Tangstedt. Tiny House, Camping, Wassersport: Wie es jetzt mit dem Großprojekt von Tangstedt und Norderstedt weitergeht.

Jetzt wird es konkret: Die Politik in Tangstedt hat im Planungs- und Umweltausschuss mit großer Mehrheit eine Machbarkeitsstudie für das Areal rund um den Baggersee „Costa Kiesa“ und weitere Flächen entlang der Schleswig-Holstein-Straße auf den Weg gebracht. Hierfür war nötig, ein Leistungsverzeichnis zu beschließen, das als Vorlage für die Analyse dient. Wie mehrfach berichtet, wollen die Gemeinde und die Stadt Norderstedt in den nächsten Monaten zusammen untersuchen lassen, ob und in welcher Form hier langfristig ein großes Freizeitareal und zugleich ein interkommunales Gewerbegebiet im Bereich Harksheider Straße/Schleswig-Holstein-Straße entstehen könnte.

Tiny House, Wassersport, Camping und ein Aussichtsturm

Es soll nichts ausgeschlossen werden, ein Konzept könnte alles beinhalten: einen Campingplatz für touristische Nutzung und Tiny Houses, einen Hofladen, Wassersport in allen Formen, Mountainbiking oder einen Aussichtsturm, möglicherweise auch großflächig Photovoltaik. Insgesamt geht es um eine Fläche von mehr als 100 Hektar, also größer als der Stadtpark Norderstedt. Das Potenzial gilt als groß: Schon jetzt gibt es an heißen Wochenenden Tage mit mehreren Tausend Gästen auf dem Gelände – nur eben, ohne dass jemand Eintritt zahlt. Dafür bleibt Tangstedt auf den Kosten für den Unterhalt und die Müllbeseitigung sitzen.

„In der Theorie kann hier alles hinkommen, auch ein Sierksdorf 2.0. Aber nicht in der Praxis“, sagte Bürgermeister Jürgen Lamp (CDU), in Anspielung auf den landesweit bekannten Hansa-Park in Sierksdorf. „Wir müssen eine Fachfirma beauftragen, die alle Planungsmöglichkeiten, aber auch die rechtlichen Gegebenheiten kennt. Die Amtsverwaltung, und auch wir, sind mit dem Thema überfordert. Wir müssen weiterkommen, wir hatten es schon vor der letzten Kommunalwahl rauf und runter diskutiert.“ In der Tat kennen die Menschen in Tangstedt derartige Visionen. Ralf Eggers, dessen Unternehmen ein Großteil des Gebiets gehört, hatte vor sechs Jahren ähnliche Ideen einmal der Politik vorgestellt. Alles betrifft einen Zeitraum für die Phase, nachdem der Kiesabbau abgeschlossen ist. Derzeit wäre das 2026. „Es wird seit mehreren Jahren überlegt, wie man die Flächen an der „Costa Kiesa“ sinnvoller, besser nutzen kann“, sagte Sonja Junghans aus der Bauabteilung der Itzstedter Amtsverwaltung. „Die Landesplanung empfiehlt: Eine Entwicklung ist nur zusammen mit der Stadt Norderstedt möglich.“

Tangstedt und Norderstedt müssen zusammen agieren

Denn Kiel muss derartige Vorhaben eng begleiten, die Sondierungen haben hier schon im letzten Jahr stattgefunden – grundsätzlich ist sogenanntes „freizeitaffines Gewerbe“ hier möglich. Eckhard Harder (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses, berichtete von Gesprächen mit der Landesplanung: „Die hat gesagt: Wenn ihr nichts mit Norderstedt zusammen macht, könnt ihr das alles vergessen.“

An heißen Tagen kommen Tausende Menschen an den See – Eintritt muss niemand zahlen.
An heißen Tagen kommen Tausende Menschen an den See – Eintritt muss niemand zahlen. © Christopher Herbst

Eine Fläche, die in den Lageplänen als Dreieck östlich der Harksheider Straße verzeichnet ist, gilt bisher als potenzielles Gebiet für den Kiesabbau. Welche Auswirkungen eine andere Nutzung hätte, ob Tangstedt eine Alternative bereitstellen müsste, soll ebenfalls untersucht werden. „Das ist durchaus wichtig hier in der Gemeinde“, sagte CDU-Fraktionschef Arne Müssig, der dies beantragte.

Was will das Unternehmen Eggers?

Die Firma Eggers ist einer der wichtigsten Gewerbesteuerzahler im Ort, sie beabsichtigt unabhängig der Freizeitpläne eine Betriebserweiterung, die von einer Machbarkeitsstudie nicht beeinträchtigt würde. Ohne Mitwirken des Unternehmens, das sich zum Thema „Costa Kiesa“ öffentlich nicht äußert, würden die ambitionierten Vorstellungen aber sowieso nicht funktionieren, auch wenn von dieser Seite in der Vergangenheit signalisiert wurde, dass man nicht als Investor auftreten wolle. Christoph Singer von den Grünen mahnte in der Sitzung: „Nach unseren Infos ist der Haupteigentümer an einer Umgestaltung interessiert, die sehr viel naturverträglicher ist. Was hier steht, ist nicht, was Eggers will.“

Grundsätzlich gibt es eine gesetzliche Pflicht zur Renaturierung, sobald der Abbau von Kies in einem Gebiet abgeschlossen ist. Derzeit gibt es hier eine Genehmigung bis 2026. Die Sorge der Grünen: „Wir machen eine Studie, geben Geld aus und der Eigentümer sagt: Das ist nicht meine Vorstellung.“ Aus Sicht von Singer gehe es bei der „Costa Kiesa“ in die falsche Richtung.

Die „Kiesa“ ist derzeit eine unbewachte Badestelle

Bürgermeister Lamp versicherte allerdings: Man halte stets den Kontakt zu Eggers. „Ihr seid eigentlich schon wieder im zweiten oder dritten Schritt“, sagte er dem Ausschuss. Vorerst werden die Amtsverwaltung und das Norderstedter Rathaus die Studie ausschreiben, die um die 30.000 Euro kosten wird.

Ein Ergebnis dürfte wegen der Komplexität erst 2023 vorliegen. Gebadet werden kann an der „Kiesa“ auch jetzt, der See ist eine unbewachte, kostenlose Badestelle, die täglich von 6 bis 22 Uhr besucht werden darf.