Naherfurt. Weniger Fleisch essen – und nur aus artgerechter Haltung, statt Billigfleisch: Die Gründer von „EinStückLand“ in Naherfurt werben für nachhaltiges Essen.

Gute Vorsätze gehören zum Jahreswechsel für viele Menschen dazu. Ganz oben auf der Aktionsliste: eine bessere, gesündere Ernährung. Eine britische Non-Profit-Organisation rief 2014 erstmals zum veganen Januar auf. Ziel ist, sich im „Veganuary“ rein pflanzenbasiert zu ernähren – ohne Fleisch, Milch oder Eier. Die Idee kommt an. Mittlerweile machen weltweit über eine halbe Million Menschen bei der Kampagne mit, die nicht missionieren, sondern neugierig machen will und zum Ausprobieren aufruft.

Genau darum geht es auch Lina Kypke und Hinrich Carstensen. Die beiden Jungunternehmer haben deshalb den „Beefebruary“ kreiert – aus „Beef“, wobei damit nicht nur Rindfleisch gemeint ist, und Februar – und möchten daraus bestenfalls auch eine weitreichende Bewegung machen. „Das soll nicht heißen, dass man sich im gesamten Februar ausschließlich von Fleisch ernähren soll. Vielmehr geht es bei der Aktion um bewussten, verantwortungsvollen und reduzierten Fleischkonsum“, erklärt der 35-Jährige, der 2017 mit seiner Partnerin den Online-Marktplatz „EinStückLand“ gründete.

Laut Statistik verdrückt jeder Deutsche pro Woche 1,1 Kilogramm Fleisch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt dagegen maximal 600 Gramm. Eine Richtgröße, die auch der bekennende Fleischfan Hinrich propagiert. „Häufig bestimmt der günstige Preis, was und wie viel wir kaufen und essen, anstatt Herkunft und Qualität. Wertschätzung und Respekt für das Lebensmittel sollten jedoch unbedingt mit auf dem Teller liegen – deshalb lautet unsere Botschaft: Lieber seltener, aber ausgewähltes Fleisch essen“, fordert er.

Als Grundlage für einen exklusiven Genuss sorgt das Paar mit seinem Online-Versand und Hofladen in Naherfurt zwischen Norderstedt und Bad Segeberg. Vermarktet werden robuste Rinderrassen wie Angus, Charolais oder Galloway, Bentheimer Landschweine und Freilandhühner, deren Haltung besonderen Ansprüchen genügen muss.

„Alle Tiere leben artgerecht ganzjährig im Herdenverband unter freiem Himmel, oftmals in Naturschutzgebieten. Während einem Mastschwein in der Massentierhaltung klägliche 0,75 Quadratmeter Stallplatz eingeräumt werden, hat jedes Schwein unseres Partnerlandwirtes jeweils 90 Quadratmeter zum Wühlen, Spielen oder Suhlen.

Regisseur und Rinder-Züchter Detlef Buck macht auch mit

Kraftfutter- oder präventive Medikamentengabe sind tabu. Zudem werden generell keine Jungtiere geschlachtet, sondern diese bleiben bei ihren Müttern – bei den Rindern etwa bis zu einem Alter von rund zweieinhalb Jahren. „Und um den Schlachtweg stressarm zu halten, liegen die Höfe maximal im Umkreis von 100 Kilometern um unseren Schlachter bei Eutin“, betont Hinrich.

25 schleswig-holsteinische Landwirte sind bereits mit von der Partie, darunter der Regisseur und Schauspieler Detlev Buck. Der züchtet im Nienwohlder Moor imposante Limousin-Rinder und ist seit Kurzem auch Vermieter der Jungunternehmer, die seinen überflüssig gewordenen Kuhstall zur Wohnung ausbauen durften – quasi mit Blick auf die zukünftige „Ware“.

„Es ist großartig, die Tiere gesund, mit viel Platz und Ruhe aufwachsen zu sehen“, freut sich Hinrich, der sich zudem dem Prinzip des Crowd-Butching verschrieben hat. Das bedeutet, dass Kunden ihre Bestellung online tätigen und ein Rind oder Schwein erst geschlachtet wird, wenn es komplett vermarktet ist. Und da kein Tier ausschließlich aus Filets und Steaks besteht, geht etwa ein Galloway-Paket auch mit pfannenfertigem Braten, Rouladen, Gulaschwürfeln und Hackfleisch in den Versand.

Für Lina und Hinrich ist es wichtig, dass nichts von dem wertvollen Fleisch verschwendet wird. „Um nachhaltig essen zu wollen, muss man kochen wollen“, lautet ihre Devise. Bereits 5000 Kunden von der Nordsee bis an die Alpen teilen diesen Anspruch und zählen somit zu den ersten Anhängern des neu geschaffenen „Beefebruary“.

„Der soll ein Anstoß sein, seine Gewohnheiten zu überdenken und am besten dauerhaft zu ändern, um nicht im März bequem und reflektionslos weiterzumachen und wieder zum achtungslosen Billigfleisch zu greifen“, wünschen sich die engagierten Unternehmer.

Und sie gehen sogar noch einen Schritt weiter: „Selbst, wenn unsere Idee für einige Menschen ein Weg zur vegetarischen oder veganen Ernährung sein sollte, gehen wir den gerne mit – Hauptsache, es entsteht in den Köpfen ein Bewusstsein für verantwortungsvollen Fleischkonsum.“

Wer beim „Beefebruary“ mitmachen möchte, kann „EinStückLand“ auf denSocial-Media-Kanälen Facebook und Instagram folgen und sich dort Informationen, Tipps und Rezepte holen.