Henstedt-Ulzburg. Leerstand, Ankermieter verschwinden – Politik in Henstedt-Ulzburg sieht sich von damaligen Investoren getäuscht.

Am 6. Dezember 2011 wird der entscheidende Schritt zum Bau eines neuen Einkaufszentrums in Henstedt-Ulzburg unternommen: Bei einem Notar unterzeichnen Vertreter der Gemeinde und des Projektbetreibers den städtebaulichen Vertrag, der Voraussetzung für den Bau des City Centers Ulzburg (CCU) ist.

Henstedt-Ulzburg: Nur wenige Ideen wurden verwirklicht

Die Gemeindevertretung hatte den Vertrag nach kurzer Diskussion unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit einer Gegenstimme gebilligt. Im Vorfeld hatte es heftige Diskussionen über Sinn und Zweck dieses Centers gegeben. Etwa zehn Jahre später sehen sich die damaligen Skeptiker in ihrer Ansicht bestätigt: Das CCU startete mit einem Höhenflug und landete unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Von den damaligen Vorstellungen wurde so gut wie nichts verwirklicht.

Rund 32 Millionen Euro haben die Investoren, Karl Will und Peter Skrabs von der W + S Immobiliengruppe aus Hamburg, investiert, um direkt neben dem Rathaus ein Einkaufszentrum zu errichten.

Es gab viele Mahner in der Gemeinde, die ein solches Center für überdimensioniert hielten und wegen des großen Konkurrenzdrucks innerhalb und außerhalb von Henstedt-Ulzburg keine realistische Chance für eine gute Entwicklung sahen.

Henstedt-Ulzburg: Ein neues Einkaufscenter sollte her

Einig waren sich alle Politiker, dass das alte Ulzburg-Center ersetzt werden musste. Neben einem Einkaufszentrum waren auch andere Möglichkeiten im Gespräch - Wohnbebauung oder eine Seniorenwohnanlage zum Beispiel.

Nach der Einweihung des Centers im September 2014 nahm das Schicksal seinen Lauf: Im Obergeschoss standen Läden leer, die bis heute nicht vermietet sind. Von den dei Ankermietern verabschiedete sich vor wenigen Wochen der Adler Modemarkt im Obergeschoss. Die Gründe dafür waren allerdings hausgemacht: Adler hatte Insolvenzantrag gestellt, die nachfolgende Zeltfracht-Gruppe sah keine Veranlassung, das Geschäft in Henstedt-Ulzburg weiterzuführen. Die Ladenfläche wird jetzt temporär von einem Unternehmen für Lagerverkäufe genutzt.

Henstedt-Ulzburg: Wird auch C&A ausziehen?

Geschäfte verabschiedeten sich reihenweise: Die beiden Bäcker mit angeschlossenen Cafés gibt es nicht mehr, die Apotheke wurde geschlossen, Budnikowky verschwand nach kurzer Zeit, Kick zog aus, etliche Restaurants wurden geschlossen. Als Ankermieter bleiben Kaufland und C&A, deren Mietverträge noch einige Jahre laufen. Wobei allerdings das unbestätigte Gerücht im Umlauf ist, das C&A das Center zum Sommer verlassen wird. Während einer kürzlich stattgefundenen Gesprächsrunde mit Politikern wurde dieses Gerücht nicht ausgeräumt.

Völlig unbeschadet sind die beiden Investoren Skrabs und Will aus dem Disaster herausgekommen: Sie haben das Center längst an Greenman Investments in Dublin verkauft und müssen sich um nichts mehr kümmern. Ungefähr zeitgleich mit Eröffnung des CCU eröffnet auch Greenman ein Büro in Berlin, von dem aus auch das Henstedt-Ulzburger Einkaufszentrum verwaltet wird.

Wer dort nachfragt, stößt auf eine Mauer des Schweigens. Zwar hatte sich Communications Managerin Bahar Tozar zunächst bereiterklärt, mit dem Hamburger Abendblatt zu sprechen, machte nach einem Tag Bedenkzeit aber einen Rückzieher: „Uns ist der Umstand bekannt und wir arbeiten intensiv an Lösungsoptionen“, lautet ihre schriftliche Antwort.

Henstedt-Ulzburg: Konkurrenz durch Gewerbepark und Online-Handel

Vor Ort versucht Center-Manager Erich Lawrenz vorsichtigen Optimismus zu verbreiten. Er weiß aber auch, dass das Konzept nicht aufgegangen ist. „Für Henstedt-Ulzburg ist das CCU zu groß.“ Der Bäcker Nitt werde im März durch einen Donut-Bäcker ersetzt, einige andere Ladenflächen könnten nicht vermietet werden, weil es laufende Verträge mit Altmietern gebe. „Wir haben Interessenten, aber die Flächen sind nicht frei, obwohl sie nicht mehr belegt sind.“ Er selbst hätte es für besser gehalten, mehr kleinere Ladenheiten zu schaffen.

Lawrenz verweist auf Umbaupläne, die in Berlin vorbereitet werden. Auf Nachfrage bei Greenman aber gibt es auch darauf keine Antwort.

Sebastian Döll, Wirtschaftsförderer der Gemeinde Henstedt-Ulzburg, hält den CCU-Standort eigentlich für gut, muss aber auch feststellen, dass er nicht funktioniert. Seiner Ansicht nach ist das Konzept nicht stimmig: „Wer mit dem Auto in die Tiefgarage fährt und per Rolltreppe ins Erdgeschoss kommt, nimmt zunächst nur Kaufland wahr, im Obergeschoss könnten sich zum Beispiel Gesundheitsdienstleister ansiedeln.“ Der Boom des Online-Handels und die Konkurrenz durch den Gewerbepark nimmt Döll als weitere Erschwernisse wahr. Andererseits stellt er aber auch fest, dass es im Bereich des Zentrums Ulzburg außerhalb des CCU ansonsten keine Leerstände gibt.

Henstedt-Ulzburg: Aufenthaltsqualität? Im CCU Fehlanzeige

Von den damaligen Befürwortern des CCU sind aus den politischen Lagern noch Michael Meschede (CDU) und Horst Ostwald (SPD) aktiv in der Kommunalpolitik tätig. Beide sind mit der aktuellen Lage nicht zufrieden. „Die versprochene Aufenthaltsqualität ist nicht eingetroffen“, sagt Michael Meschede, der davon überzeugt ist, dass durch einen besseren Branchenmix eine höhere Center-Qualität erreicht werden könnte. „Wir stehen noch zu unseren damaligen Beschluss.“

Horst Ostwald erwartet eine Lösung, die vom Betreiber des Centers kommen muss. „Wir hatten uns eine Belebung des Zentrums erhofft, aber die Entwicklung zeigt keine Fortschritte.“ Für die Gemeinde sei das eine schwierige Situation. Karin Honerlah (WHU) sieht ihre damaligen Bedenken bestätigt. „Uns wurden große Namen versprochen, aber Branchenkenner haben damals schon gewusst, dass die nicht in diese Region kommen.“ Ihrer Ansicht nach haben die Investoren der Gemeinde damals zu viel versprochen und den Politikern somit keinen reinen Wein eingeschenkt.