Kreis Segeberg/Norderstedt. Wege-Zweckverband führt bis 2026 Wertstofftonne ein. Und mit organischem Müll soll grüne Energie erzeugt werden.
Die Einführung der Wertstofftonne bis zum Jahr 2026 und der Bau einer Biogasanlage, betrieben mit Bioabfall, für bis zu 25 Millionen Euro – Peter Axmann, Vorsteher des Wegezweckverbandes (WZV) im Kreis Segeberg will die Abfallentsorgung für die 94 Städte und Gemeinden in WZV-Zuständigkeit im Kreis Segeberg ökologischer und bioenergetischer gestalten.
Grüne Energie – WZV will mit Norderstedt zusammenarbeiten
Die gelbe Wertstofftonne, die zum 1. Januar 2026 den Haushalten im Kreis zur Verfügung stehe, nehme nicht mehr nur Kunststoffverpackungen auf. Auch Metalle – Konservendosen, Nägel, Schrauben, Werkzeuge, Kochtöpfe – und Kunststoffe wie Spielzeug, Blumentöpfe, Folien, Schaumstoffe, Gießkannen, Eimer oder Joghurtbecher können entsorgt werden. Dazu Verbundstoffe wie Getränke- und Milchkartons. Beim Kreis-Umweltausschuss kommt die Ankündigung der Tonne gut an. Ulrike Täck von den Grünen kritisierte lediglich, dass die Wertstofftonne nicht wie vom Kreistag gefordert bereits zum Jahr 2023, sondern nun erst drei Jahre später flächendeckend eingeführt werde. „Das ist bedauerlich, muss nun aber verlässlich zum 1. Januar 2026 passieren.“
Bioabfälle will der WZV künftig nicht mehr kompostieren, sondern energetisch vergären – zusammen mit dem Kreis Plön und der Stadt Neumünster. Gemeinsam sammeln die Partner jedes Jahr 45.000 Tonnen Bioabfälle ein, davon allein 25.000 Tonnen vom WZV. Damit soll nun Biomethangas erzeugt werden, sagt Axmann, über eine mit Bioabfall gespeiste Biogasanlage. Diese Vergärungstechnologie wäre aufgrund ihres Marktpotenzials auch wirtschaftlich interessant, so Axmann. „Vor allem würden sich ökologisch ganz neue Perspektiven hin zu einem geschlossenen Kreislauf ergeben.“
WZV: Eine Investition in die Zukunft
Das produzierte Biogas und die ebenfalls mögliche Wasserstoffgewinnung könnte zukünftig den WZV-Fuhrpark für die 300 Mitarbeiter antreiben. Die Fahrzeuge müssten bis dahin noch auf alternative Antriebe umgestellt werden. Denkbar sei auch, die Biotreibstoffe dem Schwerlastverkehr anzubieten, der die umliegenden Kiesabbaugebiete täglich in großer Zahl bedient, sagt Axmann. „Für den Klimaschutz im Kreis Segeberg entstünde mit einer solchen Anlage ein enormer Zugewinn.“
Eine Standortanalyse habe bereits ergeben, dass die beiden Recyclinghöfe des WZV in Tensfeld/Damsdorf und in der Kreisstadt Bad Segeberg dafür in Frage kämen. Und auch eine Kooperation in Sachen grüner Energie mit der Stadt Norderstedt bringt Axmann ins Spiel. Aus der größten Stadt im Kreisgebiet könnten erhebliche Bioabfallmengen in die Vergärungsanlage wandern. Zwischen 15 und 25 Millionen Euro koste eine solche Anlage, je nach Mengenbedarf, kalkuliert Axmann. „Das ist eine Investition in die Zukunft für die nächsten 20 bis 30 Jahre.“
Kunden- und Müllmenge an der Oststraße bricht ein
Als einen weiteren Schritt in Richtung ökologischer Abfallwirtschaft bezeichnet Axmann das neue Gebührensystem des WZV, das zum Jahreswechsel die bisherigen Abfallentgelte ablöste. „Es wird die Restmüllmengen von derzeit kreisweit 56.000 Tonnen helfen zu reduzieren.“ Haushalte würden sparen, wenn sie Mülltonnen weniger oft entleeren. Axmann rechnet mit einer Reduzierung der Abfallgebühren – derzeit 21 Millionen Euro – um eine Million Euro. Die Einführung der kostenpflichtigen Abholung von Sperrmüll und Grünabfällen und der Freimengen für Anlieferer, trüge ebenfalls dazu bei. „Wir sparen so den teuren Service der Abholung und können Holz besser aussortieren.“
Das Ende der Kooperation zwischen der Stadt Norderstedt und dem WZV auf dem Recyclinghof an der Norderstedter Oststraße hat 2021 für erhebliche Konsequenzen in den Bilanzen gesorgt. So nutzten 2021 nur noch 30.353 Bürgerinnen und Bürger die Sammelstelle. 2019 waren es mit 104.672 Besuchen noch mehr als dreimal so viele. Die Müllmengen schrumpften um 60 Prozent von 12.250 Tonnen in 2020 auf 4940 Tonnen in 2021. Das liegt daran, dass seit dem vorigen Jahr die Stadt Norderstedt ihren eigenen Recyclinghof an der Friedrich-Ebert-Straße betreibt, wo Norderstedter bis zu bestimmten Mengen ihre Abfälle weiterhin kostenlos anliefern können, während sie an der Oststraße bezahlen müssten.
WZV klagt gegen Sperrung der Deponie Tensfeld/Damsdorf
Unterdessen wurde der Streit um die weitere Befüllung der Abfalldeponie in Tensfeld/Damsdorf zwischen dem WZV und dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) zu einem Fall für die Gerichte. „Wir haben Klage gegen den Einbau-Stopp erhoben“, sagt Peter Axmann. Das LLUR hatte im Mai 2021 dem WZV verboten, weitere Abfallmengen auf der Deponie abzulagern. Dagegen hatte der WZV Widerspruch eingelegt, den die Landesbehörde wiederum ablehnte, wie LLUR-Sprecher Martin Schmidt mitteilt. „Ja, am 3. November 2021 haben wir den Widerspruch zurückgewiesen.“ So dürfe seit 2005 kein Hausmüll mehr direkt deponiert werden, sondern dieser müsse vorbehandelt werden. Schmidt: „Im Wesentlichen wird danach dann nur Schlacke abgelagert.“
Diese setze sich auf der Deponie deutlich weniger ab als nicht vorbehandelter Müll. Das sei vom WZV nicht ausreichend berücksichtigt worden. „Von daher war die genehmigte Einlagerungsmenge im Mai 2021 überschritten. Ein Weiterbetrieb der Deponie war unzulässig.“ Peter Axmann ist anderer Rechtsauffassung. Nach seinen Angaben sind dort bislang etwas mehr als zwei Millionen Kubikmeter Abfälle gelagert. Bis zu 2,3 Millionen Kubikmeter seien genehmigt. Aber ohnehin plane der WZV, diese Deponie auf bis zu drei Millionen Kubikmeter auszuweiten, sodass die Klage ohnehin bald hinfällig wäre, wenn diese Vergrößerung vom Land genehmigt sei. Das Verfahren dazu laufe bereits seit dem letzten Jahr.