Norderstedt. Wenn Kinder vor der Tür stehen, verkleidet sich Thorsten Blunk als Weihnachtsmann. So besonders sieht sein Haus aus.
Bevor Vida und Lou mit ihren Müttern das Weihnachtshaus in Norderstedt besucht haben, wussten sie nicht so recht, ob sie an den Weihnachtsmann glauben sollten oder nicht.
Die vierjährigen Mädchen stehen vor dem hell erleuchteten Gebäude an der Straße Am Sood. An der Hauswand funkelt riesengroß das Wort „XMAS“. Sie drücken auf einen Knopf. Für wenige Sekunden fängt es heftig an zu schneien. Sie fangen den Schnee mit ihren Händen auf, strahlen und lachen. Oben am Fenster des Hauses erscheint ein Mann mit weißem Bart und rotem Mantel. Er winkt den Kindern zu. Ehrfürchtig schauen sie zu ihm hoch. Jetzt sind sich Vida und Lou sicher: Es gibt ihn wirklich. Den Weihnachtsmann.
Norderstedt: Berühmtes Weihnachtshaus – hier schneit es auf Knopfdruck
Den ganzen Abend sitzt Thorsten Blunk wachsam auf seiner Couch im Wohnzimmer. Immer wenn er sieht, dass Kinder vor seinem Haus stehen, läuft er schnell die Treppe in den ersten Stock hoch und zieht sich sein Weihnachtsmannkostüm an. Dann winkt er. „Die strahlenden Kinderaugen zu sehen, ist einfach schön“, sagt der 56-Jährige. Manchmal geht er auch vor die Tür und verteilt Schokoladenlollis.
Im Jahr 2007 hat alles angefangen. Blunks Frau wollte nur ein paar Lichterketten an den Fenstern anbringen. „Dann kam eins zum anderen“, sagt der Norderstedter. In den vergangenen Jahren sind immer mehr Deko-Elemente dazugekommen. Im Garten lächelt ein aufblasbarer Schneemann neugierige Spaziergänger an. Ein Rentier zieht eine Weihnachtsmann-Figur im Holzschlitten. „Ich habe schon im Sommer angefangen, den Schlitten zu bauen“, berichtet Blunk. „Ich baue alles selbst.“
Weihnachtshaus Norderstedt: Schaummaschine lässt es „schneien“
Der Bauleiter, der für ein Unternehmen in Stuvenborn tätig ist, lässt sich jedes Jahr etwas Neues einfallen. „Damit es nicht langweilig wird“, sagt er. In seiner Weihnachtslandschaft sind zahlreiche liebevolle Details versteckt. Wie zum Beispiel die Schneemaschine. „Liebe Kinder, lasst es schneien“, steht auf einem Schild an der Hecke. Ein Pfeil zeigt auf einen Knopf. Wer ihn drückt, aktiviert ein Gerät auf dem Carport. Aus einer Wolke rieseln plötzlich dicke Schneeflocken.
In Wahrheit handelt es sich bei dem Schnee um Schaum. Normalerweise verwenden Betreiber von Diskotheken die Maschine bei Schaumpartys. „Ich muss schnell den Kanister auffüllen“, sagt Thorsten Blunk plötzlich, als er sieht, dass Kinder den Schalter betätigen, aber kein Schnee mehr aus der Maschine kommt. „Sie stehen ganz traurig da“, sagt er und verschwindet blitzschnell.
Weihnachten: Gut drei Tage braucht Blunk, um das Haus zu schmücken
Der Vater eines erwachsenen Sohnes (29) hat noch eine weitere interaktive Attraktion in seinem Garten installiert. „Ist das weiße Lämpchen an, fängt die Lok das Dampfen an“, heißt es auf einer Hinweistafel. Drückt ein Kind den grünen Knopf, steigt Dampf aus dem Schornstein einer Lokomotive auf. Dahinter verbirgt sich eine Nebelmaschine. Die gesamte Zeit über tönt draußen Weihnachtsmusik aus einem Lautsprecher. Als Peter Maffay „Lass es schnei’n“ singt, kippt Blunk das Fenster im Wohnzimmer, um das Lied zu hören. „Das ist mein Lieblingsweihnachtssong“, sagt er und lächelt.
Gut drei Tage braucht er, um sein Haus und Garten zu dekorieren. Warum er das macht? „Für die Kinder“, sagt er. „Das ist etwas fürs Herz. Gerade in der dunklen Jahreszeit finde ich es wichtig, viel Licht in unser Leben zu lassen.“ Nicht nur Nachbarn kommen, um sich Norderstedts Weihnachtshaus anzugucken – teilweise reisen Menschen aus Halstenbek, Alveslohe und der weiteren Umgebung an.
Hobby-Weihnachtsmann beantwortet Wunschzettel der Kinder
„Wir kommen jedes Jahr extra wegen des Hauses“, erzählt Jana Wager, die Mutter der vierjährigen Vida. Vor drei Jahren war sie zum ersten Mal hier. „Während der Corona-Zeit hatten die Kinder nichts, was sie unternehmen konnten. Deswegen war es besonders schön, hierherkommen zu können.“
Im Eingangsbereich steht ein Briefkasten. Hier haben einige Kinder bereits ihre Wunschzettel an den Weihnachtsmann eingeworfen. „Sie bekommen alle eine Antwort“, sagt Thorsten Blunk. Wenn sie eine Adresse hinterlassen haben, fährt der Norderstedter Hobby-Weihnachtsmann bei ihnen vorbei und wirft die Weihnachtspost mit Stickern höchstpersönlich ein. „Ein Junge hat mich mal gefragt, ob ich der Bruder vom Weihnachtsmann bin“, erzählt er. Seine Augen leuchten.
„Xmas-Haus Norderstedt“ ist sogar bei Google Maps eingezeichnet
Vor ein paar Tagen erst hat er eine Dankeskarte erhalten. Eltern bedanken sich für die Freude, die das Weihnachtshaus den Kindern beschert. Aber es gibt auch andere Meinungen. Silvester haben Menschen schon Böller in seine Deko geworfen. Oder Blunk angefeindet wegen der aktuellen Energiekrise. „Das sind alles LED-Lichter“, sagt er. „Ein Pool würde mehr Energie verbrauchen.“ Er hat sein Haus trotzdem geschmückt. Den Kindern zuliebe. Allerdings gehen abends ab 21 Uhr die Lichter aus.
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Jeden Sonnabend vor Totensonntag pilgern Nachbarn und Freunde zum Weihnachtshaus und trinken gemeinsam Glühwein. Eine Einladung brauchen sie nicht. 60 bis 70 Leute kommen einfach unangemeldet vorbei, berichtet Blunk. „Ich mag diesen Zusammenhalt.“ Bei Google Maps ist das Zuhause der Familie offiziell als „Xmas-Haus Norderstedt“ eingezeichnet. Thorsten Blunk zeigt es stolz auf seinem Handy.
Norderstedt: Für Weihnachtshaus gibt es noch viele neue Ideen
Manchmal steht der Weihnachtsfan selbst draußen vor der Tür und bewundert sein Werk. „Meine Frau ist für die dezente Deko drinnen zuständig. Der Verrückte bin ich“, sagt er. Blunk hat so viele Ideen für neue Bauwerke im Kopf, dass er seinen kompletten Garten damit füllen könnte. „Ich habe sogar schon eine Schlittschuhbahn für meine Neffen und Nichten gebaut.“
Wieder stehen Kinder vor seinem Haus. Ein Mädchen mit Weihnachtsmütze und ein Junge. Sie lassen es schneien. Blunk beobachtet die Situation lächelnd am Fenster. Er freut sich über jedes Kind. Dann rennt er schnell nach oben, schlüpft in sein Kostüm. Und winkt.