Norderstedt. Vortrag von Professor Thomas Straubhaar eröffnet Veranstaltungsreihe über alternative Ideen in Norderstedt.

Corona, Krieg, Inflation: Unser Alltag ist in diesen Tagen von schlechten Nachrichten geprägt. Viele Menschen blicken ängstlich und pessimistisch in die Zukunft. Andererseits: Könnte vielleicht gerade jetzt der Moment sein, ein paar Dinge neu zu denken, Altes infrage zu stellen, grundsätzlich zu diskutieren, wie wir leben wollen? Ja, meinen die Macher einer neuen Veranstaltungsreihe in Norderstedt. Sie trägt den programmatischen Titel „Neues denken – Neues wagen“.

Norderstedt: Wie wollen wir in Zukunft leben?

Den Auftakt macht am Donnerstag, 12. Mai, der Hamburger Volkswirtschaftler Prof. Dr. Thomas Straubhaar. In den Räumen der Norderstedter Bank, Berliner Allee 2, wird er ab 19.30 Uhr sein Buch „Grundeinkommen Jetzt! Nur so ist die Marktwirtschaft zu retten“ vorstellen. Anschließend soll diskutiert werden – denn vor allem darum geht es den Machern der Veranstaltungsreihe.

„Wir sind der Meinung, dass wir gerade jetzt Begegnungen in der Stadt schaffen müssen, bei denen wir uns mit den zentralen Fragen auseinandersetzen“, sagt Dieter Powitz, Leiter des Amtes für Bildung und Kultur der Stadt Norderstedt. Gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten Claudia Meyer und Ingo Tschepe, dem Leiter der Stadtbücherei, hat er die Reihe konzipiert. Mit im Boot ist auch die Norderstedter Bank, die – neben der Bücherei und der Stadt – als Veranstalterin fungiert.

Norderstedt: Volkswirtschaftler fordert bedingungsloses Grundeinkommen

Dieter Powitz sagt: „Es ist eine Zeit der Umbrüche. Die Corona-Pandemie hat unser Leben auf den Kopf gestellt, dann kam der Krieg in der Ukraine. Und vorher waren da natürlich auch schon der Klimawandel und die fortschreitende Digitalisierung. All das sorgt für große Verunsicherung und Zukunftsängste. Aber es gibt sie – die gesellschaftlichen Gegenentwürfe.“

Einer davon ist Thomas Straubhaars Modell eines bedingungslosen Grundeinkommens. Es lohne sich, aus aktuellem Anlass darüber zu diskutieren, meint Claudia Meyer: „Vielen ist in der Corona-Pandemie die Existenzgrundlage weggebrochen. Man könnte sich sehr viel entspannter einen neuen Job suchen, wenn man wüsste, dass man 1200 Euro als Existenzgrundlage hätte.“

Die Idee eines Grundeinkommens ist im Prinzip nicht neu, sie kam schon in den 1940er-Jahren auf und wurde seitdem immer wieder diskutiert. Neben Thomas Straubhaar vertritt unter anderem Götz Werner, Gründer des Drogerie-Unternehmens dm, die Idee. Sie sieht im Grunde vor, dass Menschen unabhängig von Bedürftigkeit vom Staat eine gewisse Zuwendung erhalten, ohne eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Im Gegenzug würde sehr viel bürokratischer Aufwand für den Einzelnen und für den Staat wegfallen.

Norderstedt: Wissenschaftler lehrt an der Universität Hamburg

Thomas Straubhaar, der als Professor für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Hamburg lehrt, legte sein Modell im Jahr 2016 vor. Es sieht Zuwendungen in Höhe des Existenzminimums vor. Durch Ereignisse der jüngeren Geschichte – wie die Corona-Pandemie – sah sich Straubhaar bestätigt. Er erneuerte seine Thesen in dem 2021 erschienenen Buch, das er in Norderstedt vorstellen wird.

Ingo Tschepe sieht die Veranstaltungsreihe ganz im Sinne des Bildungsauftrags, den die Stadtbücherei hat. „Wir sind ein Ort der Wissensvermittlung. Aber wir müssen uns auch herausbewegen aus unseren Mauern und dafür sorgen, dass Wissen auf den Weg kommt.“ Wie genau das im Rahmen der neuen Reihe passiert, ist recht offen – das Konzept sieht vor, dass den Norderstedtern „in unregelmäßiger Folge spannende Themen zur Information und Diskussion vorgestellt werden“. Welches Thema das nach der Veranstaltung zum Grundeinkommen sein wird, ist noch nicht bekannt. Dieter Powitz sagt dazu nur: „Weiteres kommt. Wir haben schon viele Ideen.“ Erst einmal freut er sich – wie seine Mitstreiter – auf die Auftaktveranstaltung. „Mit dem Obergeschoss der Norderstedter Bank haben wir dafür einen spannenden Ort, der vielleicht auch neue Begegnungen ermöglicht.“

Grundeinkommen Jetzt, Do 12.5., 19.30, Norderstedter Bank, Berliner Allee 2. Karten 8/4 Euro, TicketCorner, 040/30 98 71 23.