Kaltenkirchen. Ein Weinhändler in Kaltenkirchen zeigt in einer Ausstellung, was Inklusion in der Malerei bedeutet.

Vor 15 Monaten hat Markus Ryschka zum ersten Mal Kontakt zu Marco Kreuzaler aufgenommen. Der 29-Jährige hat den Inhaber des Weinhandels House Of Wines gebeten, ihn bei einem Spendenlauf finanziell zu unterstützen. Daraus entwickelte sich eine E-Mail-Freundschaft. Ryschka schreibt lieber, als dass er spricht. So kann er seine Gefühle besser ausdrücken. Er ist Autist.

Ausstellung: Was bedeutet Inklusion in der Malerei?

Der junge Mann mit dem Asperger-Syndrom hat Marco Kreuzaler sein Leid geklagt. Er war verzweifelt auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz – doch wegen seiner Entwicklungsstörung wollte ihm keine Firma eine Chance geben. Kreuzaler hat mehr als 30 Jahre lang für große Unternehmen gearbeitet. „Ich kenne einige Firmen und wollte Markus gern helfen“, berichtet der 56-Jährige. Doch er merkte schnell, dass Unternehmen zwar mit dem Begriff Inklusion werben – aber sie nicht leben. „Manche Firmen haben sich nicht die Mühe gemacht, die Bewerbungsunterlagen zu prüfen. Für sie ist es imagefördernd, von Inklusion zu sprechen, aber sie sind nicht bereit, das Thema mit Leben zu füllen.“

Um auf das Problem aufmerksam zu machen, veranstaltet der Kaltenkirchener am Sonnabend und Sonntag, 7. und 8. Mai, jeweils von 14 bis 18 Uhr, eine inklusive Kunstausstellung in dem Lagerraum seines Weinhandels. Vier Künstler – zwei davon mit dem Asperger-Syndrom – stellen ihre Werke aus. Kreuzaler ist selbst einer der Künstler – ohne Asperger. Markus Ryschka konnte er ebenfalls für seine Leidenschaft begeistern. Er hat mehrere Bilder für die Ausstellung angefertigt. Häufig sind sie mit einem traurigen Smiley versehen. Sowohl in Gedichten als auch in der Malerei drückt der Autist seine Gefühle aus.

Die Werke hängen „gemischt“ an den Wänden oder stehen auf Staffeleien. Sie sollen den Künstlern nicht sofort zugeordnet werden können – auch das bedeutet Inklusion für Marco Kreuzaler. Es sei nicht wichtig, ob ein Mensch Asperger habe oder nicht. „Er sollte nur nach seiner Arbeit, Kreativität und Schaffenskraft beurteilt werden.“

Ausstellung: Autistischer Künstler zeigt seine Werke

Ebenfalls zu den Ausstellern gehört Nils Peters. Der Hamburger hat seine Bilder schon auf mehr als 115 nationalen und internationalen Ausstellungen präsentiert. „Ich habe für die Veranstaltung viele meiner Lieblingsbilder ausgewählt“, sagt der 49-Jährige. Sie können ebenso gekauft werden wie die der anderen Künstler. Peters und Kreuzaler spenden ihre Einnahmen, um Materialien für die beiden autistischen Maler und das Atelier Lichtzeichen zu kaufen.

Anderen Menschen zu helfen, liegt Marco Kreuzaler im Blut. „Es macht einfach Spaß“, sagt der Vater dreier Kinder. Bis vor Kurzem hat er noch Sachspenden für Ukrainerinnen und Ukrainer in seinem Lager gesammelt. „Ich wollte etwas zurückgeben.“ Marco Kreuzaler lag in der Nacht, als der Krieg ausbrach, mit Herzproblemen im Krankenhaus. „Ich habe selbst viel Glück gehabt und bin noch einmal dem Tod von der Schippe gesprungen. Dieses Glück möchte ich teilen.“ Schon einen Tag nach seiner Entlassung aus der Klinik organisierte er Spenden für die Ukraine.

Markus Ryschka ist zuversichtlicher geworden. Er macht eine Ausbildung beim Berufsbildungswerk Neumünster und hofft, danach auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Am liebsten würde er in der Lebensmittelbranche arbeiten. Das ist sein Traum.

„Echt kunstgerecht“, Sa+So, 7.+8. Mai, jeweils 14 bis 18 Uhr, House Of Wines, Grashofstraße 5, Kaltenkirchen. Eintritt frei.