Bad Bramstedt. Deutsche Rentenversicherung Nord hält knapp 71 Prozent des Stammkapitals an dem Krankenhaus – und zieht sich als Anteilseigner zurück.

Beim Klinikum Bad Bramstedt mit seinen mehr als 1000 Beschäftigen stehen umfassende Änderungen der Besitzverhältnisse an: Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Nord, die knapp 71 Prozent des Stammkapitals an dem Krankenhaus hält, zieht sich als Anteilseigner zurück. Jetzt wird ein Investor gesucht, der die Anteile übernimmt und bereit ist, in den nächsten Jahren den kompletten Um- und Ausbau des Klinikums zu finanzieren.

Niemand müsse sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen, sagte Geschäftsführer Jens Ritter. Vielmehr werde es darum gehen, in Zukunft Hunderte neue Beschäftigte einzustellen. Der Wechsel der Besitzverhältnisse werde die Weiterentwicklung des Standorts sicherstellen.

Bereits vor Monaten hatte Ritter angekündigt, dass die auf Krankheiten des Bewegungsapparats spezialisierte Klinik einen „strategischen Partner“ suche, um das Gelände mit dem Krankenhaus und der Reha-Klinik im Bramstedter Kurgebiet neu zu strukturieren und in einen Medizinpark zu verwandeln (das Abendblatt berichtete). Die Investitionen werden sich im dreistelligen Millionenbereich bewegen. Ziel ist der Bau eines völlig neuen, modernen Komplexes. Bislang ist das Klinikum auf diverse Gebäude verteilt.

Mit dem Helios-Konzern hat es erste Gespräche gegeben

Für diese enormen Investitionen kommt jedoch die DRV Nord nicht infrage. Durch ihre Satzung ist die Aufnahme von Krediten enorm erschwert. Die Stadt Bad Bramstedt hält 12,45 Prozent der Anteile, das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) knapp 17 Prozent. Auch sie kommen als große Investoren nicht infrage.

Auf der Suche nach einem Käufer für die Anteile hat das Klinikum im vergangenen Jahr ein Interessenerkundungsverfahren gestartet – mit einem erfreulichen Ergebnis. „Es hat sich herausgestellt, dass wir hier ein Riesenpotenzial haben“, sagt Ritter. „Wir sind eine interessante Klinik, sehr gut aufgestellt und haben Entwicklungspotenzial. Dafür brauchen wir frisches Geld.“ Die Planungen betreffen auch am UKE das Reha-Zentrum Hamburg, das zum Klinikum gehört.

Wie der neue Anteilseigner heißen könnte, will Ritter nicht verraten. Nach Abendblatt-Informationen haben erste Gespräche mit dem Helios-Konzern stattgefunden, der in ganz Deutschland Krankenhäuser und Reha-Kliniken betreibt. Als Interessent kämen auch die Asklepios-Kliniken infrage, die jedoch in Bad Bramstedt einen schweren Stand hätten. Die Stadt hat sich bei einem Grundstücksverkauf für ein Logistikzentrum mit dem Konzern zerstritten. Außerdem steht an der Spitze des Konzern der ehemalige Geschäftsführer des Klinikums, der Bramstedter Kai Hankeln. Er ist bekannt für einen harten Führungsstil und lag in Bad Bramstedr mit Betriebsrat und Gewerkschaften im Dauerclinch. Gegen Asklepios spricht außerdem, dass die Hamburger Kliniken des Konzerns der größte Konkurrent des Klinikum-Anteilseigners UKE sind.

Ver.di fordert, dass Konzern in öffentlicher Hand bleibt

Die Gewerkschaft Ver.di fordert klare Kriterien beim Verkauf der Anteile. „Wieder einmal wird aus betriebswirtschaftlichen Gründen im Gesundheitsbereich ein Investor gesucht mit unklarem Ausgang für die Beschäftigten“, sagte Gewerkschaftssekretärin Imke Wriedt. „Wir fordern, dass der gesamte Konzern auch in Zukunft in die öffentliche Hand gehört.“ Die DRV Nord entscheide, wer der neue Käufer wird. „Wir sehen hier nicht nur die DRV Nord als Versichertenorganisation in der Pflicht, sondern auch die anderen Gesellschafter und die Politik“, sagte Wriedt.

Ver.di fordere den Erhalt des gesamten Konzerns mit allen Arbeitsplätzen und einer Tarifbindung auf dem Niveau des öffentlichen Dienstes sowie die Fortführung der betrieblichen Altersversorgung. „Wir erwarten, dass die schleswig-holsteinische Landesregierung diesen Prozess aktiv unterstützt, damit ein solides Haus mit einem guten Ruf in der Region eine gute Zukunft hat. Es gibt schon zu viele Gesundheitsunternehmen, in denen die Rehabilitation ausgegliedert wurde und dort für die Beschäftigten schlechtere Arbeitsbedingungen gelten als im Akutbereich. Dies gilt es für diesen Konzern zu verhindern“, sagte Imke Wriedt.

Bereits jetzt sammeln die Beschäftigten im Betrieb und in der Region Unterschriften für diese Forderungen. Dabei werde Ver.di sie begleiten, sagte die Gewerkschaftssekretärin.