Norderstedt. Die Schülerinnen und Schüler sorgen für Produkte, die Bedürftige besonders gut gebrauchen können.
Es ist ein Projekt, das den Alltag vieler bedürftiger Menschen in Norderstedt und Umgebung spürbar erleichtern könnte. Die Rede ist von einer Aktion, an der zunächst sieben Norderstedter Schulen beteiligt sind – sie sammeln, koordiniert über die nächsten Monate, haltbare Lebensmittel und andere wichtige Produkte und liefern sie bei der Norderstedter Tafel ab. Auf diese Weise werden die Kunden der Tafel bis in den Herbst hinein mit Produkten versorgt, die sie sonst selten bekommen.
Den Anfang macht die Grundschule Falkenberg. Amilia und Bruno, beide acht Jahre alt, sitzen in einem Raum, der sonst für die Nachmittagsbetreuung genutzt wird – auf dem Boden stehen große Mengen von Mehltüten, Nudeln, Kaffee- und Teepackungen, Seife, Shampoo, Konserven, Süßigkeiten und vieles mehr. Alles Produkte, die Eltern der Schulkinder nach Wünschen der Tafel eingekauft haben.
„Wir haben diese ganzen Sachen gesammelt und geben sie der Tafel, damit die sie Leuten geben kann, die nicht ganz so viel Geld haben“, sagt Bruno, der in die Klasse 2a geht. Amilia, sie ist aus Klasse 2c, ergänzt: „Wir können einfach in den Supermarkt gehen und uns etwas kaufen. Aber andere können das nicht. Deswegen helfen wir.“ Bruno weiß von Umständen, die die Lage derzeit noch verschärfen: „Die Preise steigen im Supermarkt ja auch immer weiter“, das mache es für viele erst recht schwierig.
Umso wichtiger ist das Schulprojekt. Initiiert hat es Gesine Stahnke, Leiterin der Früh- und Nachmittagsbetreuung an der Grundschule. Sie ist bei der Gesellschaft „Bildung - Erziehung - Betreuung“ angestellt, die die Schülerbetreuung außerhalb der Unterrichtszeiten an den Norderstedter Schulen organisiert. Stanke sagt: „Wir in der Nachmittagsbetreuung werden immer so toll von allen Seiten unterstützt, da dachte ich, es ist Zeit, einmal etwas zu geben.“
Projekt soll auch Gemeinsinn an der Schule fördern
Zudem ging es ihr darum, ein Projekt ins Leben zu rufen, an dem wirklich alle mitwirken können – Schüler aller Altersstufen, Lehrer, Eltern. Denn die Corona-Zeit mit ihren vielen Regeln, die etwa besagten, dass Kinder nur in Alterskohorten miteinander spielen durften, habe notgedrungen eher zu sozialen Trennungen geführt. Das neue Projekt soll als Nebeneffekt auch den Gemeinsinn an der Schule fördern. Mit ihrer Idee ging Gesine Stahnke zuerst in die Kinderkonferenz der Grundschule und überzeugte die Klassensprecher. „Die waren sofort dabei. Und dann konnte ich auch schnell Kollegen an anderen Schulen für das Vorhaben begeistern.“
Auch die Lehrer und Eltern an der Grundschule Falkenberg mussten nicht lange überzeugt werden. „Es ist toll, was hier alles zusammengekommen ist. Ich bin sehr, sehr stolz auf die Kinder und Eltern.“ Teilweise seien „Mamas mit großen, gefüllten Bollerwagen“ oder vollen Taschen zur Schule gekommen, einige Eltern mit Autos, deren Kofferräume gefüllt waren. „Ich freue mich auch darüber, dass die Kinder dafür gesorgt haben, dass auch Süßigkeiten eingekauft wurden. Dann sind auch Dinge dabei, über die die Kleinen sich freuen.“
Am heutigen Freitag werden Mitarbeiter der Schülerbetreuung die Spenden zur Tafel bringen. Mit dabei ist auch ein Team von Kinder-Reportern aus der Medien-AG der Nachmittagsbetreuung. Ende März darf sich die Tafel dann über die nächste Spendensammlung freuen, dann ist die Grundschule Gottfried-Keller-Straße dran. In den Monaten darauf folgen die Grundschulen Immenhorst und Niendorfer Straße, die Gemeinschaftsschule Harksheide und die Grundschulen Heidberg und Glashütte. Auf diese Weise wird die Tafel bis Ende Oktober mit Spenden versorgt.
„Das ist eine absolut nachhaltige Unterstützung“, sagt Ingrid Ernst, erste Vorsitzende des Tafel-Vereins. Sie freut sich sehr über die Hilfe, nennt das Projekt „wirklich großartig“. Denn die Hilfe sei nicht nur kontinuierlich, sondern auch sehr passgenau, da die Tafel über Listen konkrete Bedarfe anmelden könne. Ingrid Ernst: „Unsere sonstigen Partner sind unter anderem Supermärkte und Bäckereien. Wir bekommen deshalb viel Obst, Gemüse und Molkereiprodukte, auch Brot, aber nur wenig haltbare Lebensmittel.“ Ingrid Ernst findet es auch „toll, dass sich junge Menschen über das Projekt mit sozialen Realitäten befassen, mit denen sie sonst nicht unbedingt in Kontakt kommen.“
Geht es nach Gesine Stahnke, könnte sich die Unterstützung noch ausweiten und weiter verstetigen. „Ich hoffe, es machen noch weitere Schulen mit. Und wir haben auch die Idee, das jährlich zu machen.“ Dann würde eine regelrechte Norderstedter Schul-Tradition aus diesem hoffnungsvollen Anfang.