Norderstedt. Linkenpolitiker forderte beim Wahlkampfauftritt am Tag der Arbeit, Deutschland müsse “Friedenspartei“ bleiben.

„Das gute Leben für alle“ versprachen die Werbeaufsteller am 1. Mai in der fast voll besetzten Norderstedter "TriBühne". Auf dem Podium kamen neben lokalen Linken-Politikern auch die Spitzenkandidaten für die Landtagswahl Susanne Spethmann und Johann Knigge-Blietschau zu Wort. Sowie natürlich der mir reichlich Verspätung angereiste außenpolitische Sprecher der Partei, für den wohl nicht wenige Zuschauer gekommen waren: Gregor Gysi.

Norderstedt: Gregor Gysi plant Reise in die Ukraine

Selbstverständlich kann der wortgewandte Linke nicht die anstehende Landtagswahl in den Blick nehmen, ohne zuvor Stellung zum Ukrainekrieg zu beziehen. „Wir müssen die Friedenspartei in Deutschland bleiben“, so Gysi. Waffenlieferungen seien nicht im Sinne linker Politik, stattdessen wirbt er für Diplomatie. Nun gibt es nichts Gutes, außer man tut es. Deshalb plant das linke Urgestein eine baldige Reise in die Ukraine. Bevor er richtig Wahlkampf macht an diesem „Arbeiterkampftag“, darf eine Mahnung an die eigenen Reihen nicht fehlen. Schließlich hatte es zuletzt ziemlichen innerparteilichen Zwist gegeben. „Die Grünen streiten sich auch nicht weniger als wir“, mutmaßt Gysi, „aber bei uns steht der Streit immer schon in der Zeitung, bevor er stattgefunden hat.“

Denunziation und Missgunst sollten wieder Inhalten weichen: namentlich ökologischer Nachhaltigkeit in sozialer Verantwortung, der Friedenssicherung und dem Kampf für Arbeitnehmerrechte. In der kommenden Landtagswahl zähle jedes Prozent. „Denn wir haben einen Auftrag für die Gesellschaft - für Schleswig-Holstein, Deutschland und Europa.“ Apropos Auftrag: Einen solchen richtet Gysi am Ende seiner Rede auch an die Anwesenden: „Gewöhnen Sie sich bloß nicht die Hektik der anderen Bundesländer an! Ich bin gern im Norden, weil Sie so schön ruhig sind.“

Neben Stargast Gysi rührten lokale Politiker wie Susanne Spethmann und Johann Knigge-Blietschau die Wahlwerbetrommel. Die Kernanliegen der Krankenschwester und des Lehrers sind passenderweise eine sozialere Gesundheits- beziehungsweise Bildungspolitik. Außerdem positionierten sich die Direktkandidaten in den Wahlkreisen Segeberg-Ost, Finn Luca Frey, Norderstedt, Christine Bilger, und Segeberg-West, Holger Weihe, über Themen von Atomkraft bis Wohnungsnot. Moderiert wurde das Format von Norderstedts Linken-Fraktionsvorsitzenden Miro Berbig.