Kreis Segeberg. Der Heimatverein des Kreises Segeberg erinnert in seinem aktuellen Jahrbuch an kleine und große Ereignisse aus der Vergangenheit.
Flugzeuge waren im Jahr 1912 eher selten am Himmel zu sehen. Schon gar nicht im Kreis Segeberg. Denn der erste zivile Linienflug der Welt fand erst 1919 zwischen Weimar und Berlin statt. Also war der Segeberger Flugtag im Juli 1912 schon ein ganz besonderes Ereignis, das die Bevölkerung in Atem hielt. Geschäfte, Handwerksbetriebe und Behörden hatten geschlossen, damit jeder die Möglichkeit hatte, den ersten Flugtag auf der Rennkoppel in Segeberg zu erleben.
Das beschreibt der Segeberger Heimatforscher Peter Zastrow in seinem Beitrag „Die Rennkoppel war 1912 auch Flugplatz“, der im „Heimatkundlichen Jahrbuch für den Kreis Segeberg 2021“ erschienen ist. Die mittlerweile 67. Ausgabe dieses Buches ist jetzt vom Heimatverein des Kreises Segeberg herausgegeben worden. Auf mehr als 200 reichlich farbig bebilderten Buchseiten gibt es wieder viele Informationen über Vergangenheit und Gegenwart des Kreises Segeberg. Zahlreiche Autoren haben an diesem Werk unter verantwortlicher Federführung des Schriftleiters Ulrich Bärwald aus Sülfeld mitgewirkt.
Flüchtlinge damals und heute sind Thema der diesjährigen Ausgabe
Die diesjährige Ausgabe des Geschichtswerkes behandelt unter anderem ausführlich die über 425-jährige Geschichte der Stadtvogelschützengilde Bad Segeberg, berichtet über den Kauf des ganzen Dorfes Strukdorf 1667, beleuchtet ausführlich sogenannte Kriegsnagelungen im Kirchspiel Kaltenkirchen während des Ersten Weltkrieges, erläutert, wie es zum Bau einer Windmühle in Nahe kam, erklärt die Geschichte der Kassenärztlichen Vereinigung, beleuchtet das Kriegsende im Segeberger Forst im Mai 1945 und beschreibt das Naturschutzgebiet Henstedter Moor in Henstedt-Ulzburg.
Die Leser und Leserinnen werden zurückgeführt in die schwierige Zeit der Flüchtlinge und Hilfebedürftigen von ihrer Flucht 1945 aus Rumänien in den Borsteler Wald, und sie erfahren etwas über die syrischen Jesiden, die dort in diesen Tagen eine neue Heimat finden. Und natürlich wird ausführlich geschildert, wie spektakulär vor 110 Jahren das Luftfahrtzeitalter in der Kreisstadt Einzug hielt.
Statt der elf erwarteten Maschinen landeten nur drei
Bad Segeberg war damals Zwischenstation des Nordmark-Flugwettbewerbs, der von Altona aus gestartet wurde. Tatsächlich sollten die Flugzeuge am 1. Juli eintreffen, wegen des Altonaer Nebels aber geschah das erst einen Tag später. Statt der elf erwarteten Maschinen landeten schließlich nur drei: Einige waren wegen des Nebels auch am nächsten Tag nicht gestartet, ein Pilot war anderswo so hart gelandet, dass er an seinen Verletzungen verstarb. Aber auch diese drei Flugzeuge reichten aus, um die Segeberger in Hochstimmung zu versetzen. Ein Tag lang herrschte Volksfeststimmung auf der Rennkoppel. Schulklassen kamen aus anderen Ortschaften geschlossen anmarschiert, eine Kapelle spielte den ganzen Tag.
Völlig unerwartet erlebten die Segebergerinnen und Segeberger zwei Tage später ein weiteres Luftspektakel: Am Vormittag des 4. Juli 1912 erschien das Luftschiff „Viktoria Luise“ über der Stadt. Es war auf der Rückfahrt von einer Ostseefahrt. Der Zeppelinkreutzer war morgens um 7.30 Uhr in Hamburg aufgestiegen. Als das Luftschiff die Gemeinde Högersdorf passierte, wurde Post abgeworfen. Es waren fünf mit Sand beschwerte Postkarten, denen für den Finder 50 Pfennige beilagen. Die Karten wurden der Post übergeben.