Norderstedt. Wie man öffentliche Flächen am Straßenrand zum Insektenparadies macht und wo man sich als Patin oder Pate bewerben kann.
Wenn kleine, öffentliche Grünflächen in Norderstedt plötzlich aufblühen und zu Hinguckern oder Oasen für Flora und Fauna werden, dann stecken dahinter nicht selten die Grünpatinnen und -paten. Also Bürgerinnen und Bürger, die ganz freiwillig Baumscheiben oder Beete entlang von Straßen und Gehwegen pflegen und bepflanzen. Seit 2020 gibt es die Aktion „Grün für Deine Straße“ der Stadt. Derzeit werden erneut Freiwillige gesucht, die mitmachen wollen.
Etwa 35 bis 40 Grünpatenschaften gibt es laut Sibylle Mersmann vom Betriebsamt der Stadt Norderstedt, die die Patinnen und Paten betreut. Die Flächen, um die sie sich kümmern, variieren zwischen 15 und 120 Quadratmetern. Zusammengerechnet sorgen die Stadtgärtnerinnen und -gärtner dafür, dass 1300 Quadratmeter in der Stadt nicht einfach nur grün, sondern ökologisch wertvoll bepflanzt werden.
Norderstedt: Die Stadt soll blühen – Wer übernimmt eine Grünpatenschaft?
Und dazu kommen aber auch noch jene, die quasi als „Grün-Guerilla“ ganz ohne offizielle Grünpatenschaft Hand anlegen und städtische Flächen aufwerten, ihr Engagement aber nicht offiziell machen. Manchmal sind dem Betriebsamt die Freiwilligen bekannt, andere sind aber auch komplett inkognito unterwegs. Manchmal landet das Infomaterial des Betriebsamtes zu den Grünpatenschaften mit Anschreiben in Briefkästen, wenn offensichtlich ist, dass eine Person aus einem angrenzenden Haus die öffentliche Grünfläche betreut.
Denn grundsätzlich regelt die Stadt die Vergabe der Patenschaften. Ob Privatperson, Geschäftsinhaber oder Verein – wer vor der Haustür eine Fläche identifiziert hat, die der Pflege bedarf, der meldet sich beim Betriebsamt. Dann wird geklärt, ob es sich überhaupt um eine städtische Fläche handelt. Tatsächlich wurden von der Stadt auch schon Absagen für Paten erteilt, weil es sich bei den angemeldeten Flächen um Privatbesitz handelte.
Manche Bürger gärtnern auch ganz im Geheimen
Ist die Fläche hingegen städtisch, erhalten die Patinnen und Paten eine Urkunde, in der ihnen die Patenschaft bestätigt wird. Die Stadt favorisiert es, wenn die Bürgerinnen und Bürger die Patenschaft mindestens ein Jahr bestehen lassen. Wer sie vorher beenden möchte, meldet das an – dann übernimmt die Stadt wieder auf der Fläche.
Grundsätzlich sollen die Grünpatinnen und -paten dafür sorgen, dass die Grünflächen zu wertvollen „Trittsteinbiotopen“ für Insekten und Vögel werden. So soll dem massiven Insektensterben entgegengewirkt werden. Heimische Futterpflanzen machen kleine Grünflächen zu Lebensräumen für Insekten – mitten in der Stadt.
Es soll das ganze Jahr etwa blühen – damit Insekten Futter haben
Das Ziel auf allen Grünflächen soll eine möglichst lange Blüte zwischen März und November sein. Aber auch viele andere Vorgaben sind zu beachten. Vorhandener Bewuchs muss am Anfang entfernt, die Fläche eventuell mit neuem Boden aufgefüllt und dann mit Pflanzen und Saatgut bestellt werden – auf eigene Kosten. Pflanzen sollten eine Höhe von 70 Zentimetern nicht überschreiten. Bei der Wahl sollte man die Lichtverhältnisse vor Ort berücksichtigen.
Geeignete Stauden sind zum Beispiel Frauenmantel, Schafgarbe, Waldaster, Bergenie, Katzenminze, Mädchenauge oder Storchschnabel. Als Blüher eigenen sich Tulpe, Krokus, Narzisse, Schneeglöckchen oder Winterling. Dazu mehrjährige Mischungen von Wildblumen und -kräutern oder Gräsern. Für den Sommer Vanilleblume, Elfenspiegel, Fächerblume oder Zinnie. Und gerne Essbares, also Kräuter, Gewürze und Gemüse.
Regelmäßig gießen, regelmäßig zurückschneiden und keinen Dünger verwenden
Auf Baumscheiben muss darauf geachtet werden, dass Wurzeln und Stamm nicht beschädigt werden. Gegraben werden sollte nur bis zu einer Tiefe von 20 Zentimetern. Die Saat und Anpflanzungen sollten ausreichend Abstand zum Stamm halten. Gartenzwerge, Findlinge, Töpfe und Bänkchen sind untersagt.
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Natürlich muss bei allen Flächen auf eine regelmäßige Wässerung geachtet werden – und wenn man im Sommer mal im Urlaub ist, sollte das jemand in Vertretung übernehmen. Gewucherte Wildkräuter sollten regelmäßig entfernt werden, ebenso Überhang zu Fuß- und Radwegen oder Straßen. Auf Düngung müsse möglichst verzichtet werden, Pflanzenschutzmittel sind untersagt.
Norderstedt: Grünpaten tauschen sich bei jährlichem Treffen aus
Um die Überwinterung von Insekten und Larven in Halmen und an Blättern zu ermöglichen, sollten Rückschnitte erst im Frühjahr erfolgen. Ebenso wichtig ist es, die Biodiversität durch die Anpflanzung wertvoller Blühpflanzen, Stauden und Gräser zu fördern und damit über das gesamte Jahr hinweg Lebensräume zu schaffen.
Das Betriebsamt berät und unterstützt die Grünpatinnen und -paten. Auch ganz praktisch, mit der Verteilung von Blumenzwiebeln. Bei jährlichen Treffen für aktive Paten und Patinnen werden Ergebnisse und Anregungen ausgetauscht. Das Betriebsamt bietet vor Ort oder am Telefon Beratungsgespräche an. Bei den Patenschaften gab es bislang laut Betriebsamt keine nennenswerten Beanstandungen über nicht oder nicht korrekt gepflegte Flächen.
„Das Projekt wird weiterhin gut angenommen, es gibt neue Anfragen. Die Norderstedterinnen und Norderstedter fühlen sich mitgenommen, dass sie sich an der Gestaltung des Stadtbildes und dem Schutz der Natur aktiv und unmittelbar beteiligen können“, teilt Sibylle Mersmann mit.
Wer sich für die Grünpatenschaft interessiert, kann sich bei Sibylle Mersmann unter 040/523 06 21 04 oder Sibylle.Mersmann@norderstedt.de melden. Weitere Infos und einen Vordruck für die Anmeldung einer Fläche gibt es online