Kreis Segeberg. Krankenhäuser im Kreis vermelden vermehrt Fälle in den Belegschaften. Die Zukunft der Testzentren ab April ist weiterhin nicht geklärt.
Die Corona-Zahlen sind unverändert hoch, auch an diesem Donnerstag hat der Kreis Segeberg wieder 680 Neuinfektionen vermeldet. Die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg beobachtet die Entwicklung mit Sorge – denn auch ihr Personal bleibt nicht vom Virus verschont, immer mehr infizieren sich. „Die Zahl der Mitarbeitenden, die sich in Quarantäne befinden beziehungsweise sich infiziert haben, steigt in den letzten Tagen an“, bestätigt Unternehmenssprecherin Dirten von Schmeling. Alle Stationen und Bereiche des Krankenhauses seien betroffen. Sowohl in der Patientenversorgung als auch in der Verwaltung, Reinigung oder der Hauswirtschaft gebe es Ausfälle.
Dirten von Schmeling gibt allerdings Entwarnung: „Nach mehr als zwei Jahren Arbeiten unter Pandemiebedingungen sind wir auf besondere Belastungen natürlich eingestellt und gut vorbereitet. Momentan gehen wir davon aus, dass wir trotz Mehrbelastung den regulären Klinikbetrieb aufrecht erhalten können.“ Operationen und Behandlungen müssen derzeit nicht abgesagt oder verschoben werden. Weil die Paracelsus-Klinik Notfallversorger ist, kann es allerdings noch zu Verschiebungen von OP-Terminen kommen, wenn die Behandlung von Corona-Patienten erforderlich wird.
Die Anzahl der Patienten, die mit oder wegen Corona stationär aufgenommen werden, steigt. Sollten es zu viele werden, würde sich das Krankenhaus gegebenenfalls für die Aufnahme von Corona-Patienten abmelden, um den Klinikbetrieb aufrechterhalten zu können. „Im Gegensatz zu vorherigen Wellen sind jedoch selten schwere Verläufe mit Behandlung auf der Intensivstation zu verzeichnen“, sagt von Schmeling. Vielmehr Sorge bereitet der Paracelsus-Klinik die Tatsache, dass Patienten geplante Operationen oder Untersuchungen absagen – aus Angst, sich mit Corona zu infizieren oder weil sie bereits erkrankt sind. „Dies ist vom medizinischen Standpunkt aus betrachtet kritisch, da wir schon jetzt zum Teil schwierige Verläufe bei Erkrankungen des Bewegungsapparats oder bei onkologischen Erkrankungen sehen.“ Von Schmelings dringender Appell: „Nehmen Sie Untersuchungen wahr, nehmen Sie Symptome ernst, scheuen Sie nicht den Gang zum Arzt oder ins Krankenhaus.“
Höchster Krankenstand bei Segeberger Kliniken
Auch die Segeberger Kliniken verzeichnen bei ihrem Personal aktuell den höchsten Krankenstand seit Beginn der Pandemie, der auch weit über dem üblichen Krankenstand liegt. „Gleichermaßen befinden sich auf den Normalstationen deutlich mehr isolationspflichtige Patienten, als wir es in den vorangegangenen Wellen beobachten konnten“, berichtet ein Sprecher der Kliniken. Trotz der Situation sei die medizinische Versorgung aller Notfälle gewährleistet. Allerdings: Planbare Eingriffe mussten reduziert werden. Sie finden im Rahmen einer medizinischen Priorisierung statt.
Trotz des Infektionsgeschehens ist noch nicht abschließend geklärt, in welcher Form die Infrastruktur für die Corona-Testzentren über den 31. März hinaus bestehen bleibt. Die entsprechende Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums läuft dann aus – diese regelt insbesondere die Kostenübernahme. Der Entwurf für eine Verlängerung liegt vor, ist aber noch nicht beschlossen, teilt die Segeberger Kreisverwaltung mit.
Grundsätzlich soll es weiterhin die kostenlosen Bürgertests geben. Allerdings vermutlich nur bis zum 31. Mai. Die Begründung: Ein erwarteter saisonaler Effekt in der warmen Jahreszeit könnte die Virusübertragung verringern, dazu legen Daten nahe, dass Omikron-Infektionen mit einer geringeren Schwere der Erkrankung verbunden sind. „Daher ist eine dauerhafte Geltung der Verordnung und die Kostenübernahme durch den Bund und damit den Steuerzahler nicht länger angezeigt“, heißt es im Entwurf.
Man könne daher noch keine Beauftragungen über den 31. März hinaus erteilen, so Kreissprecherin Sabrina Müller. „Ohne gesetzliche Grundlage keine Verlängerung.“ Fest steht bereits: Einige Stationen im Kreis werden schließen. Denn Kontrollen haben in den vergangenen Wochen hygienische Mängel festgestellt: fehlende Desinfektion, nicht gewechselte Handschuhe, fehlende Schutzkleidung, falsche Testdurchführung. „Regelmäßig sind dieselben Teststationen betroffen. Daher wird es, ohne das Angebot spürbar einzuschränken, in Abstimmung mit der Kassenärztlichen Vereinigung zu Reduzierungen von Teststationen kommen.“ Welche Standorte betroffen sind, sagt Müller nicht.
Geflüchtete brauchen für Behördentermine 3G-Nachweis
Auch Christian Leder, Inhaber der Firma First & Safe und Betreiber der Testzentren im Norderstedter Rathaus sowie im Kirchweg (Henstedt-Ulzburg), wartet noch auf die Zusage zur Verlängerung. In beiden Einrichtungen werden täglich weiterhin 700 bis 800 Antigenschnelltests sowie rund 200 PCR-Tests vorgenommen. Gerade in Norderstedt ist die Stadt auf das Angebot angewiesen – denn die vielen Geflüchteten aus der Ukraine müssen für ihre Behördentermine einen 3G-Nachweis vorlegen. Die Impfquote in dem Land ist niedrig, zudem haben viele Menschen nur den in der EU nicht anerkannten russischen Sputnik-Wirkstoff erhalten. In den ersten Tagen gab es jedoch Probleme bei der Anmeldung – denn welche Adresse sollten die Personen angeben?
„Das Gesundheitsamt hat eine smarte Lösung gefunden“, so Leder. Es genüge die Anschrift der Unterkunft, also im Zweifelsfall, wo Ukrainerinnen und Ukrainer privat untergekommen sind. Wer weder Mailadresse noch Handynummer hat, kann die Daten einer Kontaktperson in Deutschland nennen. „Wir versuchen, ihnen nahezubringen, dass sie am ersten, dritten und fünften Tag zu uns kommen, und auch die Gastfamilie mitbringen“, so Leder, „dann haben wir eine Sicherheit, wer Corona hat und wer nicht.“ Tatsächlich sind auf diese Weise bereits einige Fälle erkannt worden.