Norderstedt . Norderstedt entscheidet sich einstimmig für das Verkehrsprojekt, das die Stadt mindestens 34 Millionen Euro kostet. Wie es weitergeht.
Volle Unterstützung für das „Mega-Projekt“. Einmütig sprach sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr am Donnerstagabend im Rathaus dafür aus, die U-Bahn-Trasse, die jetzt in Norderstedt-Mitte endet, um drei Stationen bis zur Quickborner Straße in Friedrichsgabe zu verlängern. Arbeitstitel für die neue U-Bahn-Haltestelle fünf Kilometer nördlich: „Norderstedt-Nord“.
Rund 135 Millionen Euro soll dieses „wohl größte Infrastruktur-Projekt für die nächsten 20 Jahre“ in der größten Stadt des Kreises kosten, wie Ausschussvorsitzender Nicolai Steinhau-Kühl (SPD) es nannte.
Norderstedt wird ein Viertel der Kosten tragen
Zugleich sprach sich der Ausschuss dafür aus, dass sich die Stadt Norderstedt gegenüber dem Land „verpflichtend“ bereiterkläre, mindestens 25 Prozent der Gesamtkosten – nach heutiger Schätzung rund 34 Millionen Euro – selbst zu tragen. Drei Viertel der Kosten sollen aus Bundesmitteln für Nahverkehrsprojekte gespeist werden. Wenn die Stadtvertretung dieser Empfehlung am 14. September folgt, kann die U-Bahn-Verlängerung in den Landesweiten Nahverkehrsplan (LNVP) aufgenommen werden, der demnächst vom Landtag verabschiedet werden soll.
So viel strahlende Gesichter und so viel Lob an die Stadtverwaltung in Person des Fachbereichsleiters für Verkehr, Entwässerung und Liegenschaften, Mario Kröska, gab es wohl selten vonseiten der Politik. Kröska war es gelungen, seit seinem Auftrag vor fast genau einem Jahr vom selben Gremium auf CDU-Initiative in den Verhandlungen mit dem Ministerium grünes Licht aus Kiel zu bekommen. Offiziell laufe diese U-Bahn-Verlängerung als „straßenbahngleiches Schienenvorhaben“, erklärte Kröska.
U-Bahn könnte bis 2030 fertiggestellt sein
Denn zuständig für den Bahnverkehr sei eigentlich nur das Land, Ausnahme Straßenbahnen für Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern. „Somit können wir das Planfeststellungsverfahren alleine planen“, sagte Kröska. Er werde sich kompetente Unterstützung von der Hamburger Hochbahn dafür holen und wahrscheinlich zwei zusätzliche Ingenieure brauchen, sagte der Chefplaner im Rathaus. 850.000 Euro schätzt er, werde die Planung kosten. Dieses Geld hat der Ausschuss mit Sperrvermerk in den Haushalt eingestellt, das mit der Aufnahme des U-Bahn-Ausbaus im LNVP fließen kann.
Nach 1969, als die Hamburger U-Bahn das Herold-Center in Garstedt, und 1996 Norderstedt-Mitte erreichte, könnte weitere drei Jahrzehnte später die U-Bahn die gesamte Nord-Süd-Richtung Norderstedts mit dann sechs Haltestellen erschließen. Kröska ist optimistisch, dass der U-Bahn-Ausbau bis 2030 fertiggestellt sei. Er habe in seiner 25-jährigen Amtszeit in Norderstedt zwei große Verkehrsprojekte Plan festgestellt, sagt er: „Für den Knoten Ochsenzoll, der 15 Millionen Euro gekostet hat, brauchten wir zweieinhalb Jahre. Die neue Oadby-and-Wigston-Straße, die acht Millionen Euro gekostet hat, wurde in zwei Jahren zu Ende geplant.“
Bahntrasse ist bereits vorhanden
Kröska kann sich nicht vorstellen, dass es großen Widerstand aus der Bevölkerung oder von Umweltverbänden gegen die U-Bahn-Verlängerung geben wird. Auch wenn im Ausschuss einige Skeptiker im Hinblick auf das langwierige U-5-Projekt in der Hansestadt warnten, es könnte sicherlich 20 Jahre dauern. Schließlich sei die Bahntrasse, die zurzeit von der AKN auf dieser Strecke betrieben wird, bereits da. „Da werden also keine Krötenläufe neu durchschnitten.“ Die elektrifizierte U-Bahn sei erheblich leiser und weniger emissionsbelastet als die dieselangetrieben AKN-Triebwagen.
Geplant ist, die U-Bahn-Schienen auf das jetzige AKN-Gleisbett der AKN zu verlegen, allerdings tiefergelegt und von beiden Seiten mit Lärmschutzwänden umgeben, ähnlich wie dies von Norderstedt-Mitte bis Garstedt der Fall ist. Die Bahnübergänge an der Waldstraße und der Quickborner Straße werden künftig mit einem Trog unterquert, sodass sich Bahn- und Autoverkehr dort nicht mehr in die Quere kommen können.
Verwaltung rechnet mit fünf Jahren Bauzeit
Kröska rechnet mit fünf Jahren Bauzeit. Auf dem Streckenabschnitt werde es dann zum Teil Schienenersatzverkehr für die unterbrochene AKN-Trasse geben. „Wir werden aber auch unter Verkehr bauen müssen, so wie wir es am Knoten Ochsenzoll gemacht haben“, sagt Kröska. „Da kann nicht die ganze Zeit der Buspendelverkehr zwischen der Quickborner Straße und Norderstedt-Mitte die AKN-Bahn ersetzen.“
SPD-Fraktionschef Steinhau-Kühl erinnerte daran, dass seine Partei im Wahlprogramm noch gegen die U-Bahn-Verlängerung gewesen sei. Aber da sei noch „mit ganz anderen Zahlen“ ohne Zuschüsse operiert worden, die den Rahmen gesprengt hätten. Darum habe seine Partei auf einer spontanen Sondersitzung ihre Position geändert.
Politiker begeistert von U-Bahn-Verlängerung
Erstmals hatte der damalige Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) zu Beginn seiner vierten Amtszeit Ende 2016 die U-Bahn-Verlängerung ins Gespräch gebracht und dafür mit 400 Millionen Euro Baukosten spekuliert.
Patrick Pender (CDU) zeigte sich „hocherfreut, dass die Verwaltung vehement drangeblieben ist“. Grünen-Fraktionschef Marc Muckelberg sagte: „Das wird ein Mega-Projekt, das reichlich Kapazitäten fressen wird. Hoffentlich dauert es keine 20 Jahre wie solche Planfeststellungsverfahren im Durchschnitt brauchen.“ Joachim Welk (WiN) war begeistert: „Die U-Bahn ist die optimale Verkehrsverbindung. Toll, dass wir sie so günstig kriegen können.“
Wissenswertes zur Linie U1
- Die U1 ist nicht nur die längste U-Bahn-Linie Hamburgs – sondern sogar die längste Deutschlands
- Bei einer Gesamtlänge von 55 Kilometern fährt die U1 auf 13,4 Kilometern im Tunnel
- Sie verbindet Norderstedt und Ohlstedt/Großhansdorf: In Volksdorf gabelt sich die Strecke
- Eine Fahrt von Norderstedt bis nach Ohlstedt dauert 76, bis nach Großhansdorf 84 Minuten
- Die Linie hat insgesamt 47 Stationen
- Die Kennfarbe der U1 ist blau