Götzberg. Mit aufgemotzten Kleinkrafträdern kurvten mutige Frauen und Männer um die Wette. Wer sich am Ende durchsetzte.

Die Corona-Pandemie zwang den Mofa-Rennklassiker „Die 111 Minuten von Götzberg“ in den letzten zwei Jahren zur Pause. Am Sonnabend konnten die mutigen Frauen und Männer sich wieder in Götzberg in die Sättel ihrer nicht allzu hochmotorisierten Kleinkrafträder schwingen und ermitteln, wer der oder die Beste sein würde im anspruchsvollen Rund auf dem Stoppelfeld.

Die äußeren Umstände waren durchaus strapaziös, denn es herrschten über 30 Grad im Schatten. Auf dem großen Feld an der Straße Sandberg, das der Götzberger Pächter Uwe Voss dem Verein Alstermotoren Wakendorf II zur Verfügung gestellt hatte, konnte von Schatten keine Rede sein. Um 18 Uhr sollte der Startschuss fallen, aber schon gegen 15 Uhr herrschte rege Betriebsamkeit.

Rennsport-Party: 111 Minuten von Götzberg – Mofa-Klassiker auf dem Stoppelfeld

Nachwuchs für den Mofa-Rennsport (v. l.): Ben Kalaczynski, Piet Clausen und Max Hindel.
Nachwuchs für den Mofa-Rennsport (v. l.): Ben Kalaczynski, Piet Clausen und Max Hindel. © Susanne Nähr

Mitorganisator Oliver Clausen schien überall gleichzeitig zu sein: Am Bierstand, im Fahrerlager und bei dem Zeitnehmerteam. In der Vergangenheit konnte man über ein elektronisches Zeitmesssystem verfügen, das Runden und auch die Rundenzeiten automatisch erfasste. „Vor zwei Tagen haben wir erfahren, dass wir das System leider nicht bekommen“ bedauerte Clausen. „Jetzt müssen die Runden händisch erfasst werden.“

Kein Grund zur Verzweiflung. Vor dem Pavillon des Zeitnehmerteams, bestehend aus Anika Meier, Christian Kröger und Yasmin Drumariu wurde kurzerhand eine Schikane aus Strohballen errichtet, die die Geschwindigkeit der Fahrer an dieser Stelle drosselte und genug Zeit zur Erfassung gab. Ziemlich bauernschlau.

Tuning: Auf der Straße würden die Mofas 100 km/h schnell sein

Die Besucherinnen und Besucher des Rennens am Rande der Strecke.
Die Besucherinnen und Besucher des Rennens am Rande der Strecke. © Susanne Nähr

André Adomeit war im Jahr 2018 Sieger des Rennens und er kennt sich mit Mofas gut aus. Er verriet, was die aufgemotzten Mofas auf der Strecke leisten können. „Eigentlich dürfen Mofas nur 25 Stundenkilometer schnell fahren. Im Gelände erreichen unsere Maschinen aber schon mal 50 km/h. Auf der Straße könnte die Geschwindigkeit schon dreistellig werden.“

Aber das ist natürlich nicht erlaubt. Beim Rennen, so erklärte der Fachmann, komme es vor allem auf Kraft und Ausdauer an. Er freute sich, dass er nun nach zwei Jahren Zwangspause und überstandener Corona-Infektion wieder dabei sein konnte. Doch dann grätschte ihm die Technik dazwischen: In der Qualifikationsrunde stellte sich heraus, dass seine Maschine nicht fahrtüchtig war.

„Susis Schnitten“: Auch ein Frauenteam war am Start

Das einzige Frauenteam auf der Strecke: „Susis Schnitten“.
Das einzige Frauenteam auf der Strecke: „Susis Schnitten“. © Susanne Nähr

Im Fahrerlager begannen inzwischen die Vorbereitungen für die Qualifikationsrunde. Die Motoren knatterten sich warm, die Fahrerinnen und Fahrer legten die Schutzkleidung an. Motorradstiefel und -hosen, Protektoren und Helme.

Die beiden einzigen weiblichen Teilnehmerinnen bildeten das Team „Susis Schnitten“: Lea Steinfels (24) brachte schon Erfahrung aus einigen Rennen mit, die 40-jährige Kristina Wilkens war kurzfristig eingesprungen und trainierte seit zwei Wochen auf den benachbarten Feldern.

Oliver Clausens 17-jähriger Sohn Piet gehörte schon zur Folgegeneration. „Ich muss das übernehmen, hier“ sagte er selbstbewusst. Ebenfalls 17 Jahre alt sind Ben Kalaczynski und Max Hindel. Als pünktlich um 18 Uhr die 111 Minuten von Götzberg starteten, war es zum Glück etwas kühler und einige Wolken sind aufgezogen. Alle 17 Fahrer kamen gut vom Start weg, aber schon fünf Minuten später: Der erste technische Ausfall.

Götzberg: Am Ende gewinnt Tim Pagels mit 130 Runden nach 111 Minuten

Sieger Tim Pagels auf dem Podest und die anderen Rennfahrerinnen und -fahrer drumherum.
Sieger Tim Pagels auf dem Podest und die anderen Rennfahrerinnen und -fahrer drumherum. © Susanne Nähr

Die Mofas durften repariert werden und weiter fahren. Neben der Piste verfolgten an die 300 Besucherinnen und Besucher das Rennspektakel der knatternden Art. Viele von ihnen dürften in ihrer Jugend in den Achtziger-Jahren des letzten Jahrhundert selbst Mofa gefahren sein. Aber auch die Kinder und Enkel begeisterten sich für das Geschehen auf dem Stoppelfeld.

Es herrschte Partystimmung. Gegen Ende der knappen zwei Stunden hatte sich das Feld gelichtet. Mit deutlichem Abstand führte Tim Pagels, der bereits 2019 Sieger wurde. Mit 130 Runden war er auch in diesem Jahr der Schnellste. Gefolgt von Ronald Seifert mit 121 Runden. Der dritte Platz war bis zum Schluss hart umkämpft: Mit 118 Runden hatte Ole Pagels schließlich die Nase vorn, nur eine weniger schaffte Piet Clausen, der Youngster.