Norderstedt. Komödie am Kurfürstendamm um Schauspieler Dominic Raacke überzeugt vor 200 Zuschauern in der Norderstedter „TriBühne“.
Würden Sie Ihrem Ehepartner eine Niere spenden? Diese brisante Frage ist Basis einer – Komödie. Stefan Vögel schrieb „Die Niere“ und entwickelte mit pointenreichen Dialogen zweier Ehepaare einerseits eine Diskussion übers Organspenden, andererseits einen Ehestreit über Liebe und Betrug. Das Tournee-Theater „Komödie am Kurfürstendamm“ machte daraus ein solides Stück Boulevard-Komödie. Die Aufführung in der „TriBühne“ erhielt von den 200 Besucherinnen und Besuchern begeisterten Applaus.
Theater-Kritik: 200 Gäste in der Norderstedter „TriBühne“
Die Gäste standen zu Beginn vom Eingang zur „TriBühne“ quer durch die Rathaus-Passage und warteten auf den Einlass – nach der 2G-Regel und mit Maske. In der Gastronomie galt 2G+, ohne Maske. Symbolisch verlieren in dem Vier-Personen-Stück auch die Schauspieler auf der Bühne bald ihre Schutzhüllen und verwandeln sich von eingebildeten Karriere-Freaks mit affektierter Sprechweise, Mimik und Gestik zu entblößten, verkniffenen, keifenden und greinenden Wesen. Das gelingt dem Quartett mit dem bekannten Schauspiel-Duo Katja Weitzenböck als Kathrin und Dominic Raacke als Arnold mit Jana Klinge als Diana und Ralf Komorr als Götz bestens. Einzig Komorr muss sich nicht verwandeln, sein Charakter ist von Anfang an der eines beständigen, starken Kerls, allürenfrei und natürlich. Sein Satz „Mein Gott, seid ihr alle kompliziert“ kommt von Herzen.
Die stärkste Verwandlung meistert Dominic Raacke und schreckt dabei auch vorm Chargieren nicht zurück – Boulevard eben. Als Erfolgsarchitekt, der sich einen Turm als Phallus-Symbol baut, tänzelt er blasiert und Beifall heischend über die Bühne, kehrt den alles könnenden Angeber heraus, glücklicherweise nicht ohne Ironie. Plötzlich nierenkrank weiß er, heulend und schlurfend den von Krankheit gezeichneten Mann zu geben. Völlig verzweifelt indes gibt er sich, als sein geliebter Turm einstürzt: des Mannes Spielzeug – ein Schrotthaufen.
Genussvoll geht Katja Weitzenböck ihre Rolle als Kathrin an und entwickelt ihr Spiel mit selbstsicherer Überlegenheit („Arnold, bitte, spiel mit deinem Turm“) und Freude am Witz, gepaart mit einer kräftigen Prise Sarkasmus. Ihr Pendant Jana Klinge als Diana bleibt blass, pflegt das Zicken-Image und spricht zu schnell und zu undeutlich.
Regisseur Martin Wölffer zeigt mit „Die Niere“ sein solides und durchdachtes Regie-Handwerk. Er packt ein ernstes Thema im leichtem Stil an und macht es fürs Publikum genießbar.