Kreis Segeberg. Wie in Schleswig-Holstein die Versorgung von ukrainischen Flüchtlingen verbessert werden soll.

Es ist ein Pilotprojekt, das gleich drei Aufgaben bewältigen möchte: Die Verbesserung der medizinischen Versorgung von Geflüchteten aus der Ukraine, die Beschäftigung von Ärztinnen und Ärzten sowie medizinischem Personal unter den Kriegsflüchtlingen und die möglichst schnelle Integration und Qualifikation der ukrainischen Mediziner in das deutsche Gesundheitswesen – das neues Personal gut gebrauchen kann.

Die Initialzündung für das Projekt kommt von der Henstedt-Ulzburger Allgemeinärztin und gebürtigen Ukrainerin Dr. Oxana Ulan. Über Monate sorgte sie für Hilfskonvois mit medizinischen Material und Gerät für die Versorgung ihrer Mitbürger in der Ukraine.

Eine Ärztin aus Henstedt-Ulzburg hatte die Idee

Nun möchte sie geflüchtete Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal aus ihrem Land in den Praxen schleswig-holsteinischer Kolleginnen und Kollegen unterbringen. „Ich habe ein Netzwerk aus über 70 Personen aufgebaut, die in der Ukraine tätig waren als Ärzte, Physiotherapeutinnen, Zahnärztinnen, Logopäden oder in anderen medizinischen Berufen gearbeitet haben. Diese Menschen möchten gerne in Deutschland arbeiten, auch ehrenamtlich. Viele von ihnen besuchen mehrere Deutschkurse gleichzeitig, um sich hier zu integrieren.“

Arztpraxen werden gesucht, die Ukrainer aufnehmen

Das Projekt soll es ermöglichen, dass Ärztinnen und Ärzte und medizinisches Personal aus der Ukraine in deutschen Arztpraxen als Sprachmittlerinnen und Sprachmittler arbeiten können. Sie könnten Übersetzungsarbeit leisten bei Impfpässen, Medikamentenlisten und in der Anamneseerhebung.

Alle Seiten könnten dabei gewinnen, so die Vorstellung von Oksana Ulan. Ukrainische Geflüchtete hätten in den beteiligten Praxen Ansprechpartner in ihrer Muttersprache. Die deutschen Ärztinnen und Ärzte könnten ihnen durch die bessere Anamnese auch besser helfen. Und die eingesetzten Sprachmittlerinnen und -mittler könnten Deutschkenntnisse verbessern, um gegebenenfalls schneller eine Anerkennung ihrer ukrainischen Qualifikation in Deutschland zu erlangen.

Die Rahmenbedingungen für dieses Projekt wurden kürzlich in einer Videokonferenz unter Beteiligung des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums, des Innenministeriums, des Landesamtes für soziale Dienste, der Ärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung, des Landkreistags und des Flüchtlingsrats beschlossen.

Ukrainische Mediziner könnten schneller integriert werden

Die notwendigen Schritte zur Anerkennung von Berufsqualifikationen und damit zu einer offiziellen Berufserlaubnis sind klar geregelt. Nicht zuletzt auch für eine gut gelingende Integration stehen gute Deutschkenntnisse dabei an erster Stelle.

Landesbehörden und Ärztekammer betonen, dass die hohen Anforderungen die Sicherheit der Patientinnen und Patienten und die Qualität der Gesundheitsversorgung sicherstellen. Dr. Carsten Leffmann, Geschäftsführer der Ärztekammer Schleswig-Holstein: „Wir tun viel dafür und freuen uns, qualifizierte Personen möglichst rasch zu integrieren. Ohne von staatlicher Stelle anerkannte Abschlüsse allerdings, müssen aus berufs- und haftungsrechtlichen Gründen definierte Grenzen bei der Tätigkeit strikt beachtet werden.“

Trotz mancher Hürde besteht landesweit der Wille, qualifizierte Ukrainerinnen und Ukrainer einzubinden. Hierfür werden noch Praxen gesucht, die Interesse haben, ukrainische Sprachmittler aufzunehmen oder anzustellen.

„Wir möchten als Kreis Segeberg ukrainisches Personal mit ärztlichen Mentorinnen und Mentoren in Deutschland zusammenbringen. Das geplante Konzept bietet die Möglichkeit, auch außerhalb von großen Städten die Integration zu fördern und gleichzeitig Menschen zu versorgen, die viel Leid erfahren haben oder an chronischen Erkrankungen leiden. Das ist Public Health vor Ort“, sagt Dr. Christian Herzmann vom Gesundheitsamt Segeberg.

Praxen, die an dem Projekt teilnehmen wollen, oder Geflüchtete mit medizinischer Qualifikation, können sich beim Kreis Segeberg anmelden.