Norderstedt. Little Louis Dude ist ein „Petfluencer“ mit 88.000 Fans auf Instagram – und die sollten erfahren, dass Rewe einen „ZooRoyal“ eröffnet hat.
Der erste Kunde ist ein Promi. Nur eben auf seine Art. Nicht einmal kniehoch, zehn Jahre alt, tapst Little Louis Dude begleitet von Frauchen und Herrchen neugierig zwischen den Regalen des Tierfachmarktes ZooRoyal an der Segeberger Chaussee umher. Und seine fast 90.000 Follower auf Instagram sind kurz danach live dabei. Es ist ein Einblick in eine ungewöhnliche Welt: die eines Petfluencers. Louis ist ein Hund, genauer gesagt ein Mix aus Malteser, Havaneser und Shih Tzu. Aber eben auch ein kleiner, knuffiger Internet-Star, ein Influencer eben. Mehr als ein Haustier (englisch: pet) von Nicole und Rainer Bünger aus Bergedorf. Und das bringt Vorteile mit sich, so wie die persönliche Einladung zu einem exklusiven Besuch in einem Leckerli-Paradies.
Denn ZooRoyal, ein Tochterunternehmen von Rewe, hat in Norderstedt seine erste Filiale eröffnet. Bisher lief der Verkauf entweder über Shop-in-Shop-Konzepte in Supermärkten oder eben komplett online. Aber, so sagt es Jochen Vogel, Vorsitzender der Rewe-Geschäftsleitung für die Region Nord, „der Heimtierbedarf hat in den letzten Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewonnen“. Nun wolle man mit einem „Konzept-Test einen Schritt in den stationären Tierfachhandel machen“. Hierfür wurde ein Gebäude umgebaut, in dem sich früher ein Sky-Markt und ein Restpostenhandel befanden. Dieses wurde kernsaniert, bekam eine neue Fassade, teilweise eine neue Decke, neue Böden und einen Parkplatz für 125 Fahrzeuge.
Das Sortiment umfasst 12.000 Artikel
Annette Limmer ist Geschäftsführerin von ZooRoyal, das wie Rewe seinen Sitz in Köln hat. Sie sagt, man habe ein „einmaliges Erlebnis“ schaffen wollen, einen „modernen und kompetenten Tierfachhändler mit großem Serviceangebot“. Das Sortiment umfasst 12.000 Artikel – Nahrung, Accessoires, Zubehör für Katzen, Hunde, Vögel, Fische, Nagetiere, Wildtiere oder auch Reptilien, denn Terraristik und Aquaristik sind eine eigene Abteilung. „Für alle Tiere, die wir zu Hause halten, findet man hier entsprechendes Futter. Und Wohlfühlmöbel.“ Selbst eine Apotheke ist hier zu finden. Bald will Franziska Knabenreich („HundKatzeMaus“) einen Hundefriseur hier eröffnen – noch sucht sie aber Stylisten, die sich als Franchise selbstständig machen wollen. Eine Zusammenarbeit beginnt es mit dem Tierheim in Henstedt-Ulzburg, für das es im Markt eine Futterspendenstation gibt und dazu eine Vermittlungsbörse für Tiere, die ein neues Zuhause suchen.
Auf dem Boden weisen farbige Leitlinien den Weg in die Bereiche. Little Louis Dude hat die Snackbar gefunden. Die ist sogar auf Schnauzenhöhe. Aber Selbstbedienung ist nicht drin. Ein Petfluencer muss sowieso auf seine Figur achten. „Wir übertreiben es nicht mit Leckerli“, sagt Rainer Bünger. „Wir achten darauf. Auch, dass er seine 6,5 Kilogramm hält. Wir lassen ihn regelmäßig durchchecken, und er hat eine Krankenversicherung.“ Zur Fellpflege und zum Styling geht es in einen Salon. Auch wenn Louis das manchmal so gar nicht mag. Aber er sei „sehr sozial, er liebt es, zu spielen“. Und: „Er ist antiallergisch, er haart nicht.“
Die Büngers pflegen den Instagram-Auftritt, täglich sind vier bis fünf Stunden eingeplant für Stories, den Austausch mit Fans, Postings. So wie eben diesmal aus Norderstedt. Weil es sich um ein angemeldetes Gewerbe handelt – die Werbepartnerschaften gehören fest zum Programm – kommt sogar eine Amtstierärztin zur Untersuchung des Hundes. „Ob alles art- und tiergerecht ist“, so Rainer Bünger.
Hundebesitzer checken tierfreundliche Hotels aus
Allgemein sei das Thema durch die Corona-Zeit wieder präsenter geworden. „Viele Menschen haben sich einen Hund gekauft.“ Und weil die Urlaubszeit näher rückt, stellen sie sich die Frage, wohin man denn mit einem Hund reisen könnte. Also testen die Büngers mit ihrem Vierbeiner. „Wir checken Hotels auf Hundeverträglichkeit.“ Eine Flugreise in einer Transportbox wollen sie ihrem Louis aber sowieso nicht zumuten. „Mit dem Wohnmobil, das ist eine schöne Sache.“
Dass nun an der Segeberger Chaussee unter der Hausnummer 119 bis 121 etwas Neues entstanden ist, wird Kenner der hiesigen Stadtentwicklung aufhorchen lassen. Denn die Fläche, die nördlich bis an den Heidehofweg reicht, war vor einem Jahr öffentliches Diskussionsthema in der Politik. Historisch handelt es sich um ein Areal, auf dem nach dem Krieg über Jahrzehnte die Wachsfabrik Dreyer stand. Heute möchten Sohn und Enkel des Firmengründers hier Wohnungsbau und Einzelhandel realisieren. Das Projekt stieß im Frühjahr 2021 auf ein Problem: die 50-Prozent-Vorgabe für geförderten Wohnungsbau in Norderstedt. Die Investoren hatten ihre Planungen begonnen, als in der Stadt noch die Quote von 30 Prozent galt.
Die Beratungen laufen außerhalb der Gremien. Jochen Vogel sagt, dass der Wohnungsbau um den neuen Markt herum stattfinden könnte, kann aber derzeit keine Details nennen. Nur so viel: „Es wird noch etwas dauern.“