Henstedt-Ulzburg. In Henstedt-Ulzburg erneuern drei Fraktionen ihre scharfe Kritik an der Planung für die „Ostküstenleitung“.

Mit ein paar Tagen Abstand ist die Enttäuschung bei weiten Teilen der Henstedt-Ulzburger Politik noch nicht verraucht. Wie berichtet, hatte der Staatssekretär im Ministerium für Energiewende, Tobias Goldschmidt, kürzlich im Planungsausschuss Rede und Antwort zur „Ostküstenleitung“ gestanden. Die 380-Kilovolt-Stromtrasse soll die Gemeinde südlich des Pinnaubiotops als Erdkabel durchqueren. Kritik an diesem Korridor weist die Landesregierung zurück – Goldschmidt verwies auf die sich verändernde Energieversorgung durch den Ukraine-Krieg und verdeutlichte Fraktionen und Verwaltung, dass sie auch eine staatspolitische Verantwortung trügen.

Henstedt-Ulzburg: Politiker kritisieren „Ostküstenleitung“

In einer gemeinsamen Erklärung kritisieren nun CDU, FDP und BfB die Aussagen. „Natürlich wird die Leitung dringend gebraucht – aber sie passt am besten dorthin, wo die Belastungen am geringsten sind. Das Prinzip ,Bündelung der Belastungen‘ wird nicht ausreichend beachtet“, schreiben Michael Meschede (CDU), Stephan Holowaty (FDP) und Jens Iversen (BfB).

Wie berichtet, fordert Henstedt-Ulzburg, dass die Trasse entlang einer künftigen Autobahn 20 gebaut wird. Das Ministerium und der Netzbetreiber Tennet lehnen das ab. Das Planfeststellungsverfahren hat bereits begonnen. In der Großgemeinde ist von „Verweigerungshaltung“ und „Salami-Taktik“ die Rede. „Uns fehlt jedes Verständnis dafür, dass Tobias Goldschmidt zum Beispiel ein klares Bekenntnis zum Weiterbau der A 20 vermissen ließ. Dies ist Teil des derzeitig gültigen Koalitionsvertrages. Aber natürlich ist uns klar, dass die Grünen insgesamt die A 20 weiterhin verhindern oder verzögern wollten.“ Die A20 sei ein für Henstedt-Ulzburg extrem wichtiges Infrastrukturprojekt, das auch den innerörtlichen Verkehr entlastet.

Henstedt-Ulzburg: „Strom-City mit Dauerbauerstellen“

Eine langfristige Befürchtung, die wiederholt laut wird: Henstedt-Ulzburg werde zu einer „Strom-City mit Dauerbaustellen“. Denn sollte die „Ostküstenleitung“ hier verlaufen und im Bereich Beckershof ein Umspannwerk gebaut werden, so hätte das auch Auswirkungen auf Folgeprojekte, meinen die Fraktionen. Zum Beispiel das Vorhaben „DC-31“, eine weitere Stromtrasse, die langfristig zwischen Heide und Klein Rogahn (Mecklenburg-Vorpommern) Strom aus Windenergie transportieren soll. Für den Verlauf gibt es bislang nur einen sehr groben Suchkorridor.

CDU, FDP und BfB bemängeln auch, dass Bürgermeisterin Ulrike Schmidt nicht an der Sitzung des Ausschusses teilgenommen hatte. Sie saß parallel bei den finalen Haushaltsberatungen im Finanzausschuss, die Gemeinde wurde von Ortsplaner Volker Duda repräsentiert. Jens Iversen: „Das sind falsche Prioritäten der Bürgermeisterin und ein falsches Signal. Wir sind aber auch enttäuscht vom Verhalten der SPD, Grünen und WHU. Alle Parteien haben gemeinsam für eine Verlegung der Ostküstenleitung plakatiert. Doch im Ausschuss kam nichts.“ Die Gemeindepolitik gebe hier kein starkes Bild ab.