Wilstedt. 40 Kinder und deren Familien betroffen. Warum manchen Vätern und Müttern Jobverlust droht und was das für den Pandemieherbst bedeutet.

Die Situation ist dramatisch: Wegen massiven Personalmangels hat die Kita Kunterbunt in Wilstedt die Betreuungszeiten um 3,5 Stunden reduziert. Täglich! Bis mindestens Ende des Kita-Jahres am 31. Juli können die Kinder in der Einrichtung nur von 8 bis 15 Uhr betreut werden.

Die planmäßige Öffnungszeit geht von 6.30 bis 17 Uhr. Betroffen von den Einschränkungen sind etwa 40 Kinder und deren Familien aus der Gemeinde.

Kita: Dramatische Personalengpässe – Betreuungszeit massiv gekürzt

„Viele Eltern sind verzweifelt“, sagt Kerstin Hinsch. Sie ist Mitglied der Kreiselternvertretung und Co-Vorsitzende der Landeselternvertretung - und selbst eine betroffene Mutter aus Wilstedt. „Viele Betroffene arbeiten im Schichtdienst und sind auf die planmäßigen Öffnungszeiten von 6.30 bis 17 Uhr angewiesen, um ihrem Beruf nachgehen zu können“, sagt Hinsch und berichtet von Eltern, denen Einkommensverlust und sogar Jobverlust drohen. „Wenn man dauerhaft 3,5 Stunden weniger arbeiten kann, weil die Kita nicht länger auf hat, toleriert das kein Chef“, weiß Hinsch aus Gesprächen mit Betroffenen. Die Eltern sind auf die Gesamtöffnungszeit angewiesen, um ihrem Beruf vollumfänglich nachgehen zu können.

Eltern im Schichtdienst fürchten Jobverlust

„Die Eltern schildern, wie dramatisch sich die Personalengpässe auf die Betreuung ihrer Kinder auswirken. Viele sehen sich gezwungen, ihre Arbeitssituation zu überdenken. Auch mehrt sich der Wunsch, in andere Einrichtungen abzuwandern. Aber für einen Wechsel in andere Stormarner Kitas sieht es düster aus. Es gibt nur sehr wenige Einrichtungen, die den benötigten Bedarf abdecken.“

Kita: Eltern sind erst kurz vorher über die Streichung informiert worden

Kerstin Hinsch ist Mitglied der Kreiselternvertretung der Kitas in Stormarn und selbst eine betroffene Mutter.
Kerstin Hinsch ist Mitglied der Kreiselternvertretung der Kitas in Stormarn und selbst eine betroffene Mutter. © Privat

Besonders verärgert seien die Eltern, weil sie erst kurz vorher über die Betreuungseinschränkung informiert wurden. „Wir haben Mittwoch vor Himmelfahrt erfahren, dass ab dem darauffolgendem Montag die Betreuung massiv eingeschränkt wird“, so Hinsch. Bereits im Februar seien die Zeiten reduziert worden, „aber nicht so extrem wie zuletzt“, so die Co-Vorsitzende der Landeselternvertretung.

Gerade im Hinblick auf den anstehenden Pandemie-Herbst warnt sie vor den Folgen auf den Arbeitsmarkt: „Viele Eltern sind Ärzte, Pflegekräfte oder Lehrer und arbeiten in systemrelevanten Jobs. Wenn sie dann ausfallen, weil sie ihre eigenen Kinder betreuen müssen, kommt es zu massiven Ausfällen auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Kerstin Hinsch.

Es fehlen sieben bis zehn Fachkräfte in der Kita

Die verkürzten Betreuungszeiten sollen zunächst bis Ende Juli gelten. Kerstin Hinsch geht jedoch nicht davon aus, dass sich die Situation dann verbessert. „Die Prognose ist denkbar schlecht. Der Markt ist total leer gefegt, es fehlen überall Erzieher.“

Der Träger und die Einrichtung seien bemüht, jedoch sei die Aussicht auf Besserung denkbar schlecht. „Eine Absenkung des Fachkraft-Kind-Schlüssels bzw. Aufstockung von Arbeitsstunden sind vorerst nicht vorgesehen. Es bedarf somit 7 bis 10 zusätzlichen Fachkräften, um eine zuverlässige Betreuung über die gesamte Öffnungszeit gewährleisten zu können“, so Kerstin Hinsch.

Kita: Personalengpässe führen zur Kürzung der Betreuungszeiten

Nach Angaben der Kreiselternvertretung erstattet die Gemeinde Tangstedt den betroffenen Familien die Elternbeiträge für nicht geleistete Betreuung freiwillig zurück. „Wir möchten deutlich betonen, dass die Eltern nicht primär eine Beitragsrückerstattung benötigen, sondern eine verlässliche, qualitativ hochwertige Betreuung und Bildung ihrer Kita-Kinder vor Ort. Die Eltern interessiert es nicht, wer verantwortlich ist für den Fachkräftemangel, es braucht praktikable Lösungen“, so das Statement der Kreiselternvertretung.

Dem Amt Itzstedt ist die Situation bekannt, es haben bereits Gespräche mit den Beteiligten stattgefunden.