Bad Bramstedt. Ein Flüchtlingsprojekt in Bad Bramstedt vereint ehrenamtliche Arbeit und das Erlernen der deutschen Sprache

„Die deutsche Sprache zu erlernen, ist das Wichtigste“, sagt Abdulrahman Matar. Der Flüchtlingskoordinator der Stadt Bad Bramstedt weiß, wovon er spricht. Der Syrer flüchtete 2013 aus seiner Heimat, hat einen Job bei der Lebenshilfe gefunden und eine Familie gegründet. Nach vielen Kursen spricht er außer Arabisch einwandfreies Deutsch. Weil Matar selbst erlebt hat, welche Bedeutung die Sprache für die Integration hat, arbeitet er an einem ungewöhnlichen Projekt: Er möchte Flüchtlingsfrauen dafür begeistern, gemeinsam ehrenamtlich auf dem Gelände der Moorbahn zu arbeiten, sich dabei zwanglos zu unterhalten und dabei mit Hilfe von Vermittlern die deutsche Sprache zu lernen.

Aus der Oskar-Alexander-Kurbahn, so der genaue Name, soll nicht nur ein Treffpunkt für Freunde von Feldbahn und Moor werden, sondern auch ein interkultureller Arbeits- und Begegnungsort. Betriebsleiter Andreas Knopf ist begeistert von der Idee. „Auch die Kinder der Frauen können zu uns kommen und hier ihren Spaß haben“, sagt Knopf, der mit den Jungen und Mädchen zu Ausflügen mit der kleinen Eisenbahn einladen würde.

Rund um das Gelände soll die längste Benjeshecke Europas entstehen

Konkret denken Knopf und Matar daran, Flüchtlingsfrauen beim Flechten zu beschäftigen. Rund um das Kurbahngelände soll die längste Benjeshecke Europas entstehen. Für den 3,5 Kilometer langen Bau wird Totholz verwendet, das aus dünnen Ästen und Zweigen besteht und wichtige Lebensräume bietet.

„Die Frauen aus dem Ausland bleiben meistens unter sich“, hat Matar festgestellt. Deutsch lernen viele in Kursen, ohne die Sprache jedoch regelmäßig praktisch anzuwenden. Sich bei gemeinsamer Arbeit auf Deutsch zu unterhalten, soll auf dem Moorbahngelände den Spaß an der Sprache fördern. „Nur dann funktioniert Integration“, sagt Matar.

Knopf hat bereits Erfahrungen mit der ehrenamtlichen Arbeit von Flüchtlingen auf dem Kurbahngelände, das dem Klinikum Bad Bramstedt gehört. Vor zwei Jahren haben Männer aus Afghanistan und Marokko auf dem Gelände gearbeitet. „Viele hatten Spaß daran“, sagt der Feldbahner, der seit Jahrzehnten mit den Mitgliedern Förderverein Deutsche Feldbahn die Bramstedter Moorbahn in Schuss hält und ausbaut.

Matar will Frauen zum Mitmachen motivieren

„Ich freue mich über jede Idee, Flüchtlinge zu integrieren“, sagt Matar. Die Stadt Bramstedt bringt derzeit 150 Menschen unter, von denen viele die meiste Zeit des Tages zu Hause verbringen – auch wegen der Coronapandemie. Er wünscht sich ein regelmäßiges Treffen mit deutschen Betreuern auf dem Moorbahngelände, zum Beispiel sonnabends um 10 Uhr. Der Größe der Gruppe sei nach oben keine Grenze gesetzt. Matar hat angekündigt, Frauen in den Unterkünften auf das Projekt anzusprechen und sie zum Mitmachen zu motivieren. „Es kann sofort losgehen“, sagt Knopf.

Zu tun gäbe es genug. Die Hecke muss nicht nur gebaut, sondern auch regelmäßig gepflegt werden. Knopf und Matar überlegen außerdem, für das Projekt einen eigenen Verein zu gründen, wenn sich regelmäßig Unterstützerinnen finden. Auf Dauer könnte in der Hecke der Grünschnitt der Stadt und des Klinikums verwendet werden. Derzeit, so Knopf, werde das Material auf Müllkippen entsorgt.