Kreis Segeberg. Unerbittliche Kriege gab es zu allen Zeiten. Autor Robert Focken zieht auch Parallelen zwischen den Schlachten von eins und heute.
Wer in Henstedt-Ulzburg lebt, kennt die Olzeborch. Oder mindestens den Namen: Nach dieser frühmittelalterlichen Burg, die einst westlich der jetzigen Hamburger Straße stand, ist im Ort eine Schule benannt. Und schließlich ist der Ortsname auch darauf zurückzuführen. Eine Burg in Henstedt-Ulzburg: Das mag für viele abstrakt klingen, wer es greifbarer haben möchte, erfährt in einem Historienroman mehr darüber. Der Autor Robert Focken aus Hessen entwickelt in seinem aktuellen Buch ein Szenario diesseits und jenseits der Elbe. Die „Ulzburg“ und weitere Schauplätze aus dem Kreis Segeberg spielen dabei eine wesentliche Rolle. Auch die Hammaburg taucht in dem Epos auf.
Robert Focken ist Historiker und hat es sich zum Ziel gesetzt, das frühe Mittelalter so lebendig zu schildern, sodass Leser geschichtlichen Nachhilfeunterricht bekommen, ohne es zu merken. Dafür dachte er sich die Figur des Heerführers Arnulf aus. Er dient Karl dem Großen, zieht sich aber dessen Zorn zu und driftet in den Norden ab, wo er sich im späteren Lauenburg, dann in Hamburg niederlässt und dort Burgen errichtet.
Es geht im Buch um Intrigen, Ränkespiele und Liebeleien
In seinem gerade erschienenen Buch „Arnulf – Der Herr der Elbe“ prallen zwischen Elbe, Alster und Bille Welten aufeinander. In drei vorherigen „Arnulf“-Romanen breitet Focken die Vorgeschichte aus. Das Prinzip aller Bände: Das große geschichtliche Szenario der damaligen Zeit wird heruntergebrochen auf das menschliche Zusammenleben mit all seinen Intrigen, Ränkespielen, Liebeleien, Streitereien – das ist banal, prall, humorvoll und bisweilen brutal.
Der Herr der Ulzburg wird als Ingobert vorgestellt. Das ist ausgedacht, aber damit hat Robert Focken kein Problem. Fakten und Fake liegen bei ihm dicht beieinander, der geschichtliche Hintergrund aber ist immer stimmig. Dafür verbürgt sich der Autor. Das genüsslich ausgebreitete Liebesleben zwischen Arnulf und seiner Erika gehört ins Reich der Fantasie, die Schlacht bei Bornhöved, die heute noch alljährlich im Trappenkamper Wald nachgespielt wird, ist dagegen historisch verbürgt. Auf dem Sventanafeld besiegten 798 die slawischen Abodriten mit fränkischer Unterstützung die Sachsen Nordalbingiens.
Methoden der Kriegsführung haben sich kaum geändert
Wer das Buch liest, erfährt, worum es damals ging. Die Leser begreifen auch, dass schon damals von den Strippenziehern im Hintergrund Gerüchte und Unwahrheiten verbreitet wurden, um Kriege zu rechtfertigen – womit das Buch „Arnulf - Herr der Elbe“ durchaus einen aktuellen Bezug hat. Brutal gekämpft wurde einst wie heute. Die Waffen sind moderner geworden, aber die Methoden der Kriegsführung haben sich erstaunlicherweise kaum verändert.
Wie kommt ein hessischer Autor dazu, Hamburg, den Kreis Segeberg und angrenzende Landstriche in den Mittelpunkt eines historischen Romans zu stellen? Robert Focken hat einige Zeit in Hamburg gelebt und ungefähr dort gearbeitet, wo einst womöglich die von Karl dem Großen (oder Ludwig dem Frommen – so genau weiß man es nicht) gegründete Hammaburg stand. „Meine geistigen Räder fingen an zu rattern.“ Der Autor besuchte auch Henstedt-Ulzburg, wo er vergeblich nach Resten der Olzeborch fahndete. „Ich war geknickt“, sagt er heute. Was ihn aber nicht davon abhielt, Ingobert in diese Burg zu setzen.
Die Agierenden im Kleinen sind frei erfunden, aber Robert Focken legt Wert auf die Feststellung, dass es Menschen wie Arnulf immer wieder gegeben hat. Sie haben die Geschichte im besten Sinne vorangetrieben. „Aber in den Chroniken wird wenig Aufhebens um sie gemacht.“
Mitunter liegen Wahrheit und Dichtung bei Robert Focken dicht beieinander: Dass Karl der Große einen erheblichen Testosteronspiegel hatte, ist verbürgt. Der Satz „Denn das Geschlecht des Herrschers war riesig“ entstammt Fockens Fantasie...