Christian Drosten macht Schluss. Leider nicht mit dem Coronavirus. Nur mit seinem Podcast „Das Coronavirus–Update“.

Er schaffe das nach nunmehr mehr als 100 Podcast-Folgen einfach nicht mehr, erklärte der Virologe, er müsse forschen, lehren und sein Institut leiten. Und außerdem, ergänze ich jetzt mal kühn, bleibt die Welt nicht ohne einschlägige Informationsquelle, schließlich gibt es noch „Schröters Corona-Update“. Sie lesen gerade die 190. Folge davon – nimm das, Herr Drosten! Aber ich habe ja auch sonst nichts zu tun.

Deshalb kann ich mir in aller Ruhe Gedanken darüber machen, ob Humor die Welt rettet. Zumindest eröffnet Humor immer wieder neue Perspektiven auf ein und dasselbe Thema. Wissenschaft ist in dieser Hinsicht limitiert. Das Podcast-Team um Christian Drosten und Sandra Ciesek kommentierte die Pandemie streng faktenbasiert. Da ist irgendwann alles gesagt, weil es – streng wissenschaftlich – exakt nur eine Wahrheit gibt, selbst wenn irrlichternde Verschwörungsfuzzis jeden Tag neue „alternative Fakten“ als vermeintliche Tatsachen verklappen.

Die Wissenschaft habe ihren Teil beigetragen, kommentierte Drosten sein Podcast-Finale – jetzt sei die Politik am Zug. Die jedoch hat, so scheint es, keine Lust mehr dazu und storniert ab dem 2. April bundesweit die allermeisten Corona-Schutzmaßnahmen. Auch das ist Humor, leider von der dunklen Sorte.

Es gibt eben unterschiedliche Schattierungen davon, bei manchen bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Um es aus dem angstengen Schlund zu befreien, könnte man sich noch mal die ersten Drosten-Podcast-Folgen aus den Pandemieausbruchsmonaten Februar und März 2020 anhören. Aus den Wochen, da wir alle noch keinen Schimmer davon hatten, was auf uns zukommt und wie wir uns verhalten sollen.

Damals empfahl uns der durchaus lebenspraktische Virologe Drosten beispielsweise, Bier lieber aus der Flasche zu trinken als aus unzureichend gespülten Gläsern. Ich frage mich immer noch, woher der Mann so genau wusste, dass ich auf Geschirrabwasch überhaupt keinen Bock habe. Jedenfalls kann ich mich nun für alle Ewigkeit auf Drostens wissenschaftliche Expertise berufen, wenn meine Gattin tadelnd anmerkt, nur Proleten im Feinripp-Unterhemd tränken ihr Bier direkt aus der Pulle. Danke, Drosten. Und nicht nur dafür. Wer unbeirrbar zu wissenschaftlich erwiesenen Fakten steht, selbst wenn er übel angefeindet und sogar bedroht wird, verdient höchsten Respekt. Wenn er, aus seiner Sicht, alles zum Thema gesagt hat, kann man das so stehen lassen.

Würde nun auch noch das Virus die Stopptaste drücken, wären wir alle glücklich. Leider wird man darauf noch warten müssen. Das sagt nicht nur die Wissenschaft. Das weiß auch die Politik. Aktuelles Interview mit Lars Klingbeil (SPD): „Wir müssen doch damit rechnen, dass wir eine neue Virusvariante bekommen können, die sich so schnell wie Omikron verbreitet, aber so gefährlich ist wie Delta.“ Also rechnen wir damit, ab jetzt leider ohne Schutzmaßnahmen und Drosten-Podcast. Aber immerhin mit Humor und Bier direkt aus der Flasche. Hilft auch. Ein bisschen.