Lentföhrden. Drei schlaue Milchbauern haben mit ihrer Idee so viel Erfolg, dass selbst Landwirtschaftsminister Cem Özdemir aufmerksam wurde.
Als einen der besten Bio-Betriebe Deutschlands hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) das schleswig-holsteinische Unternehmen „De Öko Melkburen“ aus Lentföhrden im Kreis Segeberg ausgezeichnet. Der Zusammenschluss dreier Milchvieh-Betriebe siegte beim Bundeswettbewerb Ökolandbau 2022 in der Kategorie „Erzeugung und Vermarktung“, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) am Dienstag in Berlin mitteilte. Weitere Preise gingen nach Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Das Preisgeld beträgt jeweils 7.500 Euro.
Özdemir überreichte den Betriebsleitern Hans Möller und Achim Bock gemeinsam mit ihren Familien die Auszeichnung auf den Öko-Feldtagen in Villmar (Hessen). Im Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau werden jedes Jahr drei Bio-Betriebe für besondere Betriebskonzepte und weitergehende Leistungen für den Ökolandbau und die Region ausgezeichnet.
Regionale Produkte: Deutschlands bester Bio-Betrieb kommt aus Lentföhrden
Die Öko Melkburen sind ein Zusammenschluss der Bio-Milchviehbetriebe von Hans Möller, Achim Bock und Heino Dwinger. Die Jury überzeugte vor allem das besondere Vermarktungskonzept der Betriebsleiter, mit dem sie eine regionale Meierei vor der Schließung bewahren konnten und sich mit eigenen Milchprodukten erfolgreich im regionalen Handel etabliert haben.
Die Jury stellte in ihrer Begründung neben dem großen Engagement für das Tierwohl vor allem den Mut der „Melkburen“ heraus, die Vermarktung ihrer Bio-Milch selbst in die Hand zu nehmen und sich erfolgreich in einem schwierigen Markt zu behaupten. Zudem sei das Konzept der Melkburen ein Paradebeispiel dafür, wie eine regionale Wertschöpfungskette erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden kann.
De Melkburen: Sie retteten eine Meierei vor der Schließung
Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir lobte bei der Preisübergabe die Zielstrebigkeit und das große fachliche Know-how der drei Siegerbetriebe. Damit seien die Betriebe ein wichtiges Vorbild für den gesamten ökologischen Landbau in Deutschland.
Als die Meierei Horst 2013 Insolvenz anmeldete, übernahmen die drei Betriebsleiter die Geschäftsführung. Die Rettung gelang mit der Unterstützung von Verbraucherinnen und Verbrauchern, die sich als Teilhaber engagierten, und mit Finanzmitteln der Regionalwert AG Hamburg. Heute liefern sieben konventionelle und sechs Bio-Betriebe ihre Milch an die Meierei Horst, die in getrennten Produktionsbereichen verarbeitet wird. Alle 16 Arbeitsplätze der Meierei konnten gesichert werden.
Die Bio-Produkte sind in der Metropolregion Hamburg beliebt
Die Bio-Milch der Melkburen wird im Handel als Jahreszeiten-Milch angeboten, mit der die Meierei große Aufmerksamkeit erzielt. Hintergrund ist die grasbetonte Fütterung, wegen der die Melkburen-Milch je nach Jahreszeit immer leicht im Geschmack variiert. Die Herstellung der Milch erfolgt traditionell, das heißt als Frischmilch und nicht homogenisiert und ist bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern der Region sehr beliebt.
In der Erzeugung legen die Melkburen großen Wert auf eine artgerechte Tierhaltung. Die drei Betriebe praktizieren deshalb die muttergebundene Kälberaufzucht, bei der die Kälber drei Monate lang bei der Mutterkuh bleiben. Außerdem sind die Melkburen Mitgründer der Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht. Auch die konventionellen Betriebe der Meierei haben sich verpflichtet, mit höheren Umweltund Tierwohlstandards zu arbeiten.
Lentföhrden: Tierwohl steht im Fokus von „De Öko Melkburen“
Die weiteren Bundessieger: Für ihr innovatives Anbaukonzept für den ökologischen Gemüsebau auf Basis einer ganzjährigen Mulchdecke und permanenter Durchwurzelung ehrte Minister Özdemir das gemeinnützige Unternehmen „live2give“ aus Dickendorf (Rheinland-Pfalz). Der Demeter-Betrieb „Biohof Bursch“ aus Bornheim-Waldorf (Nordrhein-Westfalen) gewann den Preis für das beste gesamtbetriebliche Konzept.