Großenaspe. Niemand braucht Angst haben vor dem „Bösen Wolf“: Welche Mythen und Märchen sich um das scheue Tier ranken.
Wer den Wolf in Schleswig-Holstein erleben will, der muss schon in den Wildpark Eekholt fahren. Dort, in einem ein Hektar großen Gehege, umgeben mit einem hohen unter Strom gesetzten Zaun, lebt das Eekholter Wolfsrudel, zurzeit vier Wölfe auf einer Fläche von einem Hektar. Gerade sitzen die beiden Alt-Wölfe Alexander und Mascha dort, scheinbar entspannt, aber die kleine Besucherschar vor dem Gehege immer fest im Blick. „Wölfe sind so was von neugierig“, sagt Ute Kröger. Besonders, wenn gleich die Fütterung ansteht.
Seit 30 Jahren arbeitet Kröger als Expertin für die Tiere im Wildpark Eekholt. Und eines ihren wichtigsten Ziele dabei war es immer, das Negativ-Image der Wölfe aus den Köpfen der Menschen zu schaffen. „Es sind schöne und faszinierende Tiere, die es nicht verdient haben, unter der Unwissenheit und den Vorurteilen der Menschen zu leiden“, sagt Kröger.
Der Mai ist in Schleswig-Holstein der Aktionsmonat „Naturerlebnis“
Der Mai bietet Kröger nun wieder einmal die Chance, möglichst viele Menschen zu erreichen. Die Stiftung Naturschutz, das Umweltministerium und die Volkshochschulen haben den Mai zum „Naturerlebnis“-Aktionsmonat erklärt. „Wir wollen damit die Menschen mit der Natur versöhnen und erreichen, dass sie verantwortungs- und umweltbewusst handeln“, sagt Nicole Rönnspieß vom Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume des Umweltministeriums. 715 „Naturerlebnisse“ wurden zu einem großen landesweiten Programm zusammengetragen, etwa zwei Dutzend davon sind im Kreis Segeberg zu genießen. Und der Wildpark Eekholt ist mit gleich vier Veranstaltungen beteiligt.
Wildpark-Pflegerin Ute Kröger ist mit einer Wolfsführung am Dienstag, 3. Mai, von 15.30 Uhr an dabei. Das Bild von den Wölfen, die fast 200 Jahre hierzulande ausgerottet waren, sei immer noch von den Schreckensmärchen wie „Rotkäppchen und der Wolf“ oder „Der Wolf und die sieben Geißlein“ geprägt, sagt Kröger. Auch alltagssprachlich werde das Tier, das den Menschen seit Jahrtausenden begleitet, mit „Fleischwolf“ oder „Reißwolf“ als gefährlich abgestempelt.
Aggressionen gibt es unter den Wölfen im Gehege
Aggression kennt man tatsächlich im Wolfsgehege – allerdings eher unter den Tieren selbst. Die vertragen sich untereinander nicht unbedingt immer, selbst wenn sie aus einer Familie stammten. So hat der Wildpark die alten und jungen Wölfe voneinander getrennt und den Tunnel, der beide Gehege verbindet, seit etwa einem Jahr gesperrt. „Mutter Mascha und Tochter Jasha, die jetzt im Mai zwei Jahre alt wird, verstanden sich nicht mehr so gut“, sagt die Wolfexpertin. Das Wissen über die Tiere im Allgemeinen und in Schleswig-Holstein im speziellen, sei gering. Wenn sie große und kleine Besuchergruppen durch den Park führe, bittet Kröger diese immer um eine Einschätzung: Wie viele Wölfe leben wohl heute im nördlichsten Bundesland? Dabei würden dann abstruse Zahlen genannt. „Der Rekord war bisher 2500“, sagt Kröger. Die meisten anderen Besucherinnen und Besucher nannten Zahlen um die 100. „Dabei haben wir zurzeit nicht einen einzigen Wolf, der hier nachgewiesenermaßen lebt, geschweige denn ein Rudel.“
Hund oder Wolf? Viele können das nicht auseinanderhalten
Vielleicht hängen die Fehleinschätzungen auch damit zusammen, dass die Menschen Wölfe nicht von Hunden unterscheiden können, wie Kröger immer wieder feststellt. „Ich zeige den Menschen immer verschiedene Bilder von Hunden und Wölfen. Noch nie hat das einer richtig unterscheiden können“, sagt Kröger. „Hier besteht noch ein großer Aufklärungsbedarf.“ Nicole Rönnspieß, die das Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume im Umweltministerium leitet, unterstützt das. „Es sind die alten Märchen und der Mythos vom Werwolf, der vielfach noch das Bild der Wölfe in der Gesellschaft prägt und zum Teil Panik erzeugt. Damit müssen wir aufräumen, indem wir durch aufklärende Bildungsarbeit um Verständnis für diese Tiere werben, die immer noch extrem gefährdet sind und nicht bejagt werden dürfen.“
Natürlich gebe es auch begründete Sorgen von Schaftierhaltern um ihre Lämmer, seit vor etwa 15 Jahren der erste Wolf wieder in Schleswig-Holstein aufgetaucht ist, sagt Tierpark-Chef Wolf von Schenck, der selber Schafe züchtet. Aber es gebe seit 2010 durch die ausgebildeten Wolfsbetreuer im Land eine sehr gute Beratung und auch finanzielle Unterstützung vom Land für Zäune und Ausgleichszahlungen bei Schafsrissen, sagt von Schenck. „Keiner wird allein gelassen.“ Das Schutzkonzept umfasse alle Beteiligten und deren Interessen. Es werde aber wohl noch eines längeren Lernprozesses bedürfen, bis der Mensch seinen Frieden mit den Wölfen gemacht habe, ahnt der Tierparkleiter. „Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe.“
Der Aktionsmonat „Naturerlebnis“ in der heimischen Tier- und Pflanzenwelt bietet etwa zwei Dutzend Veranstaltungen im Kreis Segeberg.
Im Wildpark Eekholt werden die einheimische Vogelwelt (1. Mai, ab 8 Uhr), die Wölfe (3. Mai, 15.30 Uhr), das Moor (6. Mai, 15.30 Uhr) und die Schafe (8. Mai, 14 Uhr) vorgestellt. Die Führungen sind kostenlos. Es ist nur der Eintritt (11,50 Euro für Erwachsene und 10 Euro für Kinder ab vier Jahren) zu entrichten.
Eine weitere Wolf-Führung gibt es am 8.5, um 10.00, in Hartenholm. Die Nordic Ranger Dr. Carolin Hilbert-Kzionska und Sandra Malissa machen sich unter dem Titel „Der Wolf und wir – Gemeinsam“ auf die Spuren des Wolfes (Anmeldung unter: anmeldung@nordic-ranger.de; Kosten: 10/5 Euro).
Weitere „Naturerlebnisse“ im Überblick:
Norderstedt
WaldQigong im Styhagener Waldgebiet, 3.5., 11.30, mit Silke Müller-Uloth (Anmeldung bis 2.5 unter 0175/440 97 07, info@rauszeit-auszeit.de; 7,50 Euro.
Achtsamkeitsspaziergang der Sinne durch den Styhagen, 4.5., 11.00, mit Silke Müller-Uloth (Anmeldung bis 3.5. unter 0175/440 97 07, info@rauszeit-auszeit.de;
10 Euro.
Feuerbohren im Stadtpark, 7.5.+21.5, 15.00, und Wasserfilter bauen, 14.5.+28.5, 15.00, mit Rainer Sieling. (Anmeldung unter www.wildnisteam.de/kontakteformular, 20/10 Euro).
Abendspaziergang im Ohmoor, 20.5., 17.00, VHS Norderstedt, Loki-Schmidt-Stiftung, mit Dr. Ann-Carolin Meyer (Anmeldung unter 040/53 59 59 33, info@vhs-norderstedt.de; 8/2 Euro).
Leckere Wildkräuter am Wegesrand, 21.5., 10.00, mit Monika Weber (Anmeldung unter 040/525 65 11, info@fbs-norderstedt.de; 12/5 Euro).
Henstedt-Ulzburg
Waldluft tanken – ab in den Wald! Naturwanderung mit allen Sinnen, 22.5., 15.00, mit Barbara Vogel (Anmeldung unter 04193/9035 43, info@vogel-natur.de; 7 Euro).
Weddelbrook
Von der Schotterwüste zum persönlichen Paradies: Den eigenen Garten naturnah gestalten, 6.5., 17.00, Landesjagdverband S-H, mit Eike Gärtner.
Unkraut vor meiner Tür! Fluch oder Segen? 24.5., 17.00, mit Eike Gärtner.
Ein Reviergang – Natur vor unserer Tür!, 27.5., 18.30, Landesjagdverband S-H, mit Eike Gärtner (Alle drei Angebote: Anmeldung unter 04192/89 97 65, eike@weingaertnerin.de;
je 3 Euro).
Itzstedt
Den Frühling sehen, schmecken, riechen und hören: Auf Expedition durch eine herrliche Knicklandschaft, 7.5., 10.00, VHS Itzsetdt, mit Monika Weber (Anmeldung unter 04535/455 20 40, vhs@suelfeld.de; 6/3 Euro).
Bad Segeberg
Fledermaus-Abendwanderung vom Kalkberg zum Segeberger See, 13.5.+20.5., 21.15, Noctalis – Welt der Fledermäuse, mit Christina Paape-Genz (Anmeldung unter office@noctalis.de; Kosten 10 Euro).
Waldbaden – Neue Energie aus der Natur schöpfen im Segeberger Ihlwald, 20.5., 16.00, VHS Bad Oldesloe, mit Julia Albrecht (Anmeldung unter 04531/50 41 40, vhs@badoldesloe.de; 22 Euro).
Baumpilz-Safari im Frühling, 21.5., 10.30, Naturpark Holsteinische Schweiz, mit Dagmar Detloff (Anmeldung unter 04521/775 65 40,
6/3 Euro, Familien 13 Euro).
Sülfeld
Eine kleine Geschichte der Kulturlandschaft zwischen Sülfeld und Tönningstedt, 15.5., 11.00, Vhs Henstedt-Ulzburg, mit Torsten Kubbe (Anmeldung unter 04193/755 30 00, info@vhs-henstedt-ulzburg.de; 12Euro).
Mehr Infos und das gesamte „Naturerlebnis“-Programm – auch mit Veranstaltungen in Hartenholm, Rade und Kisdorf – gibt es hier.