Norderstedt. Norderstedt beschließt den Einsatz von Mitarbeitenden auf Zeit. Andere Versuche, Kita-Personal zu gewinnen, scheiterten.
In den Norderstedter Kitas könnten sich bald schon Zeitarbeitskräfte um die Kleinsten kümmern. Der Hauptausschuss hat einstimmig einem Antrag der Personalabteilung des Rathauses zugestimmt, der um den Einsatz „von Mitarbeitenden aus der Arbeitnehmerüberlassung im pädagogischen Bereich“ bat. Diese sollen nun aber nur zum Einsatz kommen, um kurzfristig Lücken zu stopfen, falls es zu hohen Ausfallzeiten unter dem etablierten pädagogischen Personal kommt. Zeitarbeit als Ultima Ratio in der Kinderbetreuung also.
Beim massiven Ausbau der Betreuungsquantität in Norderstedt, bedingt auch durch den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, konnte die Personalausstattung nicht mithalten – Fachkräftemangel. Erzieherinnen und Erzieher suchen fast alle Städte und Kommunen auf einem zunehmend leer gefegten Arbeitsmarkt vergeblich.
Kinderbetreuung: Personalmangel in der Kita – Zeitarbeit soll die Lösung sein
In den elf Kitas der Stadt Norderstedt gibt es viele unbesetzte Stellen – aber eher mehr als weniger Kinder. Deren Betreuung sorgt unter dem vorhandenen Personalstamm für erhebliche Mehrbelastung – was wiederum für erhöhte Ausfallzeiten verantwortlich ist.
Schließlich wollte die Stadt acht Fachkräfte einstellen – als Springerkräfte in Vollzeit, die immer in der Kita zum Einsatz kommen sollten, in der es gerade am meisten brennt. Doch diese Stellenbeschreibung zündete so gar nicht auf dem Arbeitsmarkt. Schließlich können sich die Erzieherinnen und Erzieher aus einem Überangebot an Stellen die für sie passendsten und am besten bezahlten aussuchen. Trotzdem die Stellen für die acht Springer in Norderstedt mehrfach ausgeschrieben wurden, bewarb sich niemand darauf.
Einsatz der Zeitarbeitenden ist auf drei Monate beschränkt
Nun also die Zeitarbeitskräfte. Die Stadt wird nach dem Beschluss nun ein öffentliches Vergabeverfahren eröffnen, um geeignete Zeitarbeitsfirmen zu finden, die Branchen im sozialen Bereich abdecken. Rahmenverträge sollen ein schnelles Reagieren auf personelle Engpässe gewährleisten.
Die Stadt betont, dass es durch die Zeitarbeitenden nicht zu einer Reduzierung der Stammbelegschaft kommen werde. Innerbetriebliche Maßnahmen müssen zunächst geprüft werden und sollen vorrangig umgesetzt werden. Der Einsatz der Leiharbeitnehmenden sei beschränkt auf hohe Ausfallzeiten und sei auf maximal drei Monate begrenzt.
Neuer Fachbereichsleiter machte gute Erfahrungen mit dem Modell
Ziel soll es auch sein, die eingesetzten Zeitarbeitenden in den Norderstedter Kitas zu übernehmen, teilt die Sozialdezernentin Katrin Schmieder mit. „Aber wir schauen auch, dass wir auf anderen Wegen mehr Fachpersonal in die Kitas bekommen. Derzeit sind wir in Verhandlung mit der städtischen Gesellschaft Bildung – Erziehung – Betreuung (BEB), die Nachmittagsbetreuung in Norderstedt organisiert. Den BEB-Fachkräften bieten wir an, ihre Arbeitszeit aufzustocken“, sagt Schmieder.
Gute Erfahrungen mit Zeitarbeitenden in der Kita hat laut Schmieder Volker Gevers, der neue Fachbereichsleiter für die Kindertagesstätten in Norderstedt gemacht. „Entsprechend versuchen wir das jetzt einfach mal“, sagt Schmieder. In der öffentlichen Diskussion zu dem Thema sind allerdings auch andere Stimmen zu vernehmen.
Es gibt auch kritische Stimmen gegen den Einsatz von Zeitarbeitenden in Kitas
Elternvertreter sehen Zeitarbeiter in den Kitas mitunter kritisch, weil sie sich konstante Bezugspersonen für ihre Kinder wünschen und bekannte Gesichter als Ansprechpartner, wenn es um pädagogische Fragen geht.
In Verbandsmedien festangestellter Erzieherinnen und Erzieher ist nachzulesen, dass manche wenig begeistert seien, im laufenden Betrieb plötzlich Zeitarbeitspersonal anlernen zu müssen, welches häufig über wenig Berufserfahrung im pädagogische Bereich verfüge – dabei aber teilweise als Zeitarbeitende mehr verdienen würde als Festangestellte.
Kinderbetreuung: „Kita-Personal freut sich über Entlastung“
Die Zeitarbeitenden selbst wiederum spürten den Unmut und das Misstrauen mancher Eltern und dass manche Kollegen ihre Qualifikation infrage stellten.
Argumente, die laut Sozialdezernentin Katrin Schmieder in der Diskussion mit dem Norderstedter Kita-Personal nicht auftauchten. „Da gibt es keine Vorbehalte gegenüber den Zeitarbeitenden. Die meisten unserer Kita-Angestellten wären einfach froh, wenn es endlich Entlastung für sie geben würde“, sagt Schmieder.
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„Es ist ja auch immer eine Frage, wie man die Zeitarbeitenden einsetzt“, sagt Schmieder. So könnten sich die Festangestellten eben mehr auf die Vertrauensarbeit mit den Kinder konzentrieren wenn sie wissen, dass Kollegen sich zum Beispiel um die Aufsicht der Schlafgruppe kümmern.“