Kreis Segeberg. DRK beklagt drei Fälle in drei Wochen – und will jetzt die Gebäude mit Sicherheitskameras aufrüsten. Doch das Geld fehlt.
Die Einbrecher sind in diesen Wochen wieder seht aktiv im Kreis Segeberg. Und auf was sie es immer wieder abgesehen haben sind – Kindertagesstätten. Zum Beispiel die des Deutschen Roten Kreuzes. In drei Kitas des Trägers wurde zuletzt eingebrochen, vorletzte Woche in Henstedt-Ulzburg, letzte und diese Woche in Bad Bramstedt.
Weil diese Einbrüche nicht nur finanzielle, sondern auch psychologische Folgen hätten, geht der DRK-Kreisverband Segeberg nun mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit. „Wir möchten einfach mehr für die Sicherheit unserer Einrichtungen tun“, sagt Sprecher Richard Buchholz.
„Wir würden gerne Überwachungskameras installieren, auch um potenzielle Einbrecher abzuschrecken.“ Die Kosten für die Sicherheitstechnik müsse das DRK selbst aufbringen, ein Budget dafür existiert aber nicht. Deswegen sucht der Kreisverband nun Unterstützter in der Öffentlichkeit.
Kriminalität: „Sind das Perverse?“ Fassungslosigkeit über Kita-Einbrüche
Um die Folgen solcher Einbrüche zu verdeutlichen, beschreibt das Team einer DRK-Kita in Henstedt-Ulzburg, wie es den Einbruch erlebte. „An einem Arbeitsplatz mit schönen Erinnerungen, des Kinderlachens und der Unschuld hat sich jemand gewaltsam Zugang verschafft, hat offensichtlich nichts gestohlen und hinterließ viele Fragen, ein verunsichertes Team, verunsicherte Eltern und einen Schaden im vierstelliger Höhe – wofür?“, fragt sich das Kita-Team.
Es sei am Morgen nach dem Reformationstag und Halloween gewesen. Fröhlich und gut erholt kamen die Pädagoginnen und Pädagogen der Frühschicht zur Kita. Die ersten Eltern mit ihren Kindern warteten bereits auf dem Parkplatz. Die Kleinen voller Vorfreude auf ihre Gruppe, Freunde und Spielsachen. Sie wollen unbedingt allen erzählen, was sie am Wochenende erlebt haben.
Auf dem Schreibtisch – ein schmutziger Handschuhabdruck
Mit den munter drauflos redenden Kindern und den informationsbedürftigen Eltern an ihrer Seite öffneten die Erzieherinnen die Tür der Kita. Aber etwas war anders als sonst. Das Licht ging nicht an. Der Strom war anscheinend ausgefallen. Die Kinder waren schon halb aus den Schuhen gestiegen und wollten in ihren Gruppenraum strömen.
Als eine Erzieherin die Sicherung wieder einschaltete und es hell wurde, offenbarte sich das Problem. An allen Türen und Fenstern waren Spuren von Einbruchswerkzeug zu erkennen, jeder einst verschlossene Schrank in den Gruppen und im Büro war aufgebrochen. Auf den Schreibtisch der Kita-Leitung waren gut sichtbar Abdrücke von schmutzigen Handschuhen zu sehen. „Jemand Fremdes hat an meinem Platz gesessen“, sagte die Kita-Leitung.
Kita geschlossen – 90 Eltern müssen Ersatzbetreuung organisieren
„Alle raus, wir müssen die Polizei rufen“, erging nun der Aufruf an Kinder und Eltern. Letztere standen fragend und immer nervöser werdend vor der Tür – denn sie mussten nun eigentlich dringend zur Arbeit. Die Kita-Leitung machte allen die Situation klar: „Es wurde eingebrochen, meine Bürotür wurde eingetreten, haltet mit euren Kindern Abstand vom Haus – wir wissen nicht, ob die Einbrecher noch im Gebäude sind. Die Polizei kommt gleich“.
Beim Eintreffen der Polizei wurden die Eltern informiert, dass die Kita geschlossen bleibt. Der Schaden müsse begutachtet, gestohlene Dinge dokumentiert und Spuren gesichert werden. Ein Stöhnen ging durch die Menge der Eltern. Handys wurden gezogen und Telefonate geführt. Eine Kita mit 90 Kindern musste spontan geschlossen werden. 90 Eltern, die nicht zur Arbeit gehen können und versuchen müssen ihren ganzen Tag umzuplanen. Es dauerte bis Mittag, bis die Spurensicherung die Kita wieder freigab.
Kriminalität: Es bleiben viele Fragen und große Verunsicherung
Und das Ergebnis: Es wurde nichts gestohlen. „Was haben die gesucht? Bargeld? Bargeld gibt es schon lange nicht mehr in Kitas, alle überweisen. Daten von Kindern? Sind es vielleicht Perverse? Daten von Familien? Warum das alles?“ fragte sich ein Mitglied des Kita-Teams bei einem Teammeeting am Nachmittag. Warum sollte jemand bei einer gemeinnützigen Organisation, einer Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes einbrechen? Doch Antworten gibt es auf diese Fragen bis heute keine.
- Polizei Schleswig-Holstein - Fahndung: Einbrecher dringen in Einfamilienhäuser ein
- Polizei Schleswig-Holstein: 50 Einbrüche - Norderstedter Polizei nimmt vier Täter fest
- Polizei Schleswig-Holstein: Zwei Einbrüche in Henstedt-Ulzburg – Zeugen gesucht
Seit dem Einbruch ist die Unsicherheit im Team zu spüren, die Frühschicht wurde umorganisiert, denn in Zukunft soll niemand alleine morgens die Kita öffnen. „Natürlich hat das Erlebte auch bei den Kindern für eine Reaktion gesorgt“, sagt Sprecher Buchholz. Kommen die Einbrecher wieder? Sind sie noch da?
Die Pädagogen würden in Sitzungen mit den Kindern sprechen und ihnen die Ängste nehmen. „Wir sagen ihnen, dass die Einbrecher nicht wiederkommen. Dass wir alle gemeinsam sie vor ihnen schützen. Und das nun alle Hilfspolizisten sind und darauf achten sollen, dass keine Türen offen stehen“, sagt Buchholz.
Wer das DRK bei der Ausstattung der Kitas mit Sicherheitstechnik unterstützten will, spendet auf das Konto bei der Sparkasse Südholstein mit der IBAN DE32 2305 1030 0000 0350 17, BIC NOLADE21SHO, Verwendungszweck „Sicherheit für unsere Kinder“