Norderstedt/Quickborn. Mit Sommerreifen auf glatter Fahrbahn und 110 Km/h rutschte die AMG-Mercedes-Fahrerin in eine Unfallstelle. 64-Jähriger hatte keine Chance.
Der AMG-Mercedes schleuderte am 5. April 2021 vor einer Unfallstelle über die Autobahn7 auf Höhe der Raststätte Holmoor, traf am Rand der Fahrbahn einen 64-jährigen Ersthelfer. Der Mann wollte Menschen helfen, die gerade in dem Unfall verletzt hatten. Er starb an seinen schweren Verletzungen noch auf der Autobahn.
Bereits am 22. März wollte das Amtsgericht Norderstedt den Fall der 27-jährigen AMG-Mercedes-Fahrerin verhandeln. Doch der Prozess wurde an dem Tag unterbrochen. Nun soll es am Dienstag, 6. September, von 9 Uhr an, im Saal F des Amtsgerichtes Norderstedt weitergehen.
A7: Prozess um 27-Jährige, die einen Ersthelfer auf der Autobahn überfuhr
Die Staatsanwaltschaft wirft der Angeklagten fahrlässige Tötung vor. Laut Anklageschrift war die Frau mit ihrem AMG Mercedes mit „nicht angepasster Geschwindigkeit von mindestens 110 km/h bei winterglatter Fahrbahn mit Sommerreifen“ in Richtung Norden unterwegs, als das Unglück geschah. Neben dem 64-Jähriger Toten forderte der Unfall zehn Verletzte, die meisten davon erheblich.
Ein Polizeisprecher sprach nach dem Unfall von einer „Verkettung äußerst unglücklicher und tragischer Umstände“. Offenbar war an diesem Ostermontag gegen 18.30 Uhr ein Hagelschauer Auslöser einer Kettenreaktion Die Unfallserie begann mit 18 Jahre alten Fahrer, der zu schnell auf der glatten Autobahn in Richtung Norden unterwegs war. Er verlor die Kontrolle über sein Auto und schleuderte in Höhe der Raststätte Holmmoor erst in die Mittelschutzplanke, um dann rechts auf dem Grünstreifen zum Stehen zu kommen.
Der 64-Jährige stoppte auf dem Standstreifen, um zu helfen
Der 18-Jährige überstand den Unfall unverletzt, sein 17 Jahre alter Beifahrer trug lediglich leichte Verletzungen davon Nach Angaben der Polizei hielten vier Autofahrer, die den Unfall beobachtet hatten, hinter der Unfallstelle an. Dazu gehörte auch ein 64-Jähriger, der seinen Wagen auf dem Standstreifen stoppte und den Verunglückten zu Hilfe eilen wollte. „Der Ersthelfer lief laut Zeugen als erster vorsichtig hinter der Leitplanke zum Unfallort“, sagte der Polizeisprecher damals dem Abendblatt.
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In diesem Moment kam die Mercedes-Fahrerin auf die Unfallstelle zu und verlor bei einem Fahrstreifenwechsel die Kontrolle über das Auto, das nach rechts von der Fahrbahn abkam und den 64-Jährigen erfasste. Er stand ausgerechnet in diesem Moment ungeschützt am Ende der Leitplanke.
Polizei Norderstedt: Beamte versuchten, Schwerverletzten zu reanimieren
„Der Mercedes schleuderte gegen den 64-jährigen Ersthelfer und dann weiter gegen die abgestellten Fahrzeuge der übrigen Helfer auf dem Standstreifen“, berichtete die Polizei. Beamte des Polizeireviers Norderstedt trafen als erste am Unfallort ein und versuchten, den Mann bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu reanimieren. Doch vergebens: der Mann starb noch am Unfallort.
A7: Rettungsdienst behandelte zehn Verletzte gleichzeitig
Die Mercedes-Fahrerin sowie ihre drei Mitfahrer – darunter ein erst ein Monate altes Baby – zogen sich schwere Verletzungen zu. Mehrere Rettungswagen und Notärzte waren im Einsatz. Sie behandelten die zehn Verletzte und fuhren sie in umliegende Krankenhäuser. „Beim Eintreffen der Einsatzkräfte waren die Fahrzeuge auf einer Strecke von 80 bis 100 Metern verteilt“, sagte damals ein Sprecher der Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH).
Der öffentliche Prozess im Saal F des Amtsgerichtes Norderstedt beginnt um 10 Uhr.