Norderstedt. Der schwedische Einzelhändler Rusta hat am Donnerstag auf der ehemaligen Karstadt-Sports-Fläche eine Filiale eröffnet.

Als die meisten Menschen in der Stadt Norderstedt noch schliefen, machte sich Afzal Ali bereits auf den Weg. Der 45 Jahre alte Norderstedter wollte nichts dem Zufall überlassen, sondern möglichst einer der ersten in der Warteschlange sein für die Eröffnung des Rusta-Marktes in der De-Gasperi-Passage auf der ehemaligen Karstadt-Fläche. „Als ich gekommen bin, war noch nichts los. Erst später“, sagte Ali. Kein Wunder, schließlich war es bei seinem Eintreffen gerade einmal fünf Uhr morgens.

Fünf Stunden später hingegen stehen die Menschen vor dem Eingangsbereich Seite an Seite, gewartet wird bis zur Rolltreppe. Andere gehen ungläubig vorbei, sehen den roten Teppich und die knallgelben Werbebanner. „Neueröffnungen sind die Faszination des Einzelhandels, das macht am meisten Spaß“, sagte Christof Sauck, Manager für das Deutschland-Geschäft des schwedischen Unternehmens. Für den in Skandinavien etablierten Discounter ist die Stadt Norderstedt ein prädestinierter Standort, sowohl von der Größe als auch dem Einzugsgebiet im Norden der Metropolregion.

16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat die Filiale bisher, gesucht werden aber noch Aushilfen. „Wir sind sehr eingespielt, es kommen immer Kollegen aus anderen Ländern zu Eröffnungen, um uns zu unterstützen.“ Tatsächlich sprechen manche der Angestellten sogar Englisch miteinander.

Norderstedt ist der sechste Standort in Deutschland

Rusta ist anders als Karstadt – etwa, weil es keine Kleidung gibt. „Unser Thema ist ,alles für das Leben zu Hause’“, so Sauck. „Und zu günstigen Preisen. Es geht um Einrichtungs- und Konsumartikel, wir gehen stark in den Saisonbereich.“ Nun beginnt die Weihnachtszeit.

Afzal Ali darf zusammen mit Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder – „sie hat den hohen Stellenwert der Lage im Zentrum herausgestellt“ (Christof Sauck) – und Filialleiter André Hamann das Band durchschneiden, dann beginnt der Run auf die Angebote. Die ersten 100 Personen erhalten jeweils einen 100-Euro-Gutschein, das ist bei Rusta Usus an einem ersten Tag.

Aus Langenhorn sind Sandra Otto und Dennis Kück gekommen. Sie sind verlobt, „wir ziehen am Sonnabend in unsere erste gemeinsame Wohnung“, verraten sie. „Wir holen hier noch einmal Stabmixer, Fußmatten, alles, was man schnell ersetzen kann. Auch Gardinen. Ist ja alles echt günstig.“

Rusta schließt die Lücke, die Karstadt Sports hinterlassen hat

Jasir (18) und sein Bruder wohnen nur zehn Minuten entfernt vom Herold-Center. „Wir hatten den Flyer per Post bekommen und gesehen, dass die ersten 100 Kunden einen Gutschein bekommen. Wir waren gegen sieben Uhr hier.“ Was sie gefunden haben? „Alltagskram für die Familie.“ Die Freundinnen Daniela Mansfeld und Annika Michel aus Norderstedt haben die Kinder Cataleya, Dima und Max mitgebracht. „Mal gucken, was es hier so gibt“, ist ihr Motto. Spielzeug für die Kleinen haben sie auf jeden Fall bereits gefunden. So etwas wie Rusta „hat hier gefehlt“, sagt Mansfeld.

Als Afzal Ali und seine Frau Munawara zur Kasse gehen, schieben sie zwei volle Einkaufswagen vor sich her. Und da sind sie nicht die einzigen. Einen Konsum-Tag wie diesen hat es hier nicht mehr gegeben, seitdem Karstadt und Karstadt Sports vor fast genau einem Jahr im Oktober 2020 ihren großen Ausverkauf hatten. Rusta schließt auf 2500 Quadratmetern nun also zumindest die Lücke, die Karstadt Sports hinterlassen hat. „Das ist für uns die perfekte Location“, betont Christof Sauck.

Das Herold-Center begrüßt den neuen Nachbarn

Mehrere Tausend Quadratmeter der ehemaligen Karstadt-Fläche stehen indes immer noch leer. Was hier passiert, ist unklar. Von Kunden ist teilweise zu hören, dass sie sich noch mehr Angebote aus dem Lebensmittelbereich wünschen, so etwas wie Kaufland. Sauck: „Wir sind froh, dass wir hier den ersten Schritt machen konnten. Hoffentlich ziehen dann andere nach. Es funktioniert nur gemeinsam, man muss sich gegenseitig befruchten.“

Der unmittelbare Nachbar, das Herold-Center, hofft auf einen Synergieeffekt. Manager Thomas Krause besuchte Rusta zur Eröffnung. „Wir freuen uns sehr, dass in der Immobilie der alten Karstadt-Fläche zur Hälfte wieder Leben einkehrt. Es passt hervorragend nach Norderstedt. Und Rusta hat das eine oder andere, was den Kunden nach dem Ende von Karstadt gefehlt hat, wieder im Angebot.“