Kreis Segeberg. Die CDU bleibt im Kreis die stärkste Kraft, Gewinner sind die Grünen und die AfD. Das Gremium wird so groß wie nie zuvor.

Da müssen die künftigen Kreispolitiker wohl darüber nachdenken, den Sitzungssaal zu vergrößern: Der nächste Kreistag wird als der personenstärkste in die Geschichte des Kreises Segeberg eingehen. Noch nie haben dort mehr Abgeordnete Platz genommen. Das liegt an dem guten Abschneiden der CDU-Kandidaten: Sie wurden in allen 25 Wahlkreisen direkt gewählt.

Die CDU bleibt stärkste Kraft im Segeberger Kreistag, aber Gewinner sind AfD und Grüne. Das ist das Fazit nach Auszählung aller Stimmen für die Wahl zum Segeberger Kreistag. Mit 36,9 Prozent der Stimmen erreichte die CDU exakt das Ergebnis der Wahl im Jahre 2018. Die Grünen erreichten 16,8 Prozent und legten 1,7 Prozentpunkte zu, die SPD verlor 3,2 Prozentpunkt, bleibt aber mit 18,3 Prozent zweitstärkste Fraktion im Segeberger Kreistag. Die FDP legte leicht zu und kam auf 8,5 Prozent - ein Gewinn von 0,3 Prozentpunkten.

Kreistagswahl - Warum es ein Rekordparlament geben wird

Den größten Stimmenzuwachs schaffte die AfD, die ihren Stimmenanteil von 7,5 Prozent auf 10,3 Prozent erhöhte. Von den anderen Bewerbern haben vermutlich nur die Freien Wähler den Sprung in das Kreisparlament geschafft. Sie landeten bei 4,4 Prozent, 1,5 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Verluste bei den Linken: Sie rutschen um 1,7 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent ab. Ob das zum Einzug in den Kreistag langt, bleibt offen.

Damit steht auch fest, wer der nächste Kreispräsident wird. Nach dem Willen der CDU-Fraktion soll Jörg Buthmann aus Seedorf die Nachfolge von Claus Peter Dieck antreten. Der scheidet auf eigenen Wunsch aus der aktiven Politik aus. Die SPD hätte ihre Spitzenkandidatin Cordula Schultz aus Trappenkamp für diesen Posten vorgeschlagen. Sie bleibt jetzt voraussichtlich stellvertretende Kreispräsidenten.

Da die CDU alle Direktwahlkreise gewonnen hat, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach wieder viele Ausgleichsmandate geben. Das bedeutet: Im Segeberger Kreistag werden wieder wesentlich mehr als die eigentlich vorgesehenen 49 Abgeordneten Platz nehmen. Im aktuellen Parlament sitzen 62 Abgeordnete, nach ersten Berechnungen wird der künftige Kreistag 67 Sitze haben. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,8 Prozent.

Weil die CDU hat alle Wahlkreise direkt gewonnen hat, gibt es einen Rekordkreistag

CDU-Spitzenkandidat Torsten Kowitz ist besonders froh darüber, dass alle Direktkandidaten seiner Partei ihre Wahlkreise gewinnen konnten. „Wir sind wieder mit mindestens 25 Abgeordneten am Start“, sagt der Kreispolitiker aus Stuvenborn. „Das macht mich natürlich happy.“ Kowitz wird aller Voraussicht nach wieder Fraktionsvorsitzender der CDU im Segeberger Kreistag werden.

SPD-Spitzenkandidatin Cordula Schultz hadert zwar etwas mit dem Abschneiden der SPD, ist aber froh, dass ihre Partei noch vor den Grünen wieder zweitstärkste Kraft im Kreistag geworden ist. „Der Bundestrend hat uns natürlich nicht gerade geholfen, das ist klar“, sagt die Politikerin. „Insgesamt aber hätte es schlimmer kommen können.“

Die Parteien sind erschrocken über das gute Abschneiden der AfD

So ähnlich sieht es auch Marc-Christopher Muckel vom Kreisvorstand der Grünen. „Wir hatten uns mehr erhofft, sind aber letztlich doch gestärkt aus der Wahl hervorgegangen – und das trotz des Gegenwindes auf Bundesebene.“ Mehr erwartet hatte auch der FDP-Kreisvorsitzende Stefan Holowaty. Aber auch er sagt: „Wir sind nicht unzufrieden.

Während die Parteien das Wahlergebnis unterschiedlich bewerten, sind sich CDU, Grüne, SPD und FDP einig in der Bewertung des AfD-Abschneidens. „Wir sind erschrocken über das AfD-Ergebnis“, sagt SPD-Spitzenkandidatin Cordula Schultz. Marc-Christoph Muckelberg vom Kreisvorstand der Grünen hätte nicht geglaubt, „dass es so viele frustrierte Menschen im Kreis Segeberg gibt“.

AfD führt den Erfolg nicht nur auf die Protestwähler zurück

Julian Flak aus Kaltenkirchen, Spitzenkandidat der AfD, geht hingegen davor aus, dass das gute Abschneiden seiner Partei nicht nur auf Protestwähler zurückzuführen ist. „Die großen Themen der Politik haben sich auf die örtliche Ebene niedergeschlagen“, stellt er für sich fest. „Es herrscht eine allgemeine Unzufriedenheit, und viele Dinge, vor denen wir schon seit Jahren warnen, haben sich jetzt Bewahrheitet.“ Mit dem Abschneiden seiner Partei ist Flak „sehr zufrieden“.

Ein Kuriosum am Rande: Die 58-Einwohner-Gemeinde Dreggers im Bereich des Amtes Trave-Land war wieder Auszählungssieger. Schon um Punkt 18.15 Uhr wurde das Kreiswahlergebnis an den Kreis Segeberg gemeldet. 16 Wähler gingen zur Wahlurne, was einer Wahlbeteiligung von 42,1 Prozent ergibt. Die meisten wählten hier Grün: - nämlich 31,2 Prozent. Eine glatte Steigerung um 26,5 Prozent.

Dreggers ist insofern interessant, weil es die einzige Gemeinde im Kreis Segeberg in der Urdemokratie herrscht. Hier bestimmen alle wahlberechtigten Einwohner selbst, was in ihrem Dorf geschieht und wer Bürgermeister wird. Eine Gemeindevertretung gibt es nicht. Diese Regelung gilt für alle Gemeinden, die weniger als 70 Einwohner haben.