parkplatz weiterhin verlassen werden kann. "In der Vergangenheit war es wiederholt zu Einsätzen der Polizei vor Ort gekommen. Seitens der Polizei wurde insbesondere aus diesem Grund an die Stadt herangetreten und um eine entsprechende Maßnahme gebeten", so Fabian Schindler, Sprecher der Verwaltung. Die Kosten betragen rund 35.000 Euro.
Eine Ausnahme gibt es aber - für E-Autos, die eine der Ladestationen nutzen wollen. Hier soll die Schranke das „E“ auf dem Kennzeichen per digitaler Erfassung erkennen und auch nach 23 Uhr öffnen. Wohl auch in dem Wissen, dass solche eher leisen Fahrzeuge in der Szene bislang eher verpönt sind.
Polizei: Zuletzt vereinzelte Einsätze gegen Autoposer
Wie oft nachts eigentlich noch Treffen von Cruisern oder Autoposern beobachtet werden? Das schwanke, sagt etwa Kai Jörg Evers, der Stadtpark-Geschäftsführer. Und es gebe auch Gruppen, die vernünftig seien – aber eben nicht alle. Die Polizei spricht auf Abendblatt-Nachfrage von "vereinzelten Einsätzen in Zusammenhang mit sogenannten Autoposern" in den letzten Wochen. Einsatzkräfte hätten zur Ruhe ermahnt, in Einzelfällen auch Platzverweise ausgesprochen und die Stadt informiert.
Mit Beginn des sommerlichen Wetters rechne man mit einem "vermehrten Auftreten überwiegend junger Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, bei denen es zu Ruhestörungen und Abfallablagerungen kommen kann". Die neuen Schranken werden von der Polizei "ausdrücklich begrüßt", man stelle sich aber auch darauf ein, dass sie Szene ausweiche - auf mögliche neue Brennpunkte werde entsprechend reagiert.
Der Kleingartenverein Harksheide hat seine Parzellen direkt nebenan
Revierleiter Florian Born: „Wir werden die Entwicklung weiterhin aufmerksam beobachten und geben der Stadt umgehend polizeiliche Erkenntnisse weiter, damit diese reagieren kann. Sofern es wider Erwarten trotz der Schranke zu Störungen auf dem geschlossenen Parkplatz kommen sollte, wäre ergänzend eine Überwachung des Parkplatzes in den relevanten Zeiten eine geeignete Maßnahme, um delinquentes Verhalten in dem Bereich zu verhindern beziehungsweise abzustellen.“
Der Kleingartenverein Harksheide hat direkt nebenan seine Parzellen, kennt die Lage also bestens. „Es geht vorwiegend um diejenigen, die ihre Autos austesten, rasen, bremsen und Kurven fahren. Diejenigen, die zusammensitzen, sind nicht das Problem“, so die zweite Vorsitzende Nicole Gaubatz. Bisher war das Jahr eher ruhig, aber es sei ja noch relativ kalt.
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Stadtpark Norderstedt: Keine Parkgebühren geplant
Größere Sorgen hatte sich der Verein übrigens gemacht, als Mitglieder kürzlich das erste Mal die Schranken erblickten. „Es gab die Befürchtung, dass sie dort Parkautomaten aufstellen.“ Das ist aber nicht der Fall. "Die Stadt Norderstedt weist ausdrücklich darauf hin, dass die Einrichtung des Schrankensystems nicht bedeutet, dass die Stadt Gebühren fürs Parken dort erhebt. Die Fläche ist wie auch bisher als öffentliche Parkfläche nutzbar", so Fabian Schindler.
Viele Kleingärtner parken vor dem Kulturwerk – und sie weisen auf ein weiteres Problem hin, nämlich das Wildparken bei Großveranstaltungen, bei dem die Fahrzeuge dann in Richtung Bauspielplatz teilweise in zweiter Reihe stehen würden. Das wurde zuletzt beim ParkErwachen beobachtet, was zur Sorge führte, ob im Ernstfall die Feuerwehr überhaupt noch durchkommen könnte. Vielleicht wird die Stadt also ein zweites Mal neue Bedingungen vor Ort schaffen müssen.