Norderstedt. Stadt rechnet mit etlichen Fällungen. Sperrungen von Parks und Grünflächen. Spielabsage bei Eintracht möglich.
Die beiden Sturmtiefs „Ylenia“ und „Zeynep“ haben im Norderstedter Stadtgebiet schwere Schäden angerichtet. Das Betriebsamt und die Feuerwehr waren im Dauereinsatz. Viele Bäume sind umgeknickt. Äste abgerissen. Noch fehlt der Stadtverwaltung der Überblick, wie stark die Stürme dem Baumbestand geschadet haben.
Die Stadt lässt in den kommenden Tagen und Wochen fachmännisch prüfen, ob die Standsicherheit bestimmter Bäume noch gegeben ist. „Deshalb können wir bereits jetzt ankündigen, dass es zu Aufräum- und Fällarbeiten kommen wird, die meist mit der zeitweisen Sperrung von Teilen von Parks und anderen Grünflächen verbunden sind“, sagt Rathaussprecher Bernd-Olaf Struppek.
Gesperrt bleibt momentan wegen der Folgen der Stürme der Hundeauslaufplatz im Bereich Stonsdorf. Ein weiterer neuralgischer Punkt ist der Bereich Grundweg am Ossenmoorpark sowie der Grünzug Scharpenmoor. Generell rät die Stadt beim Betreten von Flächen mit Baumbestand zu großer Vorsicht. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, das noch abgerissene Äste herunterfallen beziehungsweise ganze Bäume umfallen, zumal angesichts der Tatsache, dass der Boden sehr aufgeweicht ist und den Bäumen und ihren Wurzeln schlechten Halt bietet“, warnt Struppek.
Angesichts der zu erwartenden hohen Kosten für die Aufräumarbeiten in allen Städten und Kommunen, hat die schleswig-holsteinische Landesregierung am Dienstag finanzielle Hilfe angekündigt. „Wir werden die Kommunen bei der Beseitigung der Sturmschäden nicht im Stich lassen“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Zwei Millionen Euro will das Land bereitstellen. Weitere bis zu 500.000 Euro fließen in den Küstenschutz.
Eine Pappel brach – Eintracht zieht Spielabsage in Betracht
Welche Folgen Sturmschäden im Einzelfall bedeuten, zeigt sich in dem kleinen Waldstück, das zwischen dem Edmund-Plambeck-Stadion von Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt und den Tennisplätzen des TC Garstedt liegt. Dort haben mehrere Bäume den Orkanböen nachgegeben. Ihre Wurzeln konnten sich im durchnässten Boden nicht mehr halten. Der Stamm einer etwa 30 Meter hohen Pappel ist einfach abgebrochen. Das leblose Holz hat sich in morschen Bäumen auf der Seite von Eintracht Norderstedt verfangen. Es scheint eine Frage der Zeit, bis die Pappeln nachgeben und zu Boden fallen. Eintrachts Präsident Reenald Koch und Kai Hädicke-Schories, Vorsitzender des TC Garstedt, haben sich das Ausmaß der Schäden angeschaut. „Das macht uns extrem traurig“, sagt Hädicke-Schories. Vier von innen verfaulte Bäume wurden bereits gefällt und zersägt. 19 weitere Pappeln müssen folgen. Der komplette Kahlschlag des Waldstückes ist notwendig. Die Stürme deckten auf, dass die Bäume schon lange vor sich hin rotten und stark windanfällig sind. „Die Pappeln wurden vor mehr als 50 Jahren von unseren Gründungsmitgliedern gepflanzt. Sie gehören zur Charakteristik unseres Vereins. Und nun müssen sie alle weg“, bedauert Hädicke-Schories.
Das Team der Baumpflegefirma „Asthüpfer“ arbeitet in diesen Tagen auf Hochtouren. Insbesondere die abgeknickte Pappel, die auf das Grundstück von Eintracht Norderstedt herüberragt, muss bis spätestens Sonntag verschwunden sein – dann nämlich möchte der Fußballclub den Heider SV um 14 Uhr zum letzten Vorrundenspiel der Regionalliga Nord empfangen. Bereits vergangenes Wochenende wurde die Partie wegen des Unwetters um eine Woche verschoben. Sollte der besagte Baum bis dahin nicht entfernt worden sein, muss das Heimspiel abgesagt werden.
„Wir müssen die Verkehrssicherheit der Spieler und Zuschauer gewährleisten“, erklärt Reenald Koch. „Die Firma ,Asthüpfer‘ hat uns aber die Zusage gegeben, dass der Baum bis zum Wochenende gefällt ist. Wir gehen davon aus, dass das Spiel nicht in Gefahr ist“, sagt Koch. Eine Absage hält der Präsident für das absolut schlechteste Szenario.
Den TC Garstedt, auf dessen Grundstück die Pappeln stehen, erwartet eine satte Rechnung. Die Kosten für die Reparaturarbeiten der entstandenen Schäden an Zäunen sowie für die Baumarbeiten werden auf etwa 40.000 Euro geschätzt. Ob die Versicherung zahlt oder ein Zuschuss vom Land aushilft, ist unklar.
Landesforsten sprechen nur von einem „Blauen Auge“
Die Försterinnen und Förster der Landesforsten (SHLF) haben sich einen Überblick zu den Sturmschäden verschafft. „Ersten Schätzungen zufolge rechnen wir mit 60.000 Festmetern Sturmholz. Das entspricht ungefähr der Größenordnung von knapp 30 Prozent unserer jährlichen, nachhaltigen Einschlagsmenge“, sagt Tim Scherer, Direktor der Landesforsten. „Summa summarum aber können wir zum jetzigen Zeitpunkt behaupten, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind.“