Henstedt-Ulzburg. Neubau der Schule in Henstedt-Ulzburg soll im Bereich der bisherigen Fläche entstehen. Die Gemeinde plant den Zukauf eines Areals.

Noch ist die Vorstellung abstrakt, dass das über 40 Jahre alte Alstergymnasium in Henstedt-Ulzburg in acht bis neun Jahren einmal abgerissen und die gesamte Schule dann in einen bereits fertigen, modernen Neubau umgezogen sein wird. Doch die Gemeinde ist bei den Planungen für das neben dem Rathaus-Neubau vor knapp 30 Jahren größte und komplexeste Projekt der Ortsgeschichte einen wichtigen Schritt weitergekommen. Der bisherige Standort an der Maurepasstraße soll beibehalten und um die „Fläche Lau“ nördlich des Korl-Barmstedt-Weges erweitert werden – das hat der Sonderausschuss „Neubau Alstergymnasium“ einstimmig entschieden. Rund 9,35 Hektar stehen somit potenziell zur Verfügung. Wie teuer der Neubau insgesamt wird, kann nur geschätzt werden – 40 Millionen Euro dürften es mindestens sein. Bundes- und Landesregierung könnten siebenstellige Förderbeträge bereitstellen.

Kriterienkatalog führte zu einem eindeutigen Ergebnis

„Diese Fläche ist sehr gut geeignet für einen Schulneubau. Und sie hat den Vorteil, dass wir schon die Sportplätze haben und zwei Sporthallen. Diese müssen zwar ertüchtigt werden, aber das ist machbar“, sagt Karin Honerlah (WHU), Vorsitzende des Gremiums. Auch wenn die Hallen saniert werden, so wäre eine solche Maßnahme viele Millionen Euro günstiger als neue Sportstätten. Andererseits ist die „Fläche Lau“ in Privatbesitz, muss also gekauft werden. Kosten, Grundstücksmerkmale, städtebauliche Eigenschaften, Lage – auf diese Kriterien hin waren die möglichen Grundstücke durch die Fachleute der Zentralen Gebäudewirtschaft im Rathaus untersucht worden. Sowohl der Bereich „Dammstücken“ als auch der „Beckershof“ fielen durch. „Wir können von Seiten der Verwaltung gut damit leben. Alle hatten sich auf den Kriterienkatalog geeinigt, und das Ergebnis war sehr klar“, sagte Bürgermeisterin Ulrike Schmidt.

Karin Honerlah von der WHU, Vorsitzende des Ausschusses zum Neubau des Alstergymnasiums: „Jetzt ist die Schule gefragt, wie sie ihr Konzept für die Zukunft ausrichten will.“
Karin Honerlah von der WHU, Vorsitzende des Ausschusses zum Neubau des Alstergymnasiums: „Jetzt ist die Schule gefragt, wie sie ihr Konzept für die Zukunft ausrichten will.“ © Christopher Herbst | Christopher Herbst)

Die Fraktionen folgten der klaren Verwaltungs-Empfehlung. Und Karin Honerlah spielt den Ball weiter. „Jetzt ist die Schule gefragt, wie sie ihr Konzept für die Zukunft ausrichten will.“ Für Schulleiter Jan Kahle, das Kollegium, die Eltern und die Jugendlichen ist es wohl eine einmalige Gelegenheit. „Der Standort war auch mein Favorit. Es liegt im Zentrum. Wir wären hier in der Lage, etwas Neues, etwas Modernes zu schaffen“, so Kahle.

1060 Schülerinnen und Schüler besuchen das Gymnasium, 113 sind im aktuellen Abiturjahrgang. Ab 2026 besagen die Prognosen fast 1300, da dann im Zuge der Rückkehr zu G9 erstmalig wieder eine 13. Stufe ihren Abschluss machen wird. Kooperationen bestehen mit der Olzeborchschule und der Gemeinschaftsschule Rhen. „Schülerinnen und Schüler von dort, die nach dem zehnten Jahrgang ihr Abitur machen wollen, haben ihren Platz sicher.“

Schule entwickelt ein Lernkonzept für die Zukunft

In der Schule befasst sich eine Arbeitsgruppe mit dem Mammut-Thema. Kahle betont, dass hier nicht nur junge Lehrerinnen und Lehrer vertreten sind. „Ich möchte nicht, dass sich die Älteren rausnehmen, weil es sie nichts mehr angeht.“ Durch Schulentwicklungstage will das Alstergymnasium vor Ort die Möglichkeit geben, Vorschläge zu machen. „Die Architekten müssen wissen, wo unsere Schwerpunkte liegen, was wir brauchen. Wie soll eine Schule in zehn Jahren aussehen?“, so Kahle, darum ginge es. „Vieles, das wir durch Corona gelernt haben, können wir weiterführen.“ Das Alstergymnasium gilt als Musterbeispiel für gelungenes Distanzlernen, hat auch anderen Schulen im Ort bei der Umsetzung geholfen.

Schulleiter Jan Kahle: „Die Architekten müssen wissen, wo unsere Schwerpunkte liegen, was wir brauchen. Wie soll eine Schule in zehn Jahren aussehen?“
Schulleiter Jan Kahle: „Die Architekten müssen wissen, wo unsere Schwerpunkte liegen, was wir brauchen. Wie soll eine Schule in zehn Jahren aussehen?“ © Christopher Herbst | Christopher Herbst

Die alte „Flurschule“ dürfte ausgedient haben. Ein „Campus“, wie ihn Norderstedt für das Schulzentrum Süd plant, hat auch für Henstedt-Ulzburg einen Reiz. „Wir schauen uns viele Schulen und Projekte in der näheren Umgebung an“, so Kahle. „Schon jetzt individualisieren wir Lernformen, wir schaffen kooperative Lernformen.“ Doch die Räume sind dafür nicht geeignet. „Die Schülerinnen und Schüler sitzen auf dem Gang. Das muss sich ändern.“

Eine externe Schulbau-Beratung soll den Prozess jetzt begleiten, bezahlt über den Schulträger – also die Gemeinde. Das könnte bis Ende 2022 dauern. Auch ein Beteiligungsverfahren, vergleichbar mit dem Integrierten Gemeinde-Entwicklungskonzept, ist vorgesehen. „Ganz wichtig ist uns das Beteiligungskonzept – also, dass wir die Bevölkerung umfassend einbeziehen“, betont Bürgermeisterin Schmidt. Alle Vereine oder Institutionen, die potenziell von dem Neubau profitieren könnten, werden also mitsprechen können. Gerade für Veranstaltungen, ob nun kulturell, sportlich oder in der Bildung etwa zusammen mit der VHS, könnte das neue Gymnasium geeignet sein. Denn der Großgemeinde fehlen adäquate Räumlichkeiten.

Neues SZ Süd in Norderstedt könnte Planungsvorbild sein

Formal befindet man sich in der „Phase Null“. Der Zeitplan ist straff. Das Schulzentrum Süd in Norderstedt ist Warnung genug, hier dauerte dieser frühe Abschnitt deutlich länger als geplant. Im Sommer 2020 gewann dann das Hamburger Architektenbüro GMP einen Realisierungswettbewerb für den „Campus Glashütte“, derzeit läuft die Detailplanung zusammen mit der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt und der Stadtverwaltung. Vor einigen Monaten hatte die Stadt eine Kostenschätzung von 60 Millionen Euro genannt, wobei hier zwei neue Sporthallen im Konzept enthalten sind und zudem nicht nur das Lise-Meitner-Gymnasium, sondern auch die Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark. Im Frühjahr 2023 soll eine bauantragsreife Planung vorliegen.

Das Schulzentrum Süd war einst wie auch das Alstergymnasium nach dem „Kasseler Modell“ gebaut worden, also in Fertigteilbauweise. Bis zum Ende des Jahrzehnts könnten sowohl in Norderstedt als auch in Henstedt-Ulzburg viel beschworene „Leuchtturmprojekte“ stehen. „Das Kollegium hat begriffen, dass wir auf einem Weg sind, den viele andere Schulen nicht beschreiten“, sagt Jan Kahle. „Im letzten Jahrzehnt ist vieles liegen geblieben. Jetzt haben wir eine große Chance. Sowohl die Gemeinde als auch die Politik sind Feuer und Flamme. Wir gehen alle diesen Weg.“