Kaltenkirchen. Stadt bekommt Geld von Bund und Land und will das Zentrum sanieren. Jetzt werden Ideen von den Bürgern gesucht.
Wenn Erwachsene Städte planen, denken sie an Grünachsen und fußläufige Erreichbarkeit, zentrumsnahe Dienstleistungen und verkehrliche Anbindung. Das klingt abstrakt. Wenn Kinder planen, sind ihre Wünsche viel einfacher und vor allem konkreter. Das haben die Vertreter der Kaltenkirchener Stadtverwaltung und Stadtplaner Karsten Schwormstede erlebt, als sie Kinder und Jugendliche baten, auf dem Grünen Markt ihre Ideen für eine neu gestaltete Innenstadt zu präsentieren.
Kaltenkirchen will das Zentrum umgestalten
Viel Mühe haben sich zum Beispiel die Jungen und Mädchen der Grundschule Lakweg gegeben, die im Unterricht ihre Ideen formuliert und auf bunten Pappen aufgeschrieben haben: Auf dem Holstenplatz könnte ein Stall für Ponys entstehen. Außerdem fehlen ihnen im Zentrum Spiel- und Fußballplatz und eine Hüpfburg. Der Brunnen auf dem Grüßen Markt soll wieder sprudeln, und eine Filiale von Media-Markt wäre auch nicht schlecht, meinen die Schülerinnen und Schüler.
Bürgermeister Hanno Krause und Stadtplaner Schwormstede hörten aufmerksam zu, und auch wenn nicht jeder Wunsch in Erfüllung gehen wird, so nahmen sie die Anregungen dennoch ernst. Die Ideen der jungen Menschen aufzunehmen, sei fester Bestand des Planungsprozesses, sagte Krause, der nebenbei Gummibärchen und Maoam an die jungen Planer verteilte. Außerdem spendierte die Stadt Popcorn und Eis.
Hamburger Planungsbüro unterstützt die Stadt
Seit dem 1. Oktober 2019 wissen Verwaltung und Politik, dass Kaltenkirchen in das Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ aufgenommen wurde und auf Zuschüsse aus Städtebauförderungsmitteln des Landes und des Bundes hoffen darf. Vorangegangen war eine Debatte in der Stadtvertretung, die im Jahr 2017 darüber diskutierte, wie die Innenstadt attraktiver gestaltet werden könnte. Ziel war es damals, Leerstand in den Geschäftshäusern zu vermeiden und das Stadtzentrum attraktiver für Einkäufer zu gestalten, um dem boomenden Onlinehandel einen funktionierenden Einzelhandel gegenüberzustellen.
Bei den Planungen und beim Ideensammeln unterstützt seit 2020 Schwormstede vom Hamburger Büro „Architektur und Stadtplanung“ die Stadt. Er gehört der städtischen Lenkungsgruppe an, in der die Verwaltung und die Politiker sich untereinander abstimmen. Dort wurde auch die Größe des Gebiets, das saniert werden soll, festgelegt und der Stadtvertretung zur endgültigen Beschlussfassung empfohlen. Die Fläche ist 34 Hektar groß, umfasst die komplette Innenstadt – ein Millionenprojekt.
„Der Fokus für die Gebietsabgrenzung liegt für die Stadt Kaltenkirchen insbesondere auf dem Bereich zwischen der Hamburger Straße und der Schützenstraße/Am Bahnhof. Hier befinden sich neben den Wohn- und Betriebsgebäuden zentrale Einkaufsmöglichkeiten, Ruhe- und Verweilzonen, Orte der Begegnung“, schreibt die Stadt auf ihrer Homepage. Dass in diesem Areal umgestaltet wird, hat das Innenministerium mittlerweile genehmigt. Dabei geht es um so unterschiedliche Projekte wie Wege, Straßen und Plätze, Grünflächen und beispielsweise die Frage, ob Kaltenkirchen Wasserspiele oder eben eine Ponywiese bekommt.
Krause Motto: „Mitmachen und Mitreden ist wichtig“
Eine große Bestandsaufnahme über die anstehende Themen mit mehr als 100 Besuchern in der Mehrzweckhalle Schirnauallee und eine Onlinebefragung sind auch beendet. Jetzt stehen weitere Schritte wie die Befragung der Kinder und Jugendlichen an, deren Antworten in ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept einfließen werden.
„Mitmachen und Mitreden ist wichtig“, hatte Krause den Kindern und Jugendlichen zu Beginn der Veranstaltung gesagt – ein Motto, das auch für die Erwachsenen gelten soll. Ziel sei, die Innenstadt gemeinsam mit den Bürgern zu gestalten.
Termin für Beginn der Umgestaltung ist noch unklar
Am Donnerstag, 28. April, sind dann wieder die Erwachsenen aufgerufen, in einer Planungswerkstatt an Ideen für eine attraktive und lebendige Innenstadt mitzuarbeiten. Im Rathaus werden Stadtverwaltung und Planungsbüro mehrere Stationen einrichten, an denen die Bürger Leitbilder und Ziele aus den bislang geäußerten Ideen formulieren können. Die Chance für die Erwachsenen, ebenfalls konkrete Planungsziele zu definieren. Dabei wird es um Details gehen, zum Beispiel darum, wie künftig der Verkehr aussehen soll und wie das Umfeld des Bahnhofs aussehen soll.
Noch ist völlig offen, wann die Umgestaltung beginnen und wann sie abgeschlossen sein wird. „So ein Prozess dauert mindestens zehn Jahr“, sagt Krause. Das aufwendige Verfahren mit diversen Workshops und anderen Veranstaltungen sei vorgeschrieben. Erst danach fließen die Zuschüsse. Stadt, Land und Bund zahlen jeweils ein Drittel der Investitionen.
Die Planungswerkstatt ist von 17 bis 20 Uhr im Rathaus geöffnet. Krause wird die Teilnehmer begrüßen und in die Thematik einführen.