Kreis Segeberg. Wie viele Menschen leben im Kreis Segeberg? Im eigenen Haus oder zur Miete? Antworten werden vom 15. Mai an eingesammelt

Derzeit wird zum Beispiel täglich die Corona-Inzidenz für den Kreis Segeberg berechnet. Sie zeigt an, wie viele Menschen sich pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche angesteckt haben. In der Hochphase der Pandemie hat das so errechnete Ergebnis darüber entschieden, ob der ganze Landkreis in den Lockdown muss oder nicht, ob die Grundrechte der Menschen dort beschnitten werden dürfen und Geschäften und Restaurants das Wirtschaften untersagt wird.

Um derart wichtige Entscheidungen zu treffen, sollte die Datengrundlage stimmen, sprich, es muss klar sein, wie viele Menschen im Kreis Segeberg tatsächlich leben. Derzeit geht man von einer Zahl um die 278.000 aus. „Doch eine Sammlung der Daten aus Melderegistern der Städte und Kommunen im Kreisgebiet zeigte, dass wir sehr sicher schon über 280.000 Einwohner liegen“, sagt Thorben Lenz. Er ist der Leiter der Erhebungsstelle des Kreises Segeberg und organisiert die Haushaltsbefragungen für den jetzt im Kreis anstehenden Zensus 2022.

Denn 2000 Segebergerinnen und Segeberger mehr oder weniger machen einen großen Unterschied – nicht nur bei der Berechnung der Inzidenz. Sondern in so ziemlich allen Belangen der öffentlichen Hand. Die Inventur der Bürgerschaft, sprich der sogenannte Zensus, ist also geboten.

Zuletzt wurde 2011 nachgezählt in den Haushalten. Eigentlich wäre es 2021 wieder soweit gewesen – aber Corona machte das unmöglich. Nun wird die Zählung in diesem Jahr nachgeholt. Der Zensus läuft europaweit, im Norden sollen etwa 440.000 Personen sowie die Eigentümer von etwa 1,5 Millionen Wohnungen befragt werden. Schleswig-Holstein muss etwa 40 Millionen Euro für die Volkszählung investieren. Die Projektleitung liegt beim Statistikamt Nord.

Ganz Corona-konform schickt das Amt Eigentümern von Häusern beziehungsweise den Verwaltungen von Mietwohnungen Mitte Mai einen Fragebogen, der auch online ausgefüllt werden könne. So soll der Bestand der Wohnungen in Schleswig-Holstein erfasst werden, aber auch, wie groß die Wohnungen von Singles und Familien und wie hoch die Miete ist.

Die sogenannte Haushaltstichprobe übernehmen im zweiten Teil des Zensus die kreisfreien Städte und Landkreise. Also Thorben Lenz und sein Team. Dafür werden alle Personen einer bestimmten Wohnadresse – ganz egal ob Luxus-Villa, Ein-Zimmer-Wohnung im Hochhaus oder Einfamilien-Bungalow – ab 15. Mai angeschrieben und um einen Interview-Termin gebeten. Das Statistikamt hat die Adressen so ausgewählt, dass in jeder Region genügend Menschen Daten für repräsentative Ergebnisse liefern.

40.000 Menschen in Privathaushalten und weitere 4000 in Unterkünften sollen im Kreis Segeberg befragt werden. „Und zwar unter 2G-Bedingungen in Interviews vor Ort“, sagt Thorben Lenz. Die Datengrundlage werde schärfer, wenn sie von geschulten Interviewerinnen und Interviewern erhoben wurde. Und eben nicht von einzelnen Bürgerinnen und Bürgern alleine zu Hause vor dem Rechner. „Auf diesen Daten wollen wir ja über die nächsten zehn Jahre alle Entscheidungen aufbauen“, sagt Lenz. Der Finanzausgleich zwischen Land, Kreisen und Kommunen regle sich darüber. „Und wenn der Bürgermeister einer Kommune seit Jahren für eine weitere Kita kämpft, dann liefert der Zensus ihm vielleicht endlich die nötigen Daten als Argument.“

Um die Daten zu erheben, benötigt Thorben Lenz 390 Erhebungsbeauftragte. Menschen die bereit sind, in den sechs Wochen nach dem 15. Mai, dem Start des Zensus, jeweils um die 100 Haushalte in einem ihnen zugewiesenen Bereich zu befragen. Nach den Grunddaten des Haushaltes, aber in vielen Fällen auch nach sensibleren Daten wie dem Einkommen. Eine Zettelwirtschaft wird es dabei nicht geben, alle Beauftragten bekommen iPads und können so digital arbeiten und Daten direkt speichern. Die Beauftragten würden geschult und mit fälschungssicheren Ausweisen ausgestattet. „Und wir schauen uns die Kandidatinnen und Kandidaten im Vorfeld natürlich genau an“, sagt Lenz. Vorbestrafte Trickbetrüger kommen selbstredend nicht infrage. 850 Euro steuerfrei sind als Aufwandsentschädigung für jeden Datenerheber drin. „170 haben wir schon angeheuert. Wir freuen uns über weitere Bewerbungen“, sagt Lenz.

Die von der Befragung betroffenen Haushalte werden zufällig ausgesucht. Wehren kann man sich nicht dagegen, es bestehe Auskunftspflicht. „Es gibt bei jedem Zensus Unwillige. Aber da sieht das Gesetz Zwangsgelder vor. Wie hoch die sind, das richtet sich nach dem Einkommen der Menschen. Aber: Sich zu weigern kostet richtig Geld!“, sagt Lenz.

Verweigerer des Zensus haben in der Regel Zweifel, ob der Datenschutz gewährleistet ist. Die Zensus-Erhebungsstelle des Kreises an der Keltingstraße in Bad Segeberg ist sowohl physisch als auch datentechnisch und personell getrennt von der Kreisverwaltung. Abläufe und Verfahren seien getestet und immer wieder mit Blick auf die Sicherheit geprüft. „Es gilt, höchsten Anforderungen an Datenschutz und Vertraulichkeit gerecht zu werden“, sagt Lenz. „Sämtliche Daten, die erhoben werden, dienen ausschließlich der Bevölkerungsfortschreibung im Statistischen Bundesamt. Es werden keine Daten aus der Befragung an die Verwaltung zurückgemeldet.“

Zensus 2022 im Kreis Segeberg:Wer Erhebungsbeauftragte/r werden will, findet alle Infos und Formulare unterwww.segeberg.de/zensus