Norderstedt. Morde, Morde, Morde: In der Norderstedt-Stadtbücherei-Mitte lasen sechs prominente Autorinnen aus ihren aktuellen Kriminalromanen.
Anke Küpper hat Ansichten, die nicht jeder ohne weiteres teilen kann. Sie widmet sich ganz entspannt dem Morden in Hamburg. Natürlich hätte sie sich auch anderen Städten oder Gegenden zuwenden können. Will sie aber nicht. „Die Leichen sind hier schöner“, hat sie festgestellt. So heißt ihr aktueller Kriminalroman denn auch folgerichtig „Tod an der Alster“. Kann sich jemand einen schöneren Tod vorstellen? Anke Küppers wohl nicht. Bei der erste Ladies Crime Night in der Norderstedter Stadtbücherei im Rathaus war sie eine von sechs Autorinnen aus der Vereinigung der „Mörderischen Schwestern“, die sich dem begeisterten Publikum vorstellten.
Der Titel dieser Veranstaltung war anscheinend leicht irreführend: Offenbar fühlten sich nur die Damen angesprochen. Einige wenige hatten zwar ihre Ehemänner im Schlepptau, aber im Großen und Ganzen waren die Damen an diesem Abend unter sich. Und die wurden prächtig unterhalten. Denn die mörderischen Schwestern fuhren das ganz große Besteck auf.
Drei Leichen im Wasser
Drei Tote, die mehr oder weniger vom Wasser umspült wurden, manche arg ramponiert, andere gerade erst vom Leben in den Tot befördert, ein Toter ohne Wasser und zwei Romanauszüge ohne Leichen, dafür aber mit viel Humor dargeboten. Das ist das Fazit eines Leseabends vor ausverkauftem Haus in der Kinder- und Jugendbuchabteilung.
Dabei wurde nicht einfach nur vorgelesen, der Abend wurde genüsslich zelebriert: Zu jedem Auftritt wurde eine Melodie eingespielt - das reichte von den Titelmelodien des „Tatorts“ und der Maigrets-Filmreihe bis zu dem Schlager „Ohne Krimi geht die Mimi...“ Dann durfte jede mörderische Schwester genau zehn Minuten lesen, bevor mit einem immer lauter werdenden Herzklopfen und einem finalen Schuss das abrupte Ende bestimmt wurde.
Zwei Norderstedter Autorinnen waren dabei
Mit Angelika Waitschies, die hier unter ihrem Autorennamen Svea Jensen auftrat, und Anja Gust sorgten zwei Norderstedterinnen für Nervenkitzel. Svea Jensens Romanreihe spielt in St. Peter-Ording. „Nordwestnacht“ ist der dritte Band über die dort angesiedelte Soko. Anja Gust lässt ihre Story „Die Schwebfliege“ in Norderstedt spielen. Ein glatter Heimvorteil also für die Autorin. Denn die Zuhörerinnen und Zuhörer konnten die Wege des Protagonisten vom Ochsenzollkreisel bis zum Schmuggelstieg genau nachvollziehen. Sie amüsierten sich auch darüber, dass die imaginäre Hauptfigur ausgerechnet ein paar Türen weiter tätig ist - im städtischen Umweltamt nämlich.
Mit Eva Almstädt war eine Autorin dabei, deren Bücher um die Kommissarin Pia Korittke regelmäßig in den Bestseller-Listen auftauche. Sie las aus ihrem neuesten Buch „Ostseekreuz“. Anja Marschall, die zusammen mit dem Buchhändler Wolfgang Dellke durch den Abend führe, gab mit ihrem Buch „Tod in der Speicherstadt“ historischen Nachhilfeunterricht: Ihr Kriminalfall spielt genau acht Jahre nach Eröffnung des weltgrößten Lagerhauskomplexes in Hamburg. Joyce Summers Buch hatte an diesem Abend ein Alleinstellungsmerkmal: Nicht Norddeutschland, sondern die portugiesische Insel ist der Schauplatz ihres Romans „Madeirasturm“.
50 Cent Honorar für jedes verkaufte Buch
Am Ende beantworteten die Autorinnen Fragen, die per Zettel aus dem Publikum gestellt wurden. Ja, jede von ihnen lässt sich von Rechtsmedizinern, Notfallseelsorgern oder Polizisten beraten, und nein, nicht jede weiß bei Schreibbeginn genau, wie die Story wirklich endet. Svea Jensen und Anja Marschall zum Beispiel lassen sich von der Geschichte schon mal mitreißen. Bei den Honoraren sind offenbar alle gleich gestellt: Sie erhalten etwa 50 Cent für jedes verkaufte Buch.