Kreis Segeberg. Das Kreditinstitut fährt 2021 das beste Ergebnis in seiner Geschichte ein – trotz der Querelen in der letzten Zeit.

Die Stimmung sei gut, das Ergebnis das beste seit 2005. Eduard Schlett strahlte auf seiner ersten Bilanzkonferenz als neuer Vorstandschef der Sparkasse Südholstein Zuversicht aus. Seine gute Laune sollte vielleicht auch die Querelen vergessen machen, die zuletzt das 867 Mitarbeiter und 217.000 Kunden zählende Kreditinstitut erschüttert hatten.

So war im vorigen Jahr plötzlich die gerade erst wenige Monate zuvor eingeleitete Fusion mit der Sparkasse Holstein geplatzt und der Vorstandschef Andreas Fohrmann entlassen worden. Und auch zu Jahresbeginn stieß die Neubesetzung des vakanten Vorstandsvorsitzes ohne eine öffentliche Ausschreibung der mit bis zu 500.000 Euro Jahresgehalt dotierten Stelle auf Kritik im Verwaltungsrat, von dem ein Teil der Mitglieder gegen die interne Beförderung von Schlett stimmte.

Aber die guten Zahlen scheinen dem neuen Sparkassen-Chef Recht zu geben. So sei das abgelaufene Geschäftsjahr „das beste in der Geschichte der Sparkasse Südholstein überhaupt“ gewesen, verkündete Schlett stolz. Seit der Fusion der damaligen Kreissparkassen Pinneberg und Segeberg mit der Stadtsparkasse Neumünster 2005 zur Sparkasse Südholstein habe es kein besseres Betriebsergebnis gegeben. „Das letzte Quartal 2021 war ebenfalls das beste der Geschichte.“

So konnte 2021 ein Gewinn vor Steuern von 41,2 Millionen Euro (Vorjahr: 39,6 Millionen) erwirtschaftet werden. An die Gewährsträger-Kommunen, also die beiden genannten Kreise und die Stadt Neumünster, würden rund fünf Millionen Euro Gewerbesteuer ausgezahlt. Weitere 4,2 Millionen Euro zahlte die Sparkasse an Körperschaftsteuer. Das Wachstum der Sparkasse, die ihre Bilanzsumme im abgelaufenen Geschäftsjahr um fast sechs Prozent auf 6,4 Milliarden Euro erhöhen konnte, wurde vor allem durch steigende Kundeneinlagen (5,1 Milliarden Euro, plus 350 Millionen Euro) und Kundenkredite (fünf Milliarden Euro, plus 260 Millionen Euro) angetrieben, erklärte Mit-Vorstand Martin Deertz. Dabei machte das Wertpapiergeschäft wegen der niedrigen Zinsen und der hohen Inflationsrate mit einem Wachstum von 50 Prozent auf 450 Millionen Euro den größten Sprung nach vorn. Ein Drittel der Vermögensanlagen würden in nachhaltige, klimafreundliche Projekte und Anlagefonds investiert.

Auch das Baugeschäft boome weiterhin. So habe die Sparkasse Südholstein 1145 Kunden mit etwa 260 Millionen Euro Kreditzusagen den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen können. Weitere 190 Kunden ließen sich über die Sparkasse an andere Kreditinstitute vermitteln, die ihnen 35 Millionen Euro Darlehen für den Hauskauf gewährten. Diese Hauskredite würde die Sparkasse „konservativ“ vergeben, erklärte Vorstand Deertz. Das bedeute, dass in aller Regel ein Eigenkapital von 20 Prozent in die Hausfinanzierung eingebracht werden müsse. Zurzeit stiegen die Zinsen aber wieder leicht an und würden jetzt mit einer zwei vor dem Komma vergeben.

Die Corona.-Pandemie habe auch bei der Sparkasse den Trend zum digitalen Zahlungsverkehr beschleunigt. So würden inzwischen 100.000 Kunden, also drei Viertel aller Privat-Giro-Kontenbesitzer, ihre Bankgeschäfte bei der Sparkasse online abwickeln. 50.000 Kunden nutzten dafür die Sparkassen-App auf ihrem Tablet oder Smartphone. Und zwei Drittel aller Zahlungen und Transaktionen würden inzwischen bargeldlos abgewickelt. Ein Jahr zuvor war das Verhältnis zwischen Bargeld- und bargeldlosem Zahlungsverkehr noch ausgeglichen. Dies werde allerdings noch keine Auswirkungen auf das Filialnetz und die Zahl der Geldautomaten bei der Sparkasse haben, versprach Vorstandschef Schlett. Es werde auf absehbare Zeit bei 28 personell besetzten Geschäftsstellen im Verbandsgebiet bleiben, davon befinden sich elf im Kreis Pinneberg und zwölf im Kreis Segeberg. Auch die Zahl der SB-Filialen solle mit 23 beibehalten bleiben.

Zudem schreite das Mega-Bauvorhaben in der Konzernzentrale in Neumünster voran. Dort plant die Sparkasse am Großflecken, dem Standort des ehemaligen Karstadt-Kaufhauses, eine neue Hauptverwaltung mit bis zu 400 Arbeitsplätzen zu errichten. Zurzeit würde das alte Gebäude abgerissen und danach bis Ende 2024 der Neubau geschaffen. Dann würden die Mitarbeiter aus dem zurzeit gemieteten Komplex dorthin umziehen, kündigte Schlett an. Die Investitionssumme werde jenseits der 50 Millionen Euro liegen. Der Neubau solle mit begrünten Dächern und Solarstrom klimafreundlich sein. Stadtbücherei und Gastronomiebetriebe würden ebenfalls dort untergebracht werden.

Strategisch sei die Sparkasse jetzt gut aufgestellt, betonten Schlett und Deertz. Es werde bei zwei statt vorher drei Vorstandsmitgliedern bleiben. Ein Zusammenschluss mit einer anderen Sparkasse, wie vor einem Jahr noch angestrebt, sei überhaupt kein Thema mehr. „Wir verfolgen zurzeit keine Fusionspläne mehr und sind gut aufgestellt“, betonten beide Vorstandsmitglieder.