Kreis Segeberg. Infektionsschutz des Kreises möchte öffentlichen Gesundheitsdienst für die ansteckende Krankheit sensibilisieren.

Die Tuberkulose ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Weltweit erkranken geschätzt jedes Jahr mehr als zehn Millionen Menschen neu, über eine Million Menschen stirbt jährlich daran. In Deutschland ist die Krankheit dank guter Versorgung und Hygiene selten geworden. Aber auch hier sind jährlich fast 5000 Menschen betroffen.

Tuberkulose: Symposium im Segeberger Kreistag

Der Infektionsschutz des Kreises Segeberg macht die ansteckende Lungenkrankheit nun zum Thema eines Symposiums im Kreistagssaal von Bad Segeberg. „Tuberkulose – Versorgung im Wandel“ ist der Titel des interdisziplinären Tages, der in Kooperation mit der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen Düsseldorf für Montag, 17. Januar 2022, geplant ist. Teilnehmen können alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte sowie Beschäftigte in der Sozialarbeit. Das Symposium möchte Optionen und Netzwerke zur Versorgung von Betroffenen aufzeigen.

Tuberkulose wird durch Bakterien hervorgerufen. Meist befallen sie die Lunge. Oft bekämpft die körpereigene Abwehr die Erreger. Ist sie geschwächt, kann die Krankheit ausbrechen. Anzeichen sind Husten, ungewollte Gewichtsabnahme, Müdigkeit, leichtes Fieber und Nachtschweiß. „Die Versorgung von Menschen mit Tuberkulose befindet sich in einem stetigen Wandel“, sagt Dr. Christian Herzmann vom Infektionsschutz des Kreises.

Auch die Covid-19-Pandemie erschwere den Zugang zu Tuberkulosepatientinnen und -patienten, die Aufklärungsarbeit und die Nachsorge. Zudem stehe die Schließung der Medizinischen Klinik Borstel bevor, einer der renommiertesten deutschen Tuberkulosekliniken, die im Kreis Segeberg angesiedelt ist. „Die Versorgung von Menschen mit Tuberkulose erfordert eine intensive fächerübergreifende Zusammenarbeit, und wir hoffen, hierzu einen Beitrag leisten zu können“, sagt Herzmann.

Tuberkulose: Fallzahlen in Deutschland steigen

Tatsächlich steigt die Zahl der Tuberkulosefälle in Deutschland. Und die Migrationsbewegungen, ausgelöst durch Krieg und Terror, spielen dabei eine Rolle. Im Forschungszentrum Borstel haben Wissenschaftler einen multiresistenten Stamm der Tuberkulose nachgewiesen, der auf vier der üblicherweise angewendeten Antibiotika nicht reagierte. Dieser Stamm wurde bei 29 Flüchtlingen entdeckt, die über das Horn von Afrika nach Deutschland gelangten.

„Die Häufung der Fälle mit Migrationshintergrund veranlasste uns, weiterführende Untersuchungen durchzuführen“, sagte Professor Stefan Niemann vom Forschungszentrum gegenüber der „Segeberger Zeitung“. Die Zahl der Tuberkulosefälle in Deutschland sprang unter Einfluss der ersten großen Flüchtlingsmigration um etwa 30 Prozent nach oben: Von gut 4500 im Jahr 2014 auf über 5850 im Jahr 2015. In Schleswig-Holstein stieg die Zahl von 122 auf 148 Erkrankte.

„Eine hohe Aufmerksamkeit für diese Krankheit ist daher unverändert wichtig“, betont Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Viele Asylsuchende kämen aus Ländern mit hohen Tuberkuloseraten und haben daher ein höheres Erkrankungsrisiko. Generell werden Neuankömmlinge bei der Eingangsuntersuchung auf übertragbare Krankheiten untersucht. Dabei werden auch die Atmungsorgane geröntgt, wodurch eine Tuberkuloseerkrankung festgestellt werden kann.

Tuberkulose: Symposium mit hochkarätigen Experten

Das Symposium findet als Hybridveranstaltung statt. Wer sich frühzeitig anmeldet, kann persönlich teilnehmen, sofern die Hygienevorschriften das erlauben. Alle Vorträge werden aber auch online übertragen, sodass auch eine Teilnahme über den eigenen Bildschirm möglich ist. Der Tag geht von 9 bis etwa 15 Uhr. Geplant sind diverse Vorträge. Dr. Christian Schwarzbach vom Gesundheitsamt Hamburg spricht über Tuberkulosebekämpfung in der Großstadt, Dr. Karsten Schulze von der Karl-Hansen-Klinik in Bad Lippspringe im Anschluss über die Optionen bei Therapieverweigerungen.

Über die stationäre Versorgung von Tuberkulosepatienten in Norddeutschland berichtet Dr. Elena Terhalle von der LungenClinic Großhansdorf. Einen roten Faden durch das Labyrinth aus Sozialdienst, Medikamentenversorgung und Kostenträger spannt Susanne Großmann vom Forschungszentrum Borstel. Kollege Professor Florian Maurer vom Nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien am Forschungszentrum Borstel, stellt danach Resistenzen und Therapieoptionen vor. Dr. Brit Häcker vom Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose aus Berlin, spricht über die Digitalisierung in der TB-Versorgung. Professor Jan Heyckendorf von der Uni Kiel präsentiert zum Abschluss wissenschaftliche Highlights aus der Tuberkulose-Forschung.

Tuberkulose-Symposium,17.1.22, 9.00, Kreistagssitzungssaal Bad Segeberg, Hamburger Straße 30.

Anmeldung unter www.akademie-oegw.de oder unter veranstaltungsbuero@akademie-oegw.de Bad Segeberg.