Norderstedt. Der PACT für Norderstedt-Mitte wird bis zum Jahr 2027 verlängert. Quartiersmanager hat schon viele Ideen.
Eine kurze Begrüßung hier, ein Winken da, auch einmal ein Schnack: Wenn Thomas Will durch die Moorbek-Passage geht, kommt er meist nicht weit, bevor er das nächste vertraute Gesicht trifft. So ist das als Quartiersmanager des PACT für Norderstedt-Mitte. Will, Inhaber einer Werbeagentur, ist der Kümmerer für die Belange im jüngsten Stadtteil, für Einzelhändler, Dienstleister, Kunden, Gastronomen, dazu Organisator von Veranstaltungen. PACT bedeutet: Partnerschaften zur Attraktivierung von City-, Dienstleistungs- und Tourismusbereichen. Diese Maßnahme wurde von der Stadtvertretung kürzlich für „Nomi“ verlängert um fünf weitere Jahre bis 2027.
PACT-Verlängerung soll die Zeit nach Corona einläuten
Es soll so etwas sein wie ein Startschuss für die Post-Corona-Zeit. Will erinnert sich noch an den März 2020, als das gesellschaftliche Leben jäh gestoppt wurde. Für seine Agentur, aber für die Menschen in der Stadtmitte war das eine Zäsur, denn liebgewonnene Veranstaltungen und Aktivitäten fielen weg, sie sind weitestgehend erst in diesem Sommer wieder möglich. „Es ist wichtig, den Stadtteil nach der Corona-Pause wieder mit Leben zu füllen – mit neuen Aktionen, aber auch mit bewährten Veranstaltungen.“ Ohne Pandemie wäre der PACT schon im Jahr 2020 verlängert worden, aber damals gab es halt keinen Bedarf.
Jetzt ist das anders. Formal gibt es einen ausgewiesenen Bereich für das Quartier, der politisch festgelegt wurde. Für fünf Jahre gibt es ein Budget von rund 518.000 Euro, dieses finanziert sich durch Abgaben von Grundeigentümern und Erbbauberechtigten. Die Immobilien Service Norderstedt GmbH mit Geschäftsführer Heiko Bartsch hat als Aufgabenträger einen Vertrag mit der Stadt geschlossen – und auf dieser Basis wird dann Thomas Will engagiert, der 20 Stunden pro Woche arbeitet und sein Büro bei der Itzehoer Versicherung hat.
Demnächst wird es konkret. „Wir wählen eine Lenkungsgruppe“, so Will. Maximal 14 Personen können hier Mitglied sein. Er hat bereits großes Interesse vernommen von Unternehmern, Geschäftsleuten, Lokalbetreibern. „Sie wollen mitgestalten.“ Die Pläne reifen. „Für Ende August und Anfang September ist ein Open-Air-Kino geblockt. Das wird eine Phase sein, in der wir mit Corona in einem ruhigen Fahrwasser sind.“
Lesungen werden wieder im Programm stehen, das habe sich bewährt, insbesondere im Moorbek-Café, aber auch bei der Haspa oder bei Fantasia. „Es wird sicherlich auch neue Sachen geben. Auch im digitalen Bereich. Wir können uns vorstellen, dass wir eine App entwickeln mit aktuellen Angeboten und Veranstaltungen, um den Stadtteil zu pushen.“ Auch eine Musikmeile wird es wieder geben – aber nicht in diesem Jahr, „das ist zeitlich zu knapp“. Und ein „Wintervergnügen“ vor der Post ist fest vorgesehen, hier laufen schon jetzt die Gespräche mit der Bergmann-Gruppe.
Idee: „Pop-up-Gastronomie“ für den Rathausmarkt
Was die meisten Menschen aber umtreibt, ist der Rathausmarkt. Dieser wurde 2021 umgestaltet. Das alte Kopfsteinpflaster vermisst kaum jemand. Dafür gibt es nun eine ebene Fläche, die weitaus besser bespielt werden könnte. Nur durch wen und womit? Immer wieder werden Bürgerinnen und Bürger hierfür auch bei der Stadt vorstellig. Die Ideen sind vielfältig, der Wunsch nach „Pop-up“-Gastronomie wird vernommen. Das bedeutet: Ein Café, eine Cocktailbar, vielleicht auch ein neuer Außenbereich für ein Restaurant für ein paar Tage. In guter Erinnerung haben die Menschen beispielsweise das Bier- und Genussfest 2018 und 2019.
Dem steht bekanntlich der Wochenmarkt entgegen, sodass der Donnerstag wegfiele. Andererseits zogen die Beschicker im letzten Jahr bereits während der Umbauphase hinter das Rathaus und vor das Fahrradparkhaus, was weitestgehend funktionierte. „Wir sind offen für Anregungen der Bürgerinnen und Bürger“, sagt Heiko Bartsch – der PACT sei kein geschlossener Zirkel. „Im Sommer werden wir sicher etwas auf die Beine stellen.“ Nur sei der Rathausmarkt nicht ganz einfach. „Und die Stadt muss mitspielen.“
Die Norderstedter haben durchaus Vorstellungen, wie sich ihre Stadtmitte entwickeln könnte. Das hat eine Abendblatt-Umfrage ergeben. Walter Düvelshaupt lobt zunächst einmal die Moorbek-Passage. „Man kriegt hier alles was man braucht. Wir haben hier einen Schuster, eine Schneiderei und oben die ganzen Ärzte. Mein Lieblingsladen ist der Zeitungskiosk. Da gehe ich praktisch jeden Tag hin, um meine Zeitung zu kaufen.“ Was fehlt: „Die Schlachterei würde ich mir wieder wünschen. Die fehlt ein bisschen.“
René Schröder sagt, es gebe zu viele Modegeschäfte und Friseure. „Ich würde mir mehr Geschäfte wie Action wünschen, weil es da alles Mögliche gibt. Einfach mal Schnickschnack kaufen ist das, was mir noch Freude macht beim einkaufen, und sowas brauchen wir in Norderstedt viel mehr. Ich bin auch jemand, der gerne Haushaltsartikel und Deko kauft. Wenn es so in die Richtung gehen würde, wäre das ne coole Sache.“
Norderstedter wünscht sich mehr Vielfalt und weniger Billig-Läden
Für Jürgen Korzhagen steht fest: „Die Vielfalt könnte besser sein. Viele Geschäfte in Norderstedt sind Hau-Ruck-Dinger, also Billig-Läden, die einfach nur aus dem Boden gestampft werden. Es gibt vier große Rewe-Märkte in Norderstedt, da hätte man auch mal was anderes bringen können.“ Und Brigitte Schulz meint: „Ich würde mir mehr Einzelgeschäfte wünschen, damit auch besser auf die Kunden eingegangen wird. Es fehlt vor allem an Blumenläden und kleineren Lebensmittelläden, die nicht so rummelig sind wie die ganzen Supermärkte.“ Gastronom Alberto Moliterno, der das Fantasia führt, kennt beide Seiten. „Wenn ich etwas verändern würde, würde ich mir mehr Blumenläden und weniger Friseure wünschen. Mode kaufe ich online. Norderstedt-Mitte könnte eine Flaniermeile sein, ist aber keine Flaniermeile, weil es zu viel Verkehr und zu wenig Grün gibt. Deshalb sitzen die Leute auch ungern draußen an den Tischen vom Eiscafé. Ich würde mir deshalb breitere Gehwege wünschen.“