Kreis Segeberg. Der Mangel an Erzieherinnen und Erziehern wird zum Problem. Wer einen Job annimmt, bekommt jetzt sogar hohe Prämien.
Erzieherinnen und Erzieher dringend gesucht: Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften in den Kindertageseinrichtungen im gesamten Kreis Segeberg ist groß. Mindestens 250 pädagogischen Fachkräfte werden pro Jahr zusätzlich benötigt. Die Gründe dafür sind die gesetzlichen Änderungen beim Betreuungsschlüssel von Kindern und der Ausweitung des Anspruches auf Ganztagsbetreuung ab 2026. Das Berufsbildungszentrum Bad Segeberg und der Kreis Segeberg starten deshalb die Imagekampagne „Erzieherhelden.de“. Mit großflächigen Plakaten wird in Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Wahlstedt und Bad Segeberg für den pädagogischen Fachberuf geworben.
Landrat Jan Peter Schröder und der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses des Kreistages, Holger Pohlmann, sehen eigentlich das Land in der Pflicht. „Es muss als verantwortlicher Gesetzgeber nachbessern“, sagt Jan Peter Schröder. „Der Fachkräftemangel beschäftigt den Kita-Bereich schließlich nicht erst seit der Gesetzesänderung.“
Mehr Plätze und die Ausweitung der Qualitätsansprüche führen zu hohem Fachkräftebedarf. Weil das Land zwar Vorgaben macht, aber sich ansonsten in Schweigen hüllt, ergreifen der Kreis und das Berufsbildungszentrum gemeinsam die Initiative. „Uns stehen dramatische Zeiten bevor, wo es weitaus schwieriger als jetzt schon sein wird, bedarfsgerechte Betreuungsplätze in Kitas zu finden“, macht Jan Peter Schröder deutlich.
1000 Euro Prämie für alle, die in Kreis-Kitas Jobs annehmen
Vor diesem Hintergrund ist die Kampagne zu sehen: Hier wird ein kleiner Beitrag geleistet, um junge Menschen für den Erzieherberuf zu begeistern - oder zumindest auf ihn Aufmerksam zu machen. Die großflächigen Plakate sind als „Hingucker“ gedacht. Aber hinter den Kulissen schafft der Kreis Segeberg noch weitere Anreize. Fachkräfte, die nach der Beendigung der Ausbildung im Sommer 2022 eine Tätigkeit in einer Kindertageseinrichtung dauerhaft annehmen, erhalten eine Prämie von 1000 Euro.
Zusätzlich sollen Kindertagesstätten durch eine pauschale finanzielle Anerkennung motiviert werden, weitere Plätze für die Praxisintegrierte Ausbildung anzubieten. Hier wird ein Anerkennungsbetrag in Höhe von 2000 Euro an Kita-Träger gezahlt, die ab 2022 Ausbildungsverträge zur Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) abschließen.
Die abschließende Diskussion und Beschlussfassung der Gremien des Kreises steht unmittelbar bevor. Jan Peter Schröder: „Die Attraktivität für künftige und die vorhandenen Fachkräfte muss durch Anreize erhöht und ausbildende Kita-Betriebe müssen finanziell vollständig unterstützt werden.“
Er sieht die Kreispolitiker an seiner Seite; denn die hatten bereits im Dezember einen Grundsatzbeschluss gefasst, um „Entwicklung von Werbemaßnahmen zur verbesserten Außendarstellung und Wahrnehmung von pädagogischen Berufen“ voranzutreiben. Sie bewilligten dafür 30.000 Euro.
Im Dezember beschlossen, im Februar bereits umgesetzt - so schnell agieren Politik und Verwaltung nicht immer. Aber in diesem Falle erscheint allen Beteiligen, dass höchste Eile geboten ist, um gegenüber anderen Kindertagesstätten in Schleswig-Holstein und außerhalb des Landes konkurrenzfähig bleiben zu können.
„Durch klare, positive Botschaften und eine moderne, ansprechende Bildsprache sollen sich junge Menschen, aber auch ihre Freunde und Eltern, als wichtigste Fürsprecher für eine Berufswahlentscheidung, angesprochen und in ihrer Entscheidungsfindung empathisch geleitet werden“, heißt es in einer Erklärung der Kreispolitiker. „Die Nähe zu den größeren Städten in Schleswig-Holstein und ganz besonders zur Hansestadt Hamburg, stellt die BBZ-Standorte im Kreis Segeberg vor große Herausforderungen, den dringend benötigen auszubildenden Nachwuchs an Erzieherinnen und Erziehern zu gewinnen.“
Mit dem 1600-Plätze-Programm war mit dem Haushaltsjahr 2020 bereits ein weiteres hoch dotiertes Förderprogramm zum Ausbau der Kindertagesbetreuung in Betreuungseinrichtungen auf den Weg gebracht worden. Es umfasst eine Förderung von 20 Millionen Euro bis zum Jahre 2027.
Mehr Infos gibt es auf der neuen Internetseite www.erzieherhelden.de