Bad Segeberg. Was sind die Perspektiven für den Tourismus im Kreis Segeberg? Mareike Werz, Tourismusmanagerin des Kreises, im Interview.

Die Corona-Krise hatte auch auf den regionalen Tourismus enorme Auswirkungen. Lockdowns und Hygieneregeln ließen Buchungszahlen schrumpfen, auf der anderen Seite entdeckten viele Menschen (teils notgedrungen) den Urlaub vor der eigenen Haustür. Jetzt steht der Frühling vor der Tür – und nicht wenige hoffen darauf, dass die Pandemie allmählich zu Ende geht.

Tourismus: Wohin geht es für den Kreis Segeberg?

Kann sich auch der Tourismus im Kreis auf sonnige Zeiten freuen? Was sind dessen Potenziale und Perspektiven? Ein Gespräch mit Mareike Werz, Tourismusmanagerin des Kreises Segeberg.

Frau Werz, was macht einen Urlaub im Kreis Segeberg aus – warum sollte man gerade hier seine Ferien verbringen?

Mareike Werz Unser Slogan ist: „Land leben. Stadt entdecken.“ Auf der einen Seite ist der Kreis geprägt von einer vielfältigen Natur mit Wiesen, Feldern, Seen, Weite und Wäldern. Das macht einen Natururlaub zum Entschleunigen und Durchatmen bei uns aus. Auf der anderen Seite können Erholungsbedürftige aber auch kulturelle Besonderheiten in Museen und Ausstellungen erleben, sie können viele Theateraufführungen und Events besuchen. Absolutes Alleinstellungsmerkmal unserer Region sind die Karl-May-Spiele.

Wie blicken Touristiker und Betriebe auf die Saison 2022? Wie ist die Buchungslage?

Die Gäste sind voller Vorfreude und buchen fleißig. Das spiegeln mir Touristiker und Betriebe wieder. Gut gebucht ist schon jetzt die Sommersaison im Kreis Segeberg. Es gibt aber auch noch einige freie Betten, besonders außerhalb der Hauptsaison. Einige Gäste haben ihren Urlaub vom letzten Jahr auf diesen Sommer verschoben, aber auch viele neue Buchungen sind hinzugekommen. Die Karl-May-Spiele haben auf die Buchungslage der Unterkünfte natürlich einen entscheidenden Faktor für den Kreis Segeberg. Vorsichtig optimistisch blicke ich auf die Saison 2022 mit Konzerten, Events und anderen Angeboten, die hoffentlich stattfinden können, wenn es die Lage zulässt.

Was sind die wichtigsten Ziele und Übernachtungsorte für Touristen?

Wichtige Ziele sind die Karl-May-Spiele, die Noctalis-Welt der Fledermäuse mit dem Kalkberg und den Kalkberghöhlen, der Stadtpark Norderstedt, der Wildpark Eekholt und der ErlebnisWald Trappenkamp. Bei den Übernachtungen liegen seit einiger Zeit außergewöhnliche Orte im Trend, wie beispielsweise das Übernachten in einem Schäferwagen. Dies ist zum Beispiel auf dem Arche-Hof Bredland in Blunk möglich. Die Nachfrage nach Campingplätzen ist weiterhin hoch, wobei hier auch Camping-Pods und Mobilheime beliebt sind.

Wer macht überhaupt Urlaub im Kreis? Woher kommen die Touristen und wie lange bleiben sie?

Sehr interessant ist der Kreis Segeberg vor allem für Tagesausflügler aus Hamburg und der Metropolregion. Schleswig-Holstein insgesamt ist besonders beliebt bei Touristen aus NRW, Hessen und Niedersachsen - und auch aus Schleswig-Holstein selbst. Im Kreis Segeberg machen Entschleuniger, Familien mit Kindern, Aktivurlauber und Naturliebhaber Urlaub. Zudem sind Städte- und Tagungstouristen anzutreffen. Durchschnittlich bleiben Gäste 3,2 Tage im Kreis, das ist der statistische Wert für den Zeitraum von Januar bis Oktober 2021.

Wie sehr hat die Pandemie dem Tourismus im Kreis geschadet?

Das Corona-Jahr 2021 ist im Beherbergungsbereich besser als das Corona-Jahr 2020 gewesen. Besonders von Mai bis Oktober ist der Aufwärtstrend zu erkennen. In diesem Zeitraum konnten über 95.000 Übernachtungen von 2020 auf 2021 dazugewonnen werden. Das ist ein großer Zuwachs, jedoch ist der Kreis Segeberg noch weit entfernt von den Übernachtungszahlen, die vor Corona im Jahr 2019 geschrieben wurden. Der durchschnittliche Aufenthalt der Gäste ist allerdings länger ist als vor der Corona-Pandemie, 2019 lag er bei 2,5 Tagen. Das spricht dafür, dass immer mehr Gäste ihren Jahresurlaub im eigenen Land verbringen.

Personalmangel ist ein Problem für die Branche – auch im Kreis Segeberg?

Definitiv ist der Fachkräftemangel auch ein Thema für Betriebe im Kreis Segeberg. Besonders aus der Gastronomie und Hotellerie, aber auch im Bereich Handwerk und IT, die ja ebenfalls im touristischen Segment benötigt werden, gibt es einen Mangel. Wir müssen den Standort weiter aufwerten und die Region attraktiver für zukünftige Fachkräfte gestalten.

Welche touristischen Ziele im Kreis sind aus Ihrer Sicht zu wenig überregional bekannt?

Einige Gastronomiebetriebe, die vielfältigen Unterkünfte, Erlebnisangebote im Indoorbereich, Museen, Ausstellungen und kleine bis mittelgroße Events könnten noch mehr Zulauf haben und bekannter werden. Besonders gilt es, den Kreis Segeberg als Urlaubs- und Ausflugsziel auch außerhalb der Hauptsaison attraktiver zu machen. Und das Fledermauszentrum Noctalis mit den Kalkberghöhlen ist ein Ort, an dem unglaublich viel entdeckt werden kann. Ich würde mir wünschen, dass sich noch mehr Menschen für diesen besonderen Ort interessieren und faszinieren lassen.

Wo sehen Sie generell noch Entwicklungspotenzial für den Tourismus im Kreis?

Der Kreis Segeberg hat noch mehr Potenzial, das es auszureizen gilt. Angebote im Naturtourismus sowie in der Kulturszene könnten ausgeweitet werden. „Krisenfester werden“ ist hier das Stichwort, das heißt, Angebote bereitzuhalten, die das ganze Jahr über verfügbar sind. Wir wollen den Punkt Wellness- und Gesundheitstourismus weiterentwickeln. Gepaart mit dem Thema Nachhaltigkeit wird dieser Punkt ein immer wichtigeres Entscheidungskriterium für Urlauber.

Und zum Schluss: Was ist Ihr persönlicher Tipp für einen Tagesausflug im Kreisgebiet?

Mein Lieblingsplatz ist der Große Segeberger See in Bad Segeberg. Der etwa acht Kilometer lange Rundweg um den großen Segeberger See lässt mich entspannen. Ich mag es, die Sitzgelegenheiten auf der Promenade zu nutzen und in die Ferne zu schauen. Wald, Seen, Wiesen, Felder, Aussichtspunkte, Wasseraktivitäten und aktiv sein – all das kann man am Großen Segeberger See in Bad Segeberg erleben.