Norderstedt. Warum das nach einem Wasserschaden schwer beschädigte Veranstaltungshaus jetzt auch noch seinen Chef verliert.
Schwere Zeiten für die „TriBühne“, Norderstedts wichtigstes Veranstaltungszentrum für Musik, Theater und gesellschaftliche Veranstaltungen. Suntke Garbe, Geschäftsführer der Mehrzwecksäle Norderstedt (MeNo) – und damit der „TriBühne“, des Kulturwerks und der Gaststätte „Hopfenliebe“ – verlässt nach nur einem Jahr die Stadt. Wie das Rathaus auf Anfrage des Abendblattes bestätigte ist Garbe nicht länger Chef in der MeNo.
Garbe und der Aufsichtsrat der städtischen Gesellschaft hätten sich „im beiderseitigen Einvernehmen auf einen Auflösungsvertrag geeinigt“. Die Trennung erfolge aus gesundheitlichen Gründen. Garbe hatte den Posten des MeNo-Chefs erst am 1. Januar 2021 übernommen. Sein Vertrag läuft nun zum 31. Juli aus.
Die „TriBühne“ versank im Wasser und nun geht auch noch der Chef
Wie das Abendblatt erfuhr, war Garbe zuletzt so gut wie kaum noch im Rathaus anzutreffen. Offenbar war er dauerhaft krank geschrieben. Welche gesundheitlichen Probleme bestehen, darüber ist nichts bekannt. Die Demission Garbes kommt für die „TriBühne“ zur Unzeit. Nach einem technischen Defekt, der die Brandlöschanlage des Veranstaltungsgebäudes auslöste und die danach weite Teile des Gebäudes und des Inventars mit Löschwasser flutete und dabei beschädigte oder zerstörte, bräuchte das Haus dringend einen fähigen Krisenmanager.
Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder war bislang Mit-Geschäftsführerin der MeNo und steht nun als alleinige Geschäftsführerin in der Pflicht. Doch die Verwaltungschefin hat viele Aufgaben im Rathaus und kann sich sicherlich nicht vorrangig um die „TriBühne“ kümmern.
Der Aufsichtsrat der MeNo sucht dringend eine Nachfolge für Garbe
„Um das tägliche Geschäft kümmert sich, wie bisher auch, das Team der MeNo“, teilt Rathaus-Sprecher Bernd-Olaf Struppek mit. Aufgrund des Wasserschadens und dem Ausfall der „TriBühne“ als Spielort besteht dieses Geschäft derzeit mutmaßlich hauptsächlich darin, Veranstaltungen umzulegen, gegebenenfalls abzusagen und sich im einen wie im anderen Fall um die Kundinnen und Kunden mit Eintrittskarten zu kümmern.
Klar ist aber, dass eine MeNo ohne hauptamtliche Geschäftsführung nur ein Interimszustand sein kann. Entsprechend ist der Aufsichtsrat der städtischen Gesellschaft bemüht, schnell die Nachfolge für Suntke Garbe zu regeln. „Der Aufsichtsrat wird alle Schritte einleiten, um möglichst zeitnah eine Nachfolger*in für Suntke Garbe zu finden“, heißt es in der Mitteilung der Stadt.
78 Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich beworben
Die Chancen dafür stehen vielleicht nicht schlecht. Eigentlich müssten im Rathaus noch die Bewerbungen von 77 weiteren Kandidatinnen und Kandidaten vorliegen. So viele Bewerbungen hatte es nämlich für den Job des MeNo-Chefes gegeben, als der langjährige MeNo-Chef Rajas Thiele 2020 seinen Job an den Nagel hängte.
Suntke Garbe, Diplom-Kulturmanager aus Hamburg hatte damals den Zuschlag bekommen, weil er die Zusammenarbeit zwischen dem gewerblichen Kulturbetrieb und den ehrenamtlich Kulturschaffenden in der Stadt intensivieren wollte. Garbe blickt auf 30 Jahre Berufserfahrung in der Kultur- und Veranstaltungsbranche zurück.
Er hatte seine berufliche Laufbahn als Musiker, Komponist und Produzent begonnen, war später federführend für die Prozessorganisation des Musik- und Kulturfestivals „MS Dockville“ in Hamburg verantwortlich. Zuvor war der 50-Jährige unter anderem auch Produktionsleiter und Programmplaner bei der Internationalen Gartenschau in Hamburg-Wilhelmsburg (2012/2013) gewesen.
In Norderstedt hatte er dann leider nur das zweifelhafte Vergnügen, die Corona-Ödnis in „TriBühne“, Kulturwerk und „Hopfenliebe“ zu verwalten. Aus der „TriBühne“, dem Haus für Musik und Theater, wurde obendrein ein Impfzentrum mit Teststation. Trotz allem: Garbe verbreitete Hoffnung. „Es ist doch wunderbar, wenn wir als Kultur einen direkten Beitrag dazu leisten können, dass Kultur schnellstmöglich wieder stattfinden kann.“
Nun ist Corona fast weg, die Kultur könnte wieder stattfinden. Aber jetzt ist Suntke Garbe weg und die „TriBühne“ ein Wasserschaden. Über diesen, so Sprecher Struppek, gebe es aktuell nicht viel Neues zu berichten. „Es gibt bis dato leider keine abschließenden Aussagen der Gutachter. Die Stadt und die MeNo melden sich unaufgefordert, wenn etwas vorliegt.“
Immer noch also stehen die Antworten auf die Fragen aus, wie schwer die „TriBühne“ beschädigt ist, wie stark ihre Statik vom Wasser beeinträchtigt wurde, ob sie eventuell nicht mehr zu retten ist und vor allem wer oder was an der ganzen Misere eigentlich Schuld ist. An der Antwort auf die letzte Frage hängt unter Umständen auch der Hoffnungsschimmer für die Stadt: Dass es sich bei dem Wasserschaden um einem Versicherungsschaden handelt und die Kosten für die mutmaßlich sehr teure Sanierung oder den Neubau der „TriBühne“ nicht aus dem städtischen Haushalt bezahlt werden müssen.