Norderstedt. Förderverein des Feuerwehrmuseums will das Boot noch im Januar nach Norderstedt transportieren. Wie das gehen soll.
Das Schiff liegt ruhig im Wasser. Im Billbrookkanal. Seit Mai befindet sich das Feuerlöschboot „Hoechst“ dort am Anleger einer Speditionsfirma – zwischen Ring 2 und der Moorfleeter Straße mitten im Industriegebiet Billbrook. Dorthin haben engagierte Helfer des Norderstedter Feuerwehrmuseums das 60 Jahre alte, ausgemusterte Löschboot des Chemie-Konzerns aus Frankfurt in den Hamburger Hafen gebracht – sechs Tage lang 900 Kilometer über die Wasserstraßen. Von hier soll es per Schwertransport über die Straße weiter nach Norderstedt gebracht werden.
Feuerlöschboot „Hoechst“ soll nach Norderstedt kommen
Doch im Sommer ist ein erster Versuch gescheitert, weil das 60-Tonnen-Schiff zu schwer für den Teleskopkran war. Nun hofft Horst Plambeck vom Förderverein, dass das neue Prachtstück für das Feuerwehrmuseum nun endlich im Januar nach Norderstedt transportiert werden kann. Der Standort vor dem Museum am Friedrichsgaber Weg ist dafür bereits ausgehoben.
Mit zweien der vier „Seeleute“, die die „Hoechst“ eigenhändig aus der Hessen-Metropole abholten, hat sich Fördervereinschef Plambeck jetzt vor Ort ein Bild vom Zustand des neuen Ausstellungsexemplars gemacht. Technisch ist alles in Ordnung, stellten Volker Pohlmann und Wolfgang Grasemann nach eingehender Inspektion an Bord bei leichtem Schneetreiben fest. Das Deck ist zwar mit einer Plane abgedeckt, aber dennoch etwas verdreckt und unaufgeräumt nach der monatelangen Liegezeit bei Wind und Wetter. Das soll sich bald ändern, hofft Plambeck. Schön herausgeputzt, gesäubert und neu lackiert soll das frühere Löschboot, das der zivilen Schifffahrt im Main auch als Eisbrecher dienen konnte, dem Publikum in Norderstedt präsentiert werden.
Feuerlöschboot hat eine lange Reise hinter sich
Gemeinsam mit den Kollegen Wolfgang Kelm und Reinhold Stoffers vom Förderverein und dem Museum haben Grasemann und Pohlmann das „Boot“ hierher manövriert. „Das war ein einmaliges Erlebnis“, sagt Pohlmann. Es sei ebenso aufregend wie anstrengend für die vier Mann gewesen, sagt der ehemalige Vizewehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Harksheide. Sechs Tage und sechs Nächte lang ging es vom Main bei Mainz in den Rhein, weiter über den Dortmund-Ems-Kanal, den Mittellandkanal, den Weser-Ems-Kanal und den Elbe-Seitenkanal bei Lauenburg in die Elbe und schließlich über die Norderelbe in den Billekanal nach Billbrook.
Wegen der einströmenden Flut mussten sie noch eine Nacht extra im Hamburger Hafen neben dem Museumsschiff „Cap San Diego“ ausharren, bevor sie ihr Ziel am Billbrookkanal erreichten. Einer ihrer Vier-Mann-Crew sei immer mit dem Wohnmobil nebenher gefahren, die anderen drei Mann an Bord geblieben, erzählt Pohlmann. Der ausgebildete „Seefahrer“ Kelm habe das Schiff gesteuert und durch die zahllosen Schleusen entlang der Strecke geführt.
Feuerlöschboot: Kein Empfang mit Feuerwehrkappelle
Es ging nur langsam voran: Höchstgeschwindigkeit des 425-PS-Dieselmotors waren 18 Kilometer pro Stunde. Nachts hätten je zwei Mann an Bord und im Camper geschlafen. Für denjenigen, der auf einer Matratze an Deck übernachten musste, sei das keine so bequeme Angelegenheit gewesen, sagt Pohlmann. Schließlich sind alle vier nicht mehr die jüngsten. Als er sie in Hamburg abgeholt hat, sei die Stimmung an Bord etwas auf dem Tiefpunkt gewesen, erinnert sich Plambeck. „Da hat keiner mehr viel geredet.“ Sie seien auch etwas enttäuscht gewesen, „dass uns keine Feuerwehrkappelle mit großem Tamtam empfangen hat“, kontert Pohlmann schmunzelnd und erklärt: „Wir haben uns zu 95 Prozent auf der Tour gut verstanden.“ Aber niemand habe vorher so richtig geahnt, welcher Aufwand mit diesem Schiffstörn quer durch Deutschland verbunden sein würde.
Nun wird also bald die neueste Errungenschaft, die der Förderverein für eine Spende von 2000 Euro erworben hat, auf dem Tieflader sein Ziel in Norderstedt erreichen. Ein Kranunternehmen aus Elmshorn soll das 60 Tonnen schwere Teil auf den Tieflader hieven. Im Sommer war das Projekt am Gewicht des Schiffes und einem Missverständnis gescheitert, erklärt Plambeck. „Die dachten, es wiegt nur 16 Tonnen.“
Feuerlöschboot soll im Feuerwehrmuseum Norderstedt Platz finden
Wegen der Brücken und die quer über die Fahrbahn ragenden Straßenlaternen in Hamburg geht das mit dem 20 Meter langen und fünf Meter breiten Ex-Feuerlöschboot nur außen herum: über die A 1, A 21, B 206 und ab Bad Bramstedt über die A 7 bis Schnelsen-Nord und die B 432 nach Norderstedt. Gut sechs Stunden Fahrzeit für die rund 150 Kilometer lange Strecke hat Museumsleiter Hajo Brandenburg für den nächtlichen Schwertransport einkalkuliert.
Für den künftigen Standort direkt vor dem Museum wurde die Baugrube ausgehoben und mit Betonsockeln versehen, auf denen das schwere Schiff für immer ankern soll. Es wird das Ausstellungs-Highlight für das Museum mit seinen 60 Fahrzeugen, Kutschen und Modellen in den 3500 Quadratmeter großen Hallen sein, sagt Museumsleiter Brandenburg. Es ist das erste originale Feuerlöschboot, das hier zu sehen ist. Bisher gab es nur einen Nachbau einer Schutenspritze der „Wittkittel“, wie die Hamburger Feuerwehr früher hieß.