Kaltenkirchen . Der Strom aus der Sonne sollte schon 2020 fließen. Warum es nun erst in einem Jahr soweit sein könnte

Schon ab 2020 sollte der Strom aus der Sonne ins Netz fließen. Die Genossenschaft Energienetz Hamburg hatte eine landwirtschaftliche genutzte Fläche an der Autobahn in Kaltenkirchen für Solarpaneelen gefunden, die Stadt hatte ihr grundsätzliches Einverständnis gegeben. Doch bis heute ist die Fläche grün und unbebaut. Das soll sich ändern, wenn der Bund demnächst neue Gesetze für die Einspeisung von Strom aus Photovoltaik beschließt. Matthias Ederhof, Vorstand von Energienetz Hamburg, geht davon aus, dass das Projekt doch noch umgesetzt wird, allerdings mit Verspätung. Frühestens im zweiten Halbjahr 2023 könnte sauberer Strom vom Acker kommen.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen machten das Projekt unrentabel

Dass die ursprünglichen Pläne sich um Jahre verzögerten und ein klimafreundliches Projekt auf die lange Bank geschoben werden musste, lag an den sich verschlechternden gesetzlichen und damit finanziellen Bedingungen. Der Zeitplan geriet durcheinander, weil die Vergütungen für die Einspeisung so gering waren, dass das Projekt ökonomisch nicht zu stemmen war. Hinzu kamen immer weiter steigende Baukosten. „Das rechnete sich in 2020 kaum“, sagte Ederhof.

Dass in Kaltenkirchen alle Parteien inklusive der AfD das Projekt befürwortet hatten, bezeichnet Ederhof als „guten Rückenwind“, doch bislang seien die Kalkulationen nicht aufgegangen. Das werde sich mit der neuen Gesetzgebung, dem sogenannten Oster-Paket, ändern, mit der die Berliner Ampel-Koalition die Photovoltaik massiv ausbauen will, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und das Land von Energieimporten unabhängiger zu machen.

20.000 Quadratmeter Solarpaneelen sollen aufgestellt werden

Die Solarpaneelen westlich der A7 sollen auf einer Fläche von knapp 20.000 Quadratmetern südlich des Rastplatzes Moorkaten in der Nähe der Fläche aufgestellt werden, die bis zu einem Bürgerentscheid für eine Trainingsanlage für den Motorsport vorgesehen war. Ederhof geht aus, dass bei einer Stromproduktion von 900.000 Kilowattstunden pro Jahr rechnerisch rund 360 Haushalte mit Strom versorgt werden könnten. Die Investitionen lägen bei „einer höheren sechsstelligen Summe“.

Dass das Interesse an dem Solarstrom groß ist, hat die Genossenschaft bei diversen Gespräche mit potenziellen Abnehmern erfahren. „Die Preise für Strom sind explodiert“, sagt Ederhof. Er prüft neben der Einspeisung des Stroms ins Netz alternativ andere Vermarktungsmöglichkeiten. Wenn die gesetzlichen Grundlagen in Berlin geschaffen worden sind, beginnt die Detailplanung auf kommunaler Ebene. Politik und Verwaltung in Kaltenkirchen müssen den Flächennutzungsplan ändern und die Bebauung der Fläche genehmigen.

Die Genossenschaft bezeichnet sich auf ihrer Homepage als ein Zusammenschluss von engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Die Energienetz Hamburg eG stehe für Bürgerbeteiligung und Bürgerverantwortung. „Wir fordern eine zukunftsfähige, demokratische und regenerative Energieversorgung. Wir fördern den konsequenten Ausbau eines erneuerbaren Energiesystems in der Metropolregion“, heißt es weiter.

Nördlich von Bad Bramstedt sind weitere Anlagen geplant

Die Genossenschaft plant weitere Solaranlagen nördlich von Bad Bramstedt an der AKN-Linie sowie südöstlich von Neumünster und bei Niebüll. Das Projekt bei Bad Bramstedt ist etwa zehn Mal so groß wie die vergleichsweise kleine Fläche in Kaltenkirchen. Weitere Flächen für Solar- und Windstrom würden gesucht, sagte Ederhof.

Auch andere Investoren planen derzeit im Kreis Segeberg Solaranlagen. In Daldorf und Groß Kummerfeld ist das Bauleitverfahren bereits abgeschlossen. In diesen Orten wurde mit der Planung begonnen: Bimöhlen, Kaltenkirchen, Schwissel, Strukdorf und Wiemersdorf. In Geschendorf und Pronstorf wurden die Verfahren nach Bürgerentscheiden ausgesetzt. „In verschiedenen weiteren Gemeinden gibt es Anfragen für Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen, über die aber von der jeweiligen Gemeinde noch nicht abschließend entschieden ist“, sagte die Sprecherin der Kreisverwaltung, Sabrina Müller.