Norderstedt. Die Norderstedter Galerie Jan Menssen zeigt die umwerfende blecherne, blinkende Kunst von George Koningstok.
Da sind Tausende Kronkorken. Kronkorken, die Anker und Äpfel zieren, Cannabis-Blätter und das Friedenszeichen, die auf Gitarren und der Black Matter Faust prangen oder einem Sowjet-Stern und immer wieder auf dem Skull, dem Totenkopf.
George Koningstok ist der Kronkorkenkönig, und er lässt es mit 80 Jahren so richtig krachen. Denn er nagelt, klebt und schraubt die Kronkorken nicht nur einfach auf seine Figuren, seine „Emotionsträger“, er setzt das Ganze auch unter Strom, lässt es bunt blinken und leuchten, während CDs auf integrierten Playern in seinen Gitarren auch noch besten Rock spielen, beispielsweise in einer stilisierten Rickenbacker 325 von 1958, wie sie John Lennon spielte. In anderen Gitarren verbaut er Digital-Radios.
Kronkorken-Kunst in Norderstedter Galerie
Bis 22. Oktober sind seine Werke, serielle Bilder und die Kronkorken-Assemblagen in der Galerie von Jan Menssen an der Ulzburger Straße 308 zu sehen. „Es kommt einfach über mich“, sagt George Koningstok und grinst. Als Kind hat der gelernte Maschinenschlosser Briefmarken gesammelt. Aber das langweilte ihn. Er kaufte sich einen Malkasten und malte Blumen. Und eine Balletttänzerin für seine Ehefrau.
Er belegte Kurse bei Gerd Krenckel an der Hamburger Akademie Leonardo. „Das ist mein Meister, er hat mich alle Techniken gelehrt“, sagt George Koningstok, der seinen Nachnamen meistens weglässt. Auf Malreisen nach Andalusien, Ägypten, in die Toskana, nach Südafrika, Peking und Shanghai holte er sich den letzten Schliff und noch mehr Inspirationen, beispielsweise für seine Lotusblüten-Serie, deren Ornamente so winzig sind, dass er sie mit der Lupe malte.
Er malte „wie verrückt“ – und erlitt einen Herzinfarkt. Das war 2008 und – der Start in ein neues Leben. „Ich habe mit den Collagen angefangen. Das sind für mich Emotionsträger, weil in ihnen so viele Gefühle stecken“, sagt George. Er arbeitet intuitiv. „Wenn meine Kronkorken, Blechschachteln und all die anderen Dinge irgendwo drauf wollen, liegen sie plötzlich neben mir, die wissen, wo sie hinwollen, und ich lasse sie gewähren“, sagt er. Auch alte farbige Glasstücke gehören dazu, Figuren aus Kindersammelserien, Perlen und Puppen.
Koningstok übt in seinen Arbeiten auch Kritik
Viele Sammler alter Dosen dürften die Augen tränen, denn Liebhaber-Stücke von Kemm’sche Kuchen und Zigarrillo-Schachteln zersägt er und collagiert nur die Oberfläche in seine Objekte. Dazu fädelt er Perlen und andere kleine romantische Kostbarkeiten zu Anhängern auf. Das Emailleschild „Ra-Signal A 13“ aus einem Stellwerk der Bahn und das Oberteil einer alten Pirouetta-Zigarrillo-Schachtel hat er in einem Mini-Spielautomaten eingebaut, deren Umrandung von mit Strasssteinchen besetzten Kronkorken verziert ist. Natürlich ist der Spielautomat elektrifiziert und blinkt und leuchtet wie ein großer. Ein Hingucker in jedem Wohnzimmer.
George bezeichnet seine Assemblagen, die er Collagen nennt, als „ehrliche echte Handarbeit, jedes Stück ein Original“. Flugs steckt er einen Chip in den Schlitz einer Gitarre, und schon dröhnt Rockmusik vom integrierten CD-Player. Auch ein Hard-Rock-Button und ein Kronkorken-Öffner fehlen nicht, schließlich macht Rock durstig.
Dass in seinen blinkenden und klingenden Objekten auch Kritik steckt, übergeht George stillschweigend. Auf die Black Matter Faust hat er alte Dosen von „Maguntia Feinwurst“, präsentiert von einem schwarzen Wurstverkäufer, und die Werbe-Ikone einer schwarzen Frau mit afrikanischem Kopfputz montiert. Auf einer Apfelform-Assemblage steht „An apple a day keeps Trump away – Putin rocks“. Auf die Form des Freimaurer-Emblems klebte er eine „Pullmoll“-Dose – auf die er allerdings „Hanf Pastillen“ schrieb.
Bunte Kunst aus Sperrholz, Blech und Kronkorken
„Ich denke mir, dass die Jungs hinter verschlossenen Türen auch gern mal eine rauchten“, sagt George vergnüglich. Den roten Sowjet-Stern umrandete er mit Coca-Cola-Kronkorken und fügte auch noch perlenumrankte Buttons mit „That’s Christmas“ und „Go Demo 66“ hinzu. Und dann gibt es noch die Skull-Serie – Totenköpfe mit Teilen von Shell- und Salzletten-Dosen bis zu einem „Jimmy Carter“-Werbeschild.
Den Korpus seiner Objekte schneidet er aus Sperrholz und verkleidet ihn mit Dosenblech, um sich dann von seinen Kronkorken, Blechdosen und weiteren schrägen Fundstücken in die eigentliche kreative Arbeit treiben zu lassen.
George: „Mein Herzinfarkt hat mir ein neues Leben geschenkt, und mein Arzt attestierte mir gerade im Arztbericht: ,In exzellenter Verfassung, der Mann. Er macht Kunst!’“
George Koningstok, „Assemblage Art Unique“, Galerie Jan Menssen, Ulzburger Straße 308, bis 22.10, Mo-Fr, 16.00-21.00, Sa, 10.00-13.00. Anmeldung unter 0178/552 28 80 oder info@galerie-menssen.de